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KölnGroßer Andrang bei der Lego- und Modellbahn-Ausstellung in der Messe

Lesezeit 4 Minuten

Ganze Städte aus Legosteinen gab es zu bestaunen, an anderer Stelle durfte auch selbst gebaut werden (r.).

Köln – Am 27. April 2001 war Robert Gubbe im Alter von elf Jahren das erste Mal auf den Türmen des World Trade Centers (WTC). Und auch wenn es gleichzeitig sein letzter Besuch der damals höchsten Gebäude New Yorks war, die keine fünf Monate später durch den Terroranschlag zerstört wurden – die Faszination Gubbes für sie ist bis heute geblieben. Die vergangenen drei Jahre hat der 28-Jährige damit verbracht, sein Hobby „World Trade Center“ mit seiner anderen großen Leidenschaft zu verknüpfen: Lego.

Im Maßstab von ungefähr 1:100 haben er und Thomas Kratz die beiden Zwillingstürme in akribischer Arbeit und mit jeweils 65.000 Steinen nachgebaut. 100 Kilogramm bringt jeder Turm dabei auf die Waage. Mit ihrer Gruppe „Brick-Fans Rhein-Main“ präsentierten sie nun ihre Arbeit dem staunenden Messe-Publikum in Deutz.

Aus 65.000 Steinen erbaut: das World Trade Center.

Dort fand an den vergangenen vier Tagen nämlich nicht nur die 35. Internationale Modellbahn-Ausstellung (IMA), sondern wie bereits seit zehn Jahren gleichzeitig auch die Lego-Fanwelt statt. Beide Events, die alle zwei Jahre stattfinden, schlagen in Köln ihr jeweils europaweit größtes Domizil auf. Abgerundet werden beide Ausstellungen zusätzlich noch vom Lego-Kidsfest und dem Kölner Echtdampf-Treffen, so dass Tausende Miniatur-Fans von Groß bis Klein auf ihre Kosten kommen. Alleine in der von dem Verein Modellbaufans-Rheinland organisierten Lego-Fanwelt präsentierten über 140 Aussteller ihre Arbeiten. Raumschiffe aus der „Star Wars“-Filmreihe standen neben detailgetreu errichteten Städten aus den Bauklötzen und verwandelten die Messehallen in ein buntes Fantasy-Paradies. Insgesamt, so Oliver Zirkel, der 1. Vorsitzende des Vereins, befanden sich am Wochenende zehn Millionen Steine in allen Formen und Farben in der Messe.

Erwachsene entdecken ihre alten Hobbys wieder

„Seit ich zwei Jahre alt bin, bin ich Lego-Fan“, erinnert sich WTC-Nachbauer Gubbe. Und das eigentlich unterbrechungslos. „Dark Ages“ nennen Lego-Fans die Zeit, wenn die Leidenschaft durch andere Hobbys oder Berufe in Vergessenheit gerät. Viele entdecken diese dann erst im Erwachsenenalter wieder. Für Menschen wie Thomas Kratz, dem Projektpartner Gubbes, ist vor allem die Kreativität, die hinter den Arbeiten steckt, das Faszinierende daran. „Es ist auch ein Stück weit Entspannung für mich“, so der 38-Jährige.

Entspannung und Kreativität suchen auch viele Modellbahn-Fans in ihrem Hobby. „Die technischen Möglichkeiten haben mich schon immer fasziniert. Es ist einfach ein vielseitiges Hobby“, erklärt etwa Christian Diehl, der mit seinem Vater Jürgen in Frankenthal ein eigenes Fachgeschäft betreibt. In Köln waren sie ebenfalls mit einem gut aufgesuchten Stand vertreten. Trotzdem seien die Zeiten schwieriger geworden, ist Diehl sicher. „Für die heutige Jugend sind halt Videospiele interessanter, als mit Eisenbahnen zu spielen.“

Was fasziniert Sie an Modelleisenbahnen?

Christian Gräf (38) aus Porz ist seit 16 Jahren bei den Köln-Bonner Eisenbahn-Freunden. „Schon als Kind habe ich mich für Eisenbahnen allgemein interessiert, da kam das mit den Modellbahnen ganz von alleine. In meinem Freundeskreis ist das schon ein wenig eine Kuriosität, die wundern sich dann, dass man sich vier Tage frei nimmt, um auf so eine Messe zu fahren. Ich würde schätzen, dass ich locker um die 1000 Euro pro Jahr für mein Hobby ausgebe.“

Ganze Städte aus Legosteinen gab es zu bestaunen, an anderer Stelle durfte auch selbst gebaut werden (r.).

Tina Häfner (38) aus der Schweiz ist in der Szene gut vernetzt. Mit dem Modelleisenbahn-Hobby hat sie schon früh begonnen: „Das erste Foto, auf dem ich mit einer Eisenbahn spiele, da war ich drei Jahre alt. Mit meinem Bruder war ich da lange hinterher. Später dann, durch den Job und so, habe ich das Hobby ein wenig aus den Augen verloren, durch meinen Mann jedoch kam die Faszination wieder neu auf. Die Leute in der Szene sind vor allem auch alle nett. Wir brauchen meistens die vier Tage bei einer Messe schon dafür, um alle Bekannten zu begrüßen.“

Peter Kleinmichel (62) aus Köln hat zwar eine Modellbahn, genutzt wird sie allerdings nicht. „Modellbahnen sind jetzt nicht wirklich mein Hobby. Ich interessiere mich als Ingenieur allerdings sehr für die Technik, die dahintersteckt. Es ist einfach wirklich faszinierend, was heutzutage alles möglich ist. Digitalsteuerungen und so weiter gab es vor 30, 40 Jahren, als ich meine Bahn gekauft habe, noch überhaupt nicht. Ich finde es aber auch toll, mit welcher Akribie die Leute hier das betreiben.“ (roe)