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Internationaler AustauschKölner Gastfamilie beherbergt Schülerinnen aus Japan – weitere Familien gesucht

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Teenagerinnen sitzen an einem Tisch und gucken in aufgeklappte Bücher.

Die japanischen Schülerinnen Amane Sassa (l.) und Hana Kochi haben einen Monat lang bei einer Gastfamilie in Widdersdorf gewohnt.

Der Kölner Verein „Open Door International“ bringt Gastschülerinnen und -schüler aus der ganzen Welt nach Köln. Wie das funktioniert und was nötig ist, um Gastfamilie zu werden.

Hana sitzt am Tisch und drückt ihre Handfläche vor ihrer Brust zusammen. Mit einer kleinen Verbeugung und dem Wort „Itadakimasu“ demonstriert sie, wie Menschen in Japan ihre Dankbarkeit vor dem Essen ausdrücken. Ihrer Kölner Gastfamilie in Widdersdorf haben die 16-Jährige und die gleichaltrige Schülerin Amane das Ritual längst beigebracht. „Man dankt allen, die zur Entstehung des Essens beigetragen haben“, erklärt Gastvater Mathias Brandt. Eine schöne Tradition, findet auch seine Frau Mechthild Brandt.

Die Japanerinnen leben seit rund einem Monat in Widdersdorf, dann geht es für die beiden getrennt nach Hamel und Frankfurt weiter. Sie nehmen an dem Programm „Schulbesuche in Deutschland“ des Kölner Vereins „Open Door International“ (ODI) teil. Seit über 40 Jahren entsendet die gemeinnützige Organisation junge Menschen aus Deutschland ins Ausland und bringt Schülerinnen und Schüler aus Europa, Asien, Lateinamerika und den USA hierzulande unter.

Hana kommt aus Tokyo und Amane aus Hyogo. Einen Austausch über so eine Distanz zu machen, sei auch in ihrem Umfeld etwas ganz Besonderes. „Ich möchte mehr über die Kultur hier lernen“, erklärt Hana die Motivation für den Austausch. „Andere Länder zu besuchen, ist eine sehr bereichernde Erfahrung“, ergänzt Amane. Als Fan von klassischer Musik, finde sie an Deutschland besonders interessant, dass es so viele große Namen wie Bach oder Beethoven hervorgebracht habe und die Klassik hier immer noch geschätzt werde.

Nur so gelingt es, dass wir jungen Leuten die Möglichkeit geben, andere Länder kennenzulernen und ihre Träume wahr werden zu lassen.
Gastvater Mathias Brandt über den Austausch

Bei ihrer Gastfamilie dürfen Hana und Amane kostenlos wohnen. Die Gasteltern übernehmen außerdem Kost und Logis. Die Brandts sind Mitte 60, ihre Kinder mittlerweile aus dem Haus. Platz für Gäste hat die Kölner Familie in ihrem Haus also sowieso. „Wir kaufen jetzt natürlich mehr ein und kochen etwas öfter, aber sonst ist das kein großer Aufwand. Ich koche sowieso sehr gerne, aber es macht natürlich mehr Spaß, wenn mehr Leute dabei sind“, erklärt Mathias Brandt lächelnd. Die Austauschschülerinnen seien generell aber sehr selbstständig, würden auch selbst kochen und ihre Wäsche machen, betont seine Frau.

Tagsüber sind die Japanerinnen beschäftigt, teils auch am Wochenende. Die Brandts arbeiten deshalb auch während des Aufenthalts ihrer Gäste Vollzeit. Ein Unterhaltungsprogramm müssen sie zwar nicht bieten, aber einige Ausflüge haben sie sich nicht nehmen lassen. Ihre Gäste haben im vergangenen Monat intensiv Deutsch auf einer Sprachschule gelernt, um sich auf ihrer Zeit an einer öffentlichen deutschen Schule vorzubereiten. Eine „sehr schwere, aber sehr interessante“ Sprache, finden die beiden. Da hilft es, dass die Gasteltern auch Englisch können.

Schüleraustausch in Köln: Gastfamilien durchgehend gesucht

Die Familie hatte zuvor schonmal Besuch aus Japan, ihr Austauschschüler blieb damals rund drei Monate. Auch mit ihm haben die beiden nur positive Erfahrungen gemacht, erzählt Mechthild Brandt. Danach musste er genauso wie Hana und Amane innerhalb Deutschlands umziehen. Nicht alle Familien können den internationalen Gästen während ihres gesamten Aufenthalts ein Zuhause bieten.

„Es ist herausfordernd, Gastfamilien zu finden“, erklärt ein Sprecher von ODI. Priorität des Vereins sei es, Familien zu finden, in denen die internationalen Besucher über ihren gesamten Aufenthalt bleiben können, aber in Einzelfällen lasse sich ein Wechsel nicht ausschließen. „Bisher konnten wir aber alle vermitteln.“ In großen Städten wie Köln sei die Suche nach Gastfamilien tendenziell schwerer. Ein Erklärungsversuch des Vereins dafür ist der begrenzte Wohnraum.

„Wir würden uns freuen, wenn wir andere Eltern ermuntern könnten, auch mitzumachen“, sagt Mathias Brandt dazu. „Nur so gelingt es, dass wir jungen Leuten die Möglichkeit geben, andere Länder kennenzulernen und ihre Träume wahr werden zu lassen.“