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Schanzenstraße in Köln-MülheimKölner Firma Fogtec entwickelt innovative Löschsystem

Lesezeit 4 Minuten
Dirk Sprakel (l.) und Industriemechaniker Andrej Schmidt vor den Wasservernebelungssystemen

Marktführer: Dirk Sprakel (l.) und Industriemechaniker Andrej Schmidt vor den Wasservernebelungssystemen, die in Zügen und Bahnen zum Einsatz kommen.

Die Mülheimer stellen Wasservernebelungssysteme her und entwickeln Brandschutzkonzepte jenseits von simplen Löscharbeiten.

Wer das Schanzenviertel in Mülheim betritt, trifft auf Pioniere - in vielerlei Hinsicht: Hier wurde Ende der 90er Jahre eine weitgehend vernachlässigte Gegend zum „Think-Tank“ und innovativen Business-Viertel von Köln. Auch ein Unternehmen mit architektonisch auffälligem Firmengebäude war von Anfang an dabei - mit Pionierarbeit im Bereich von Brandschutz und Brandbekämpfung. Die dort ansässige Firma „Fogtec“ steht für eine simple und doch geniale Methode, Feuer zu bekämpfen - auf interessante und ausgeklügelte Weise.

Die Mülheimer stellen Wasservernebelungssysteme her und entwickeln Brandschutzkonzepte jenseits von simplen Löscharbeiten. Im Jahr 1997 wurde das inhabergeführte und heute weltweit operierende Unternehmen Fogtec gegründet, für das heute knapp 200 Mitarbeitende im Einsatz sind. Neben dem Hauptquartier in Köln unterhält man zwei weitere internationale Standorte in Mumbai und Shanghai.

Eine simple Idee

CEO Dirk Sprakel war von Anfang an dabei und denkt gerne an die ersten Tage zurück: „Wenn ich spätabends von der Arbeit kam, sah hier vieles sehr düster aus, und mir sind oft Stefan Raab oder Harald Schmidt begegnet, die hier ihre Shows produzierten. Ansonsten waren wir damals schon der Zeit voraus.“

Das heutige Team der Geschäftsführung, zu dem neben Sprakel noch Roger André Dirksmeier und Rüdiger Kopp gehören, hatte eine simple Idee: „Wasser als das älteste Löschmittel der Welt hat auch die höchste Wärmebindungskapazität. Aber es wurde lange Zeit sehr ineffizient genutzt. Unsere Idee war, mit winzigen Tropfen zu löschen. Wird die Reaktionsoberfläche größer, brauche ich weniger Wasser und der Schaden ist deutlich geringer.“

In den Versuchsräumen von Fogtec

In den Versuchsräumen von Fogtec zeigt sich die Effektivität: Aus einem Liter Wasser entstehen 1650 Liter Wasserdampf.

Die jungen Firmengründer entwickelten Löschsysteme, die sehr feinen Wassernebel enthalten, um Brände zu bekämpfen. „Unsere hocheffizienten Systeme kommen dort zum Einsatz, wo konventionelle Systeme nicht mehr funktionieren. Zum Beispiel in Zügen und U-Bahnen, in Tunneln oder Gebäude und Industrieanlagen.“ Während eine Sprinkleranlage zwei Millimeter große Tropfen ausstößt, die eine Reaktionsoberfläche von rund zwei Quadratmetern wirkungsvoll bekämpfen können, haben die feinen Tröpfchen von Fogtec eine Größe von 0,01 Millimetern und können bei der gleichen Wassermenge rund 200 Quadratmeter Reaktionsoberfläche wirkungsvoll löschen.

Technik ist weltweit sehr gefragt

„Der eigentliche Kick ist, das Wasser zu atomisieren und nicht in großen Mengen unkontrolliert einzusetzen. Statt theoretisch zehn Liter Wasser brauche ich nur einen. Dann ist auch der Wasserschaden kleiner, das ist beispielsweise für Museen und Archive wichtig“, erklärt Sprakel. 2019 machte man damit rund 35 Millionen Euro Umsatz.

„Zunächst hatten wir in Deutschland aufgrund der strengen Richtlinien und Normen eine gewisse Zeit gebraucht, um uns auf dem Markt zu positionieren. Zeitgleich haben wir jedoch im Ausland bereits großen Eindruck hinterlassen und konnten dort schneller unsere Geschäfte umsetzen,“ berichtet Sprakel von den Anfangszeiten. Vor allem in Zügen, Bahnen und Tunneln, aber auch in denkmalgeschützten Gebäuden und Museen sei die Technik weltweit sehr gefragt. Die großen Namen, welche von Fogtec ausgerüstet werden, lassen staunen: Die Elbphilharmonie, der Dogenpalast in Venedig, das Staatsarchiv in Paris oder das Rathaus in Madrid gehören unter anderem dazu. Und: „Im Bereich der Züge, Bahnen und Tunnel sind wir der Weltmarktführer. Gerade die riesigen Tunnel weltweit profitieren von unserer Technik“, betont Sprakel. Bei konventionellen Sprinkleranlagen, wie sie in Hotels und Büros an der Decke angebracht seien, liefen 90 Prozent des Wassers ungenutzt ab, ohne eine Löschwirkung zu entfalten. „Fast jeder Brand kann mit unseren Systemen gelöscht werden, sogar Flüssigkeiten wie Fett. Der Nebel verdampft an der Oberfläche des Fetts und entzieht dem Brand Energie. Wasserdampf ist ein super Löschgas.“

Bei allem Wachstum sei Fogtec ein kölsches Mittelstandsunternehmen, wie der CEO betont: „Wir möchten und werden hier in Köln bleiben. Von hier kommt unser Erfolg. Unsere familiäre Atmosphäre ist Teil unseres guten Rufes. Unsere 45 Systempartner im Ausland leisten großartige Arbeit, so dass wir uns hier von Köln aus vergrößern können.“


Das Unternehmen

1997 wurde das Unternehmen gegründet. Es entwickelt, produziert und vermarktet stationäre und mobile Systeme zur Branderkennung und -bekämpfung. Mitarbeitern aus 16 Nationen arbeiten an sechs Standorten in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern Schienenfahrzeuge, Gebäude und Industrieanlagen, Tunnel sowie Schiffe und Ölplattformen. 80 Prozent der Produkte werden exportiert. Der Firmensitz liegt an der Schanzenstraße 19a. (jsp)