Folge der Corona-KriseKölner Tourismus erlebt Einbruch wie nie zuvor
- Die Corona-Krise hat Folgen. Auch für den Kölner Tourismus. Der ist aufgrund der Pandemie zuletzt brutal eingebrochen.
- Die Zahlen sind alamierend, die Aussichten trübe. Das will Jürgen Amann von Kölntourismus wieder ändern.
- Was der Geschäftsführer plant, wie sein Konzept aussieht und warum er sich von der Kampagne „#inKöllezeHus“ viel verspricht.
Köln – Das Tal der Tränen ist kein schönes Ausflugsziel. Jürgen Amann weiß das, aus seinem Büro blickt er direkt auf den Dom, die größte touristische Attraktion des Landes. In normalen Zeiten jedenfalls. Doch die Zeiten sind nicht normal, die Besucher kommen nicht, nicht mal zum Dom.
Daher spricht der Chef von Kölntourismus lieber über die neue Werbekampagne. „#inKöllezeHus“ heißt sie, für den Geschäftsführer ist es die kölsche Übersetzung des bayerischen „Mia san mia“.
„Weil die Menschen hier so gerne leben wie in keiner anderen deutschen Stadt.“ Und weil sie ihre Stadt gerne zeigen. Das soll Reisende aus der Region und dem Land anziehen, vielleicht auch aus den Niederlanden und Belgien. Weiter reicht die Hoffnung nicht.
Die Zahlen
Die waren schon schlimm, aber nun kommt es noch dicker. Im März (letzte offizielle Zahlen) ist ist die Zahl der Übernachtungen in Köln um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgegangen. Ein Einbruch wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Dabei hatte der Corona-Lockdown erst gegen Mitte des Monats eingesetzt. Im April ist das Reisegeschäft dann fast vollständig zum Erliegen gekommen.
Köln hat einen Rückgang der Übernachtungen um 94,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnen. In absoluten Zahlen: 28.182 Übernachtungen gab es. Statt 512.417 im April des Vorjahres. „Für den Mai wird das nicht besser aussehen“, sagt Amann. In dem Zeitraum galt das Beherbergungsverbot für privat reisende Gäste, auch geschäftliche Reisen waren stark eingeschränkt.
Messen, Fußball und Konzerte sind weggefallen
Es fehlen die Gäste der Messen, die Besucher der Fußballspiele und die Konzertfans. Allein die Arena hatte im vergangenen Jahr 1,7 Millionen Gäste angezogen. Jeder fünfte bleibt für mindestens eine Nacht in der Stadt.
Die Zahlen sind sogar noch dramatischer als im Bundesschnitt. Das Statistische Bundesamt weist für den April einen Rückgang der Übernachtungen um 89,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Insgesamt wurden nur noch 4,3 Millionen Übernachtungen gezählt.
Die Tagesbesucher
Wie alle Städte und Regionen wirbt auch Köln um Besucher, die es nicht weit haben. Und die möglicherweise nur für einen Tagesausflug kommen. „Diese Klientel wird oft unterschätzt“, sagt der Tourismus-Chef, im vergangenen Jahr seien es bis zu 30 Millionen gewesen, „sie geben im Schnitt 32 Euro pro Tag in der Stadt aus“. Seit einigen Wochen gibt es wieder Stadtführungen von verschiedenen Anbietern.
Unter freiem Himmel ist das einfacher als in geschlossenen Räumen, oft tragen die Teilnehmer einen Mundschutz, verbindliche Vorschrift ist das nicht. Auch die Bimmelbahn rollt wieder durch die Stadt, es gibt Plexiglastrennungen zwischen den Sitzreihen. Die Museen haben wieder geöffnet, warten aber auf Besucherströme. „Die Hygiene-Konzepte in der Stadt stimmen.“ Das gelte auch für Hotels und Gastronomie.
Das Konzept
„Köln ist bereit, Gäste zu empfangen.“ Diese Botschaft hat Messe-Chef Gerald Böse betont, auch für Amann ist sie zentral. Die Kampagne „#inKöllezeHus“ soll Gäste anlocken. Botschafter wie Peter Brings werben für den Besuch. Die Plakate sollen unter anderem in Hamburg , Frankfurt oder Dresden zu sehen sein. Das Lebensgefühl in der Stadt sei anders als in Kiel oder Düsseldorf. „Es ist die DNA unserer Marke“, sagt Amann. Das will er transportieren. Mit folgenden Ideen:
1. Bahnhit: Besucher können Pakete buchen mit Bahnanreise, Übernachtung und Köln-Card, der Touristenkarte mit Vergünstigungen etwa für Museen, Schifffahrt oder Shoppen.
2. Entdecker-Tag: Es gibt kostenfreie Gästeführungen für Besucher, aber auch Kölner, die ihre Stadt mit neuem Blick sehen können.
3 Foto-Wettbewerb: Besucher und Kölner können ihren Kölnmoment einsenden. Zu gewinnen gibt es ein Wochenende mit Gänsehaut-Moment – ein Spaziergang übers Dach der Arena.
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Die Aussichten sind trübe. Experten rechnen mit mindestens zweieinhalb Jahren Durststrecke im Tourismus – wenn es keine zweite Welle gibt. Besucher aus den USA, Großbritannien oder China, alle in der Kölner Top 10 der stärksten Besuchernationen vertreten, werden vorerst nicht kommen. Frühestens in fünf Jahren rechnet Amann mit einer Normalisierung. „Aber wir haben alle Voraussetzungen, um gut aus den Startlöchern zu kommen.“