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Anders als in DüsseldorfKöln fehlt nach wie vor große Open-Air-Spielstätte – Hoffnung für kleinere Flächen

Lesezeit 5 Minuten
80.000 Menschen kamen 2015 zum Konzert von AC/DC auf den Jahnwiesen.

80.000 Menschen kamen 2015 zum Konzert von AC/DC auf den Jahnwiesen.

Eine Fläche für Großkonzerte wäre ein wichtiger Standortfaktor für Köln, sagt auch der Kölner Clubverband Klubkomm. 

Der Blick zum manchmal ungeliebten Nachbarn kann durchaus neidisch machen. In Aussicht stehen dort unvergessliche Sommernächte unter freiem Himmel. In Düsseldorf soll nämlich schon bald der neue „Open Air Park“ an den Start gehen. Bis zu 80.000 Menschen passen auf die neu geschaffene Spielstätte direkt an der Messe. Auf den 120.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche ist Platz für Konzerte von Weltformat, aber auch für größere Festivals. Den Auftakt machen am 8. Juli die australischen Hardrock-Legenden von AC/DC.

Mit der neuen Fläche steigt Düsseldorf in die Königsklasse der deutschen Open-Air-Standorte auf. Neben den großen deutschen Festivalflächen – Nürburgring, Hockenheimring oder das Nürnberger Zeppelinfeld – spielt nur München in diesen Dimensionen mit. Zehn Mal spielte die britische Pop-Sängerin Adele im vergangenen Sommer auf der Fläche an der Münchner Messe. In diesem Jahr sind keine Konzerte geplant, ab 2026 sollen erneut sogenannte Residency-Konzerte stattfinden, bei denen ein großer Künstler mehrere Auftritte hintereinander spielt.

Stimmungsvoll mit Einschränkungen: Im Tanzbrunnen müssen die Künstler um 22 Uhr Schluss machen.

Stimmungsvoll mit Einschränkungen: Im Tanzbrunnen müssen die Künstler um 22 Uhr Schluss machen.

Und was ist mit Köln? Klar, mit dem Tanzbrunnen hat Köln eine stimmungsvolle Open-Air-Spielstätte mit einer Kapazität von immerhin 12.500 Zuschauern. Ein Wermutstropfen ist dort seit Jahren, dass aus Lärmschutzgründen um 22 Uhr Schluss sein muss. Für dieses Jahr sind etwa Konzerte von Ronan Keating, Sido oder Iggy Pop angekündigt. Der Roncalliplatz mit seiner unbestritten besonderen Dom-Kulisse hat zwar schon den einen oder anderen Star nach Köln gelockt. Die Möglichkeiten sind aus vielfältigen Gründen dennoch begrenzt. Zwei Konzerte finden dort in diesem Jahr am 24. und 25. Juli statt, bestätigt ist bisher nur der Auftritt des Patti Smith Quartetts. Und dann ist da natürlich noch das Müngersdorfer Stadion, in dem am 2. Juli US-Rapper Kendrick Lamar aufläuft.

Großkonzerte in Köln wären wichtiger Standortfaktor

Dass Köln abseits der Nutzung des Fühlinger Sees für das Summerjam-Festival Nachholbedarf in Sachen großer Open Airs hat, beobachtet auch die Klubkomm, der Verband der Kölner Clubs und Veranstalter*innen. „In Köln fehlt es an Fläche, auf der regelmäßig Open-Air-Veranstaltungen in dieser Größe stattfinden können“, sagt die stellvertretende Vorsitzende, Sophia Legge. Eine Fläche für Großveranstaltungen und einer Kapazität von 80.000 Menschen sei auch aus wirtschaftlicher Perspektive ein Mehrwert und Standortfaktor, auch für den Tourismus, sagt Legge. 

Die Zeiten, in denen in Köln Open Airs in der Größenordnung wie in München oder nun in Düsseldorf über die Bühne gingen, sind lange her. 2006 lockte Megastar Robbie Williams 160.000 Fans an zwei Abenden zu seinen Konzerten auf den Jahnwiesen direkt am Rheinenergie-Stadion. 2015 spielten AC/DC vor 80.000 Fans an gleicher Stelle. Proteste von Naturschützern begleiteten die Vorbereitungen. Der Konzertaufbau sei eine Beeinträchtigung für dort ansässige Vögel und Fledermäuse, hieß es damals. Der Rasen musste nach dem Konzert aufwendig wiederhergestellt werden. Auch von Anwohnern gab es Beschwerden. Als Alternative für die Jahnwiesen schlugen die Grünen danach auch eine Festivalfläche für bis zu 90.000 Besucher auf dem Verkehrsübungsplatz in Poll an der Rolshover Straße vor. Konkret wurden die Pläne nie.

160.000 Menschen sahen Robbie Williams 2006 an zwei Abenden auf den Jahnwiesen.

160.000 Menschen sahen Robbie Williams 2006 an zwei Abenden auf den Jahnwiesen.

Und trotzdem tut sich in Köln etwas beim Thema Open-Air-Flächen, auch wenn es dabei eher um kleinere Spielstätten geht. Das Kulturraummanagement sei optimistisch, 2025 neue Flächen erschließen zu können, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Die Klubkomm teilt die Hoffnung. Dazu beitragen soll auch das 2024 beschlossene Open-Air-Kulturflächen-Konzept (die Rundschau berichtete), das dabei helfen soll, potenzielle Flächen zu prüfen und zu erschließen. Eine Verbesserung im Prozess gebe es laut Legge generell durch die Arbeit der seit September 2022 bestehenden Stabsstelle Kulturraummanagement. Allein schon, um überhaupt den Bedarf der Szene zu identifizieren. 

Klubkomm in Köln: Bedarf auch bei kleineren Flächen groß

Und den gibt es an vielen Stellen. „Die kleineren Flächen bedienen insbesondere die Bedarfe der Partykollektive und unkommerziellen Veranstaltungsformate“, sagt Legge. Solche Flächen fehlten, auch um Nachwuchskünstlern eine Bühne zu bieten. Nicht alle Veranstaltungsformate hätten Anspruch an hohe Dezibel-Grenzen. „Es gibt Konzepte wie Kopfhörerpartys, Freiluftkinos oder auch einfach Flohmärkte, denen es an Flächen fehlt“, sagt Legge.

Seit Jahren kämpft die Poller Veranstaltungsstätte „Südbrücke“ an der Alfred-Schütte-Allee um eine Genehmigung für eine langfristige Nutzung. Bislang scheiterte das Vorhaben wie auch an vielen anderen Orten unter anderem am Schutz von Anwohnern und der Ruhestätte von Zauneidechsen. Bisher arbeiteten die Betreiber mit Einzelgenehmigungen. Auch für diesen Sommer gibt es laut Stadt ein laufendes Verfahren. Vier Veranstaltungen sind bereits angekündigt, unter anderem ein Konzert der Antilopen Gang oder in zweitägiges Deutschrap-Festival.

Hoffnung für Kultur am Fort XI in Buchheim

Auch im Osthof der Hallen Kalk soll es laut Stadt im Sommer zum zweiten Mal ein Open-Air-Programm geben. Nach jahrelanger Bemühungen veranstalteten die Initiativen der Verantwortungsgesellschaft Osthof im vergangenen Jahr erstmals ein Open-Air-Programm mit einem guten Dutzend kleinerer Veranstaltungen.

Bereits im vergangenen Jahr waren weitere Flächen im Gespräch, bei denen es weiterhin Hoffnung, aber noch keine konkreten Pläne gibt. Für die Fläche vor dem Fort XI in Buchheim werden laut Stadt aktuell noch „genehmigungsrechtliche Fragestellungen geklärt, um die Ausschreibung für die Suche eines potenziellen Bewerbers auf den Weg zu bringen“. Auf der Fläche „An der Schanz“ zwischen Riehler Rheinaue und Zoo seien Open-Air-Programme aufgrund von Lärmschutzvorgaben und weiteren Vorprüfungen nur begrenzt möglich. Für den Mülheimer Marktplatz wären theoretische Anträge für Veranstaltungen werktags und mit geringen Lärmemissionen möglich. Bisher habe sich noch kein Interessent gemeldet.

Im Privatbesitz befindet sich das Außengelände des Deutzer Veranstaltungsort „Essigfabrik“. Unter dem Namen „Essiggarten“ beabsichtigen die Eigentümer laut Stadt weiterhin, die Fläche zum Open-Air-Veranstaltungsort zu ertüchtigen.