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Goldene ZeitenEin Blick in den Tresor von Sal. Oppenheim

Lesezeit 3 Minuten
Das ehemalige Stammhaus der Privatbank Sal. Oppenheim an der Ecke Unter Sachsenhausen/Tunisstraße.

Das ehemalige Stammhaus der Privatbank Sal. Oppenheim ist seit 2018 im Besitz der Momeni Gruppe. Hinter der teilweise denkmalgeschützten Fassade entsteht ein modernes Bürogebäude.

Das Kölner Bankenviertel in unmittelbarer Nähe zum Dom ist im Wandel. Dazu gehört auch das ehemalige Stammhaus der Sal. Oppenheim-Privatbank, das derzeit aufwendig modernisiert wird. Dabei soll eines weiterhin an die goldenen Zeiten des Gebäudes erinnern: Der Tresorraum im Kellergeschoss.

Mehr als 200 Jahre ist die Geschichte der Sal. Oppenheim-Privatbank in Köln alt. 2018 endete sie, doch etwas ist bis heute übrig: Der Tresor im Keller des ehemaligen Stammhauses. Die Rundschau hat einen Blick hineingeworfen.

Der „doppelte“ Tresorraum erinnert an die Zeiten der größten unabhängigen Privatbank Europas (siehe Infotext). Im Laufe der Jahre wurde um die ursprüngliche Tür zu den Schließfächern noch ein zweiter Sicherheitsgang mit einer weiteren Stahltür errichtet. An den Gittertüren davor glänzen noch die vergoldeten Embleme von Sal. Oppenheim.

Hinter Gittertore mit vergoldeten Emblemen der früheren Sal. Oppenheim-Privatbank stehteine schwer aussehende Stahltür mit großen Schließgittern.

Ein Blick in den alten Tresor von Sal. Oppenheim im Keller des ehemaligen Stammhauses im Bankenviertel.

An den Glanz vergangener Tage erinnern vor allem die vergoldeten Verzierungen der inneren Tresortür. Auf einer goldenen Platte steht: Patent von Simon J. Arnheim, dem früheren Hofkunstschlosser des deutschen Kaisers. Eine letzte Erinnerung an den Reichtum früherer Tage, die weiterhin bestehen soll. „Die geschützten historischen Elemente werden erhalten und in das neue Projekt ,Sachs’ integriert“, versichert Ulrich Wetterkamp, Geschäftsführer bei Momeni. Er berichtet zudem von einem zweiten Tresorraum, der sich über mehrere Etagen erstreckt. Dieser jedoch wird zurückgebaut. Er sei nicht erhaltenswert, dort lagerten hauptsächlich Akten der Bank.

Eine vergoldete Platte steckt hinter Glas in der Tresortür der früheren Privatbank. Darauf hat sich der frühere Hofkunstschlosser des deutschen Kaisers mit seinem Patent verewigt: Simon J. Arnheim.

Die vergoldete Platte innerhalb der Tresortür.

Was von außen aussieht, als wäre es Stein auf Stein gemauert, entpuppt sich im Inneren als Stahlbau. Riesige Träger ziehen sich durch das Gebäude, das derzeit entkernt wird. Gleich nebenan, Unter Sachsenhausen 2, steht der ursprüngliche Sitz der Rheinisch-Westfälischen Bodenkreditbank, errichtet 1914. Später gehörte auch dieses Gebäude zur Oppenheim-Bank. Die Fassaden beider Bauten sind größtenteils denkmalgeschützt. Doch wie schaffen solche historischen Bauwerke die Entwicklung zum modernen und flexiblen Bürogebäude im Inneren?

Die geschützten historischen Elemente werden erhalten und in das neue Projekt Sachs integriert.
Ulrich Wetterkamp, Geschäftsführer Momeni

Die Fachleute sprechen heute bereits vom „Post-Corona-Office“. Klassische Einzelbüros entlang langer Flure sind seit der Pandemie aus der Mode. Sie sind nicht ganz wegzudenken, doch heutzutage sei eine Kombination aus verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten das bewährte Mittel, meint Wetterkamp. Denn auf der einen Seite sollen Gespräche über sensible Inhalte nicht im Großraum stattfinden, auf der anderen dürften Tischgruppen mit mobilen Arbeitsplätzen nicht mehr fehlen.

Modern und barrierefrei

Ein wichtiges Stichwort sind „kurze Wege“, die Gebäude auf jeder Etage werden daher miteinander verbunden. Da die Etagen nicht gleich hoch sind, müssen an manchen Treppen kleine Rampen entstehen. Aufwändige Sanierungen sind das Spezialgebiet des Investors Momeni, der wie berichtet auch weitere ehemalige Banken in der Nachbarschaft modernisiert.

Zu dem Gebäudeensemble gehört auch noch ein dritter Trakt an der Ecke Enggasse/Stolkgasse. Dieser wird abgerissen, an seiner Stelle entsteht ein Neubau. Die Abrissarbeiten von Mauerwerk und Fassade sollen Mitte März beginnen.


Einst größtes privates Bankhaus Europas

1953 bezog Sal. Oppenheim das mit Naturstein verkleidete Gebäude mit der Anschrift Unter Sachsenhausen 4. Die Privatbank selbst stammte aus dem Jahr 1789 und gehörte Gesellschaftern und Angehörigen der Familie von Oppenheim. In seinen Hochzeiten verwaltete das Unternehmen ein Vermögen von über 150 Milliarden Euro und war das größte unabhängige Bankhaus in Europa.

Der tiefe Fall folgte 2009, als die Bank in nur einem Geschäftsjahr einen Verlust von über einer Milliarde Euro erlitt. Im selben Jahr übernahm die Deutsche Bank den Konzern.

2012 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Untreue in besonders schwerem Fall gegen einige der früheren Gesellschafter. Die Gerichtsprozesse zogen sich über Jahre. 2018 stellte die Deutsche Bank den aktiven Geschäftsbetrieb von Sal. Oppenheim endgültig ein, nachdem die verbliebenen Kunden und Teile des Geschäfts in das eigene Unternehmen integriert wurden. (rom)