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Bauprojekt am Bahnhof WestGeplantes Studentenwohnheim in Köln steht auf der Kippe

Lesezeit 4 Minuten
So soll das geplante Studierendenwohnheim am Bahnhof West aussehen. Der rechte Gebäudeteil soll jedoch etwas niedriger ausfallen

So soll das geplante Studierendenwohnheim am Bahnhof Köln-West aussehen. Der rechte Gebäudeteil soll jedoch etwas niedriger ausfallen

Das Bauprojekt kommt seit Jahren nicht voran. Der Investor sieht sich nun angesichts gestiegener Baukosten und Zinsen gezwungen, die Quote geförderter Wohnungen zu halbieren.

Wohnraum ist knapp und teuer in Köln. Für Studenten wird es immer schwieriger, in der Stadt ein bezahlbares WG-Zimmer zu finden, geschweige denn eine Wohnung. Erst vor wenigen Wochen erklärte die Studierendenvertretung der Universität (AStA): „Die Wohnungsnot in Köln hat sich zu einer untragbaren Belastung für viele Studierende entwickelt, die den Hochschulstandort für immer mehr junge Menschen unzumutbar macht.“

Da sollte man meinen, der Bau von Wohnungen für Studenten müsste zu den vordringlichsten Aufgaben in Köln gehören. Vor diesem Hintergrund wirkt es befremdlich, dass sich der geplante Bau eines Studentenwohnheims am Bahnhof West immer weiter in die Länge zieht. Die Rede ist von einem 1221 Quadratmeter großen städtischen Grundstück an der Ludolf-Camphausen-Straße. Seit rund zehn Jahren wird darüber diskutiert, die brachliegende Fläche zu bebauen. Doch außer Brombeergestrüpp hat sich hier bisher noch nichts entwickelt.

Von Brombeersträuchern überwuchert: Auf diesem Eckgrundstück am Bahnhof West sollte eigentlich schon seit Jahren ein Studentenwohnheim stehen.

Von Brombeersträuchern überwuchert: Auf diesem Eckgrundstück am Bahnhof West sollte eigentlich schon seit Jahren ein Studentenwohnheim stehen.

Im Juli 2017 beschließt der Stadtrat, die Fläche an einen Investor, die Köln-Projekt GmbH, zu verkaufen. Die Firma soll dort bis 2020 ein Studentenwohnheim mit gefördertem Wohnraum für 120 Personen errichten, die Warmmiete soll weniger als 300 Euro im Monat kosten.

Studentenwohnheim: Überreste eines preußischen Forts gefunden

Doch das Grundstück ist kompliziert, es kommt zu diversen Verzögerungen. Erst werden im Boden die Überreste eines preußischen Forts entdeckt, was archäologische Grabungen nach sich zieht, den Bau erschwert und die Errichtung einer Tiefgarage verhindert, weil die Bodendenkmäler erhalten bleiben sollen. Dann muss Köln-Projekt seine fertigen Planungen über den Haufen werfen, weil die Stadt wegen der exponierten Lage des Grundstücks einen Architektenwettbewerb verlangt. Ergebnis: Statt des geplanten Rundbaus sollen nun zwei Gebäude entstehen (siehe Visualisierung).

Im Dezember 2021 beschließt der Rat erneut den Verkauf. Doch auch danach geht es nicht voran mit dem Bau – laut Stadt unter anderem weil steuerliche Fragen geklärt werden müssen und „Probleme mit den Nachbarn aus Haus 36 (LC 36) befürchtet werden“. Der Siegerentwurf aus dem Wettbewerb wird verändert, jetzt soll der rechte Bauteil neben dem Altbau „LC 36“ (einem Wohnprojekt ehemaliger Hausbesetzer) um ein Geschoss verkleinert werden.

Inzwischen steht das gesamte Projekt in Frage. Nach Rundschau-Informationen hat der Investor der Stadt mitgeteilt, dass man die geforderte Quote von 100 Prozent öffentlich gefördertem Wohnungsbau nicht mehr realisieren könne. Eine solche Quote mache das Projekt unwirtschaftlich angesichts der mittlerweile stark geänderten Rahmenbedingungen, etwa der gestiegenen Zinsen und Baukosten.

Deshalb hat der Investor die Stadt gebeten, die Förderquote auf 50 Prozent abzusenken. Statt 120 geförderten Wohnungen soll es nur noch 60 geben. Die anderen 60 Wohnungen sollen frei finanziert werden. Das bedeutet höhere Mieten. Auf Anfrage der Rundschau wollte sich die Geschäftsführerin von Köln-Projekt, Eva-Marie Schneider-Robl, nicht zu dem Thema äußern.

Das geplante Studentenwohnheim am Bahnhof West in Köln.

120 Wohnungen für Studenten sollen am Bahnhof West gebaut werden. Doch das Projekt kommt seit Jahren nicht voran.

Bei Wohnungsbauprojekten auf städtischen Grundstücken ist es üblich, dass die Stadt einen bestimmten Anteil an geförderten Wohnungen vorschreibt, in der Regel 30 Prozent oder mehr. So entsteht einerseits preiswerter Wohnraum. Andererseits sorgen frei finanzierte Wohnungen, die sich teurer vermarkten lassen, dafür, dass ein Investor sein Projekt überhaupt umsetzen kann.

Entscheidung ist vorerst vertagt

Bei dem Studentenwohnheim am Bahnhof West hatte der Stadtrat eine Förderquote von 100 Prozent zur Bedingung für den Verkauf des Grundstücks gemacht. Nun soll der Rat diese Entscheidung revidieren.

In der Beschlussvorlage betont das Liegenschaftsamt in bestem Amtsdeutsch: „Um der aktuell schwierigen Lage auf dem Bau- und Finanzmarkt Rechnung zu tragen und die Umsetzung des städtebaulich ansprechenden und hinsichtlich des dringend benötigten Wohnraums für Studierende seitens der Verwaltung sehr wünschenswerten Projekts zu ermöglichen, kann dem vorgetragenen Ansinnen der Investorin aus Sicht der Verwaltung hier zugestimmt werden.“ Auch das Kölner Studierendenwerk (KSTW) als künftiger Mieter des Wohnheims habe „die Wichtigkeit und Dringlichkeit einer schnellen Umsetzung des Projekts“ nochmals untermauert, so das Liegenschaftsamt.

Auf Anfrage der Rundschau bestätigt ein Sprecher des KSTW: „Wir unterstützen alle Bemühungen, bezahlbaren Wohnraum für Studierende der Kölner Hochschulen zu schaffen.“ Es gebe gerade in Köln einen sehr großen Bedarf, „der dringend gedeckt werden muss“. Das heißt im Klartext wohl: lieber 60 geförderte Wohnungen als gar keine.

Doch der Liegenschaftsausschuss des Rates hat die Entscheidung vorerst vertagt. Die Verwaltung müsse noch offene Fragen beantworten, heißt es aus dem Gremium. Verkauft wurde das Grundstück bisher nicht.

Das Verfahren läuft schon so lange, dass der Rat in der Zwischenzeit, konkret am 17. März 2022, einen Grundsatzbeschluss getroffen hat, Grundstücke für den Bau von Wohnungen nicht mehr zu verkaufen, sondern vorrangig in Erbpacht zu vergeben. Doch das Liegenschaftsamt betont: Da der Verkaufsbeschluss für das Studentenwohnheim am Bahnhof West bereits vorher erfolgt sei, „kann hier weiterhin an einer klassischen Veräußerung der Flächen festgehalten werden“.

Den Kaufpreis hatte die Stadt 2021 auf 1,84 Millionen Euro festgesetzt. Davon werden 1,2 Millionen Euro abgezogen – wegen der erschwerten Baubedingungen und weil Köln-Projekt die Kosten des Architektenwettbewerbs vorfinanziert hat.