Wirtschaftsparkplätze: Eigentlich ist es ein Pilotprojekt der Städte Bonn und Köln. Doch Bonn reißt der Geduldsfaden, weil Köln auf sich warten lässt.
Umsetzung dauertDarum warten Kölner Handwerker weiter auf Wirtschaftsparkplätze
Es soll tatsächlich Viertel in Köln geben, in denen es nahezu unmöglich ist, einen Termin bei einem Handwerker zu bekommen. Nicht wegen des allgemeingültigen Arguments, weil die Handwerksbranche massiv unter Personalproblemen leidet und kaum noch Termine frei hat. Sondern wegen der speziellen Situation beispielsweise in Teilen von Ehrenfeld, dass die Handwerker angeblich keinen Parkplatz mehr finden. Darum würden sie Terminanfragen unter anderem von der Venloer Straße rundweg ablehnen, berichten betroffene Kunden. Die Lösung sollen „Reservierte Parkplätze für den Wirtschaftsverkehr“ bringen. Die Stadt Köln und Bonn haben dazu in Abstimmung mit der Handwerkskammer Köln und der Industrie- und Handelskammer ein Pilotprojekt aufgesetzt. Doch nun hat sich Bonn abgesetzt, führt schon mal im Alleingang erste „Wirtschaftsparkplätze“ ein. Grund: Weil die Umsetzung in Köln noch Zeit in Anspruch nehme.
Bonn ist Vorreiter, Köln reitet hinterher
Euphorie in Bonn: „Besonders freut mich, dass wir die Wirtschaftsparkplätze in Kooperation mit den Handwerks- und Wirtschaftsverbänden planen konnten. So können wir mit dieser Idee gemeinsam Vorreiter in Deutschland sein“, sagt die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Köln reitet hinterher. Dabei scheinen die Wirtschaftsparkplätze gar kein Hexenwerk zu sein. In einer Grafik zeigen die Bonner, was es dazu braucht: eine blaue Umrandung, der Schriftzug „Wirtschaftszone“ und vier Schilder, die darauf hinweisen, dass dort tagsüber lediglich Handwerker, Liefer- und Pflegedienste Halt machen dürfen.
Für die Bonner OB (Grüne) ein „essenzieller Bestandteil der Mobilitätswende“. Verkehrswende? Wollen die Kölner auch. Blaue Farbe ließe sich sicherlich noch finden. Und an Schildern scheint in der Domstadt kein erkennbarer Mangel zu herrschen. Warum also kann das Kölner Mobilitätsdezernat mit den Bonner Kollegen nicht Schritt halten? Salopp gesagt, weil es dickere Brötchen backen will.
Kölner wollen Sensoren
Auf Anfrage der Rundschau bestätigt ein Sprecher: „Die Städte Bonn und Köln haben das Projekt Wirtschaftszone gemeinsam mit der IHK und HWK initiiert.“ So weit, so gemeinsam. Doch dann kommen die Eigenheiten: „Neben der reinen Einrichtung von Wirtschaftszonen ist in Köln vorgesehen, das Pilotprojekt mit einer Sensortechnik zu überwachen und das Pilotprojekt wissenschaftlich zu begleiten. Hierzu sind noch Abstimmungen erforderlich“, sagt ein Sprecher. Bonn plant, vorerst in sechs Straßen Wirtschaftsparkplätze einzurichten. Im Verhältnis dürften es in Köln mehr sein. Wenn die dann noch eine Sensortechnik installiert werden soll, scheint nachvollziehbar, warum Bonn nicht auf Köln warten will.
„Leider keine Anzeichen der Umsetzung“
Für die Handwerkskammer zu Köln sagt Stephanie Bargfrede, Geschäftsführerin unter anderem für die Handwerkspolitik: „In Köln gibt es seit einem Jahr einen Ratsbeschluss, den wir als klares Signal der Stadt für die Einführung von Wirtschaftsparkplätzen deuten.“ Für Bargfrede ein „klares Signal“. Jedoch: „ Leider gibt es bislang keine erkennbaren Anzeichen für eine Umsetzung. Anders als die Bundesstadt Bonn hat sich die Stadt Köln nicht sofort dahintergeklemmt, zumindest ein Pilotprojekt zu starten. Wir stehen für Rückfragen zu Art und Umfang der Wirtschaftsparkplätze gerne bereit. Hauptsache, es tut sich bald etwas.“
Erste Gespräche zur Venloer Straße
Die Industrie- und Handelskammer zu Köln will lieber nicht Salz in die Wunde streuen, sondern hoffnungsvoll in die Zukunft schauen: „Wir begrüßen es sehr, dass Wirtschaftsparkplätze genauer untersucht werden. Unternehmen in Innenstädten und Stadtquartieren brauchen Flächen beispielsweise zum Be- und Entladen, zum Leeren von Fettabscheidern in Restaurants oder aber auch für handwerkliche Dienstleistungen. Mit der Stadt Köln und der Handwerkskammer sind wir derzeit auch schon im Austausch zu diesem Thema auf der Venloer Straße.“