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Mangelnde UnterstützungKölner Gießinitiative kritisiert städtisches Bewässerungskonzept

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Mit Wassersäcken versucht die Stadt den Bäumen am Rheinboulevard bei den aktuell hohen Temperaturen zu helfen.

Mit Wassersäcken versucht die Stadt den Bäumen am Rheinboulevard bei den aktuell hohen Temperaturen zu helfen.

Köln schwitzt. Und mit der Stadt auch die Bäume und das Grün. Die Stadt versucht, die Trockenheit zu bekämpfen. Reicht das?

Der zweitheißeste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, kaum Regen und aktuell Temperaturen von bis zu 36 Grad. Darunter leiden nicht nur die Kölnerinnen und Kölner, sondern auch die Grünflächen und Bäume der Stadt. Vor allem junge Bäume sind auf eine regelmäßige Bewässerung angewiesen. Und davon lässt die Stadt in jedem Jahr 1000 neue pflanzen.

In den ersten drei Jahren sind die mit den Pflanzungen beauftragten Unternehmen dafür zuständig, die jungen Bäume ausreichend zu bewässern, teilte die Stadt mit. Danach übernehmen das Grünflächenamt oder externe Firmen wie etwa die Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung. Damit die Jungbäume die zunehmend heißeren und trockeneren Sommer überstehen, müssen sie bis zum Alter von fünf bis sieben Jahren mehr als bisher gegossen werden. Das sieht das neue Bewässerungskonzept der Stadt vor.

Sämtliche Standrohre vergriffen

Doch auch ältere Straßenbäume leiden unter den wärmeren, trockeneren Sommern und ungleich verteilten Niederschlägen. Die würden sie zusätzlich extrem belasten und anfälliger für Schädlinge und Krankheiten machen, so eine Mitteilung der Stadt. Die zunehmende Trockenheit führe daneben zu frühzeitigem Welken der Blätter, Absterben von Ästen und Rindennekrosen durch Sonnenbrand.

Allein in unseren beiden Stadtteilen könnten wir 400 bis 500 Bewässerungssäcke einsetzen, um alle Jungbäume zu versorgen
Günter Schmitt, Initiative "SchmitzundKuntz“

Die Bewässerung von Straßenbäumen stemmt die Stadt mit drei Gießwagen, mit denen sie ganztägig durch die Stadtteile zieht. Und sie kann auf die Hilfe der Kölnerinnen und Kölner zählen. Über die Rheinenergie stellt sie ehrenamtlichen Gießinitiativen 100 Standrohre zur Verfügung - sämtliche sind vergriffen.

Die Standrohre können an Hydranten angeschlossen werden; das erleichtert die Bewässerung erheblich. Noch im letzten Jahr wurden lediglich 50 Standrohre ausgegeben. Doch trotz der Verdopplung des Angebotes gebe es weitere Anfragen, so die Stadt.

Nachfrage größer als Angebot

Teilweise werden die Stadtbäume auch mit Hilfe von Wassersäcken versorgt, die zwischen 50 und 75 Litern fassen. Davon hat die Stadt seit März 400 Stück ausgegeben. Die müssen von den Gießhelfern im Stadthaus Deutz persönlich abgeholt werden. Einige ehrenamtliche Helfer sehen das kritisch.

Der Nachbarschaftsverein „Schmitzundkuntz“ gießt schon seit 2020 in Sülz und Klettenberg regelmäßig Alt- und Jungbäume; zwei Gruppen teilen sich die Gießarbeit in den heißen Sommermonaten. „Allein in unseren beiden Stadtteilen könnten wir 400 bis 500 Bewässerungssäcke einsetzen, um alle Jungbäume zu versorgen“, sagt Günter Schmitt, Vorstandsvorsitzender des „SchmitzundKuntz“.

Er kritisiert: Es sei für die einzelnen Gießhelfer zu aufwendig, sich die Wassersäcke für die von ihnen betreuten Bäume in Stadthaus Deutz abzuholen und vor Ort für wenige Säcke noch Anträge auszufüllen. Wo keine Standrohre zur Verfügung stehen, sind die Bewässerungssäcke ein guter Ersatz; allerdings müssen sie von Hand, mit Eimern und Gießkannen, mühsam befüllt werden.

Stadt ist auf Hilfe angewiesen

Günter Schmitt schlägt vor: Gießinitiativen in den Veedeln könnten Wassersäcken dezentral ausgeben. „Dann können wir den Helfern auch direkt erklären, worauf sie beim Bewässern achten müssen. Es besteht Aufklärungsbedarf“, sagt Günter Schmitt. Es kommen immer wieder Fragen auf: Welche Bäume dringend gegossen werden müssen? Wie müssen die einzelnen Alt- und Jungbäume bewässert werden?

Unbedingt vereinfacht werden müssten auch Abholung und Rückgabe der Standrohre. „Viele unser Helfer sind schon älter“, sagt Schmitt. „Sie können die schweren Rohre nicht selbst durch die Stadt transportieren.“ Die Stadt müsse sie bringen und abholen.

Auf die Hilfe der Kölnerinnen und Kölner ist die Stadt dringend angewiesen. Derzeit schaffe sie es, die Jungbäume regelmäßig zu gießen. Allerdings nur, „in dem sie Prioritäten setzt und Mäharbeiten sowie andere Unterhaltungsarbeiten in Trockenzeiten hinten anstellt.“