Der bilinguale Zweig am Gymnasium Kreuzgasse ist ausgezeichnet. Das bestätigt ein Label, das die Schule jetzt erhielt. Ein Unterrichtsbesuch.
Gymnasium KreuzgasseExzellenz-Urkunde für Französisch-Unterricht

Lehrerin Nelly Kroll im franzöischen Geschichtsunterricht am Gymnasium Kreuzgasse.
Copyright: Diana Haß
„Qu'est-ce que ça veut dire?“ Was bedeutet das? Dieser Satz geht allen Schülerinnen und Schülern im Geschichtsunterricht fehlerfrei über die Lippen. Aber nicht nur er. Über das deutsche Kaiserreich parlieren die Neuntklässler größtenteils fließend auf Französisch.
„Wenn es mal hakt, dann darf man auch Deutsch sprechen oder eben nachfragen“, erklärt Nelly Kroll. Die junge Lehrerin brennt regelrecht für den bilingualen Unterricht. „Ich habe selbst zur Hälfte in Saarbrücken und zur Hälfte in Metz studiert und war in meiner Heimatstadt Euskirchen auch auf einem bilingualen Gymnasium, wenn auch mit einem Englisch-Zweig“, sagt Kroll. An der Kreuzgasse unterrichtet sie Französisch und Geschichte.
Das Innenstadt-Gymnasium bietet seit langem zweisprachigen Unterricht an. Jeweils zwei der Eingangsklassen 5 starten mit Französisch als Fremdsprache. Ab Klasse 7 wird dann Erdkunde und ab der 8. Geschichte auf Französisch gelehrt. „In Köln sind wir die einzige Schule, die das AbiBac, mit dem man gleichzeitig das deutsche Abitur und das französische Baccalauréat erwirbt, anbietet“, erklärt Schulleiter Klaus Kombrink-Detemble. Mindestens ein Drittel der Kinder, die den zweisprachigen Unterricht gewählt haben, entscheiden sich auch für die zusätzliche französische Abschlussprüfung.
In Köln sind wir die einzige Schule, die das AbiBac, mit dem man gleichzeitig das deutsche Abitur und das französische Baccalauréat erwirbt, anbietet.
„Ich will in Frankreich einen bilingualen Studiengang besuchen“, erklärt der 14-jährige Karl seine Motivation für das AbiBac. Die meisten seiner Mitschülerinnen und Mitschüler denken noch nicht so weit. Etwa die Hälfte von ihnen kommt aus einer Familie, in der Französisch gesprochen wird. Ihre Wurzeln liegen unter anderem in Nordafrika, in Belgien, der Schweiz oder im Senegal.
Hälftig Muttersprachler und Sprachneulinge pro Klasse
„Wir achten darauf, dass wir Muttersprachler und Kinder, die neu lernen, etwa zur Hälfte in den Klassen mischen“, erklärt Kroll. So würden die einen von den anderen profitieren. „Grundsätzlich kann man feststellen, dass Kinder, die bilingual unterrichtet werden, der eigenen Sprache gegenüber sensibler sind und kulturell offener. Es ist eine tolle Chance“, findet die Lehrerin.
Ähnlich scheinen es die Schülerinnen und Schüler zu sehen. „Es hilft, viele Sprachen zu können“, erklärt Ilias (13). „Ich hatte schon auf der GGS Braunsfeld Französisch, aber wir kommen hier immer mehr auf ein Niveau“, findet Thibault. „Mein Vater ist zwar Tunesier, aber ich kann Französisch noch nicht wirklich gut“, gibt Jae zu. Sie findet aber auch: „Es lohnt sich. Es ist eine schöne Sprache.“
Corona hat viel ausgebremst
Lena, die erst in der Kreuzgasse mit Französisch begonnen hat, musste sich ganz schön anstrengen. „Ich finde die Sprache richtig schwer“, sagt sie. Ihre Mitschülerin Dana erklärt einen Grund: „Wir sind ein Corona-Jahrgang. Wir waren viel alleine zu Hause. Mir fallen die Formulierungen noch schwer. Es hilft jetzt aber, wenn man die anderen hört.“
Unmittelbare Eindrücke aus erster Hand von der französischen Kultur haben die Neunklässler inzwischen alle gesammelt. Eine gemeinsame Reise mit Schulbesuch in Chartes liegt hinter ihnen. „Die haben ganz andere Noten“, wundert sich Precious. „Und die Regeln da sind viel strenger“, findet Elisa.
Auffallend motiviert und offen zeigen sich die Jugendlichen im Geschichtsunterricht. Nach etwas mehr als vier Schuljahren mit Französisch scheint es keinen zu geben, der die Entscheidung bereut. „Zweisprachigkeit ist schön“, erklärt Valentin und fügt hinzu: „Jede Sprache hat ihre eigene ...“ Er zögert. Überlegt. „Eleganzität?“, kommt es fragend. „Eleganz!“, rufen die Mitschüler.
„Label France Éducation“
Der Kulturattaché der französischen Botschaft, Thomas Michelon, hat am Donnerstag, 19. Oktober, dem Gymnasium Kreuzgasse erneut das Exzellenzlabel „Label France Éducation“ verliehen.
Dabei handelt es sich um eine Auszeichnung des französischen Außenministeriums an ausländische Schulen, die die französische Kultur und Sprache im Besonderen fördern. „Diese nicht alltägliche Ehrung ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung gegenüber der gesamten Schulgemeinschaft“, sagt Schulleiter Klaus Kombrink-Detemble.