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SpendenaktionEhemalige Polizistin sammelt für eine rollende Dusche in Köln

Lesezeit 3 Minuten

Das Berliner Duschmobil ist seit August 2019 im Einsatz.

Ab Sommer soll es ein Duschmobil für obdachlose Frauen in Köln geben.

Stefanie Galli ist eine Macherin. Wenn sie sich einer Sache annimmt, dann taucht sie komplett ein. Zum Beispiel als ihre Tochter mit 14 Jahren Veganerin wird. Stefanie Galli stellt nicht nur Zuhause den Essensplan um, sie beschäftigt sich so intensiv damit, dass sie bald vegane Kochkurse an der Volkshochschule anbietet. Und so ist es auch 2023: Nachdem die Kölnerin in der Quizshow „Die Pyramide“ 10.000 Euro gewonnen hat, will sie mit einem Teil des Geldes Menschen helfen, die auf der Straße leben. Stefanie Galli spendet das Geld aber nicht einfach - sie setzt das Projekt selbst um: Köln soll ein Duschmobil bekommen.

Als Polizistin war sie fast 20 Jahre in der Kölner Innenstadt unterwegs, kam immer wieder mit Obdachlosen in Kontakt. „Eine warme Dusche ist für uns selbstverständlich. Es gibt aber in Köln viele Frauen, für die ist es das nicht“, sagt Stefanie Galli. Das Duschmobil soll vor allem ein Schutzraum sein, denn viele Frauen auf der Straße haben Gewalterfahrungen gemacht. Hygieneartikel, Bekleidung, Handtücher und einen heißen Kaffee soll es geben, aber auch Beratung und Hilfsangeboten.

Modellprojekt für zwei Jahre

Das Duschmobil für obdachlose Frauen soll im Sommer 2025 erstmalig in Köln unterwegs sein, geplant sind fünf Tage die Woche, nach einem festen Fahrplan an unterschiedlichen Orten in der Stadt. Als Träger des Projektes konnte der Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) gewonnen werden. Seit 2019 gibt es ein vergleichbares Projekt bereits in Berlin, seit kurzem auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf. „Die Stadt Köln kann das Projekt leider im aktuellen Haushalt nicht finanzieren, aber sie haben es als Pilotprojekt für zwei Jahre genehmigt, wenn die Finanzierung durch uns steht“, berichtet Stefanie Galli. Die Notwendigkeit wurde von der Technischen Hochschule evaluiert: Fast 12.000 wohnungslose Menschen gibt es in Köln, rund 30 Prozent davon sind Frauen, 300 bis 500 Menschen gelten als obdachlos. Das Duschmobil soll das bereits bestehende Angebot ergänzen und eine Brücke zu den stationären Einrichtungen bilden.

Stefanie Galli, die Initiatorin des Kölner Duschmobils

Berührungsängste mit dem Thema hatte sie nie: Bei ihrer Arbeit als Streifenpolizistin traf Galli viele Menschen mit sehr unterschiedlichen Geschichten. „Obdachlosigkeit kann jeden treffen, vom Professor bis zum Lkw-Fahrer“, sagt Galli, die nach einer Erkrankung nicht mehr im Polizeidienst, sondern im Vorruhestand ist. „Weibliche Obdachlosigkeit ist oft viel verdeckter als die von Männern. Viele Frauen wissen gar nicht, was es für Angebote gibt, zum Beispiel bei Verschuldung, Suchterkrankung oder Ausstiegshilfen für Prostituierte.“ Ihre erste Begegnung mit Prostitution machte Stefanie Galli zu Beginn ihrer Polizeilaufbahn am Eigelstein, als sie eine 14-Jährige kontrollierte. Aber auch zuletzt habe sie viele Frauen auf der Straße getroffen, die im Auto oder in einem Zelt leben. „Mir ist wichtig, ihnen eine Auszeit zu schenken von einem Leben voll Misstrauen, Angst und Scham“, schreibt Stefanie Galli auf ihrer Webseite.

Seit einem Jahr sammelt die 57-Jährige Spenden für ihr Herzensprojekt. 250.000 Euro soll der Betrieb für ein Jahr kosten, unter anderem für Fahrzeug, Unterhalt, Material und zwei Sozialarbeiterinnen, schätzt Galli, die mittlerweile als Coach in der Persönlichkeitsentwicklung, als Nanny und als Laien-Darstellerin beim Fernsehen arbeitet. Fast 18.000 Euro sind schon über ein Crowdfunding auf der Plattform GoFoundMe zusammengekommen (Stichwort: Duschmobil). Gerade kamen 3000 Euro von der Kölner Beatrix Lichtken Stiftung dazu. „Ich bin nicht die erste, die das machen will, aber anscheinend die, die am längsten durchhält und ein tolles Team hat“, so Stefanie Galli, die zusammen mit drei anderen Kölnerinnen an dem Projekt arbeitet. Aktuell suchen sie nach einem Sponsor, der für das Projekt einen Kleintransporter oder ein Wohnmobil zur Verfügung stellt. In dieses Fahrzeug soll dann von Auszubildenden eines Solinger Installateurbetriebs eine Dusche und eine Toilette eingebaut werden. „Wir bekommen Unterstützung von vielen Seiten“, so Stefanie Galli.