Der Personalmangel in Kölner Kitas ist nach wie vor hoch. Die Stadt gab nun einen Überblick über die Situation in ihren Einrichtungen und wie sie dem Fachkräftemangel begegnen will. Fragen und Antworten.
Personalmangel in städtischen KitasEltern in Köln müssen weiter flexibel bleiben
Wie ist die aktuelle Lage in den städtischen Kitas?
Von den mehr als 700 Kindertagesstätten in Köln sind 30 Prozent in städtischer Trägerschaft. In diesen 212 Kitas mit 3800 Beschäftigten sind rund 300 Stellen aktuell vakant, circa 80 Menschen langzeiterkrankt. „Es ist ein momentan recht fragiles System“, sagt Tobias Käufer, Leiter der Abteilung Tageseinrichtungen für Kinder im Jugendamt der Stadt. Die Personaldecke sei so dünn, dass etwa 70 Kitas mit reduzierten Betreuungszeiten (meist auf 35 Stunden) agieren. „Wir reduzieren mit dem Maß, das zwingend notwendig ist“, betont Käufer, „jeweils in Abstimmung mit dem Elternrat“. Allerdings gehe man seit einem Jahr in Fünfer-Schritten nach unten, um die Eltern nicht ständig mit Ad-hoc-Änderungen belasten zu müssen. Die Gründe für den Personalmangel seien vielfältig: Neben dem Krankenstand gibt es viele, die in Teilzeit arbeiten (41 Prozent). „Die größte Herausforderung ist, dass der Ausbau der Kinderbetreuung auch mit Blick auf den U3-Rechtsanspruch zeitgleich damit einhergeht, dass die Babyboomer in Rente gehen, insbesondere das Leitungspersonal“, sagt Dagmar Niederlein, Leiterin des Amts für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln.
Was hat die Stadt bereits getan, um Personalmangel entgegenzuwirken?
Die Stadt präsentiert sich beim Recruiting und in der Dauerausschreibung für fertig qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher als attraktive Arbeitgeberin. Dazu zählen beim größten Kita-Träger unter anderem die Bezahlung nach TVöD, unbefristete Einstellungen sowie zahlreiche Weiterbildungs- und Gesundheitsangebote. Darüber hinaus setzt die Stadt aber vor allem darauf, selbst auszubilden. „Das ist für uns die Maßnahme, um Menschen nachhaltig ins System reinzubringen“, sagt Käufer. Aktuell gibt es 254 Auszubildende, das ist eine Steigerung um 45 Prozent. „Wir sind mit der Azubi-Zahl in diesem Jahr ans Maximum gegangen“, sagt Niederlein. 137 (von rund 700 Bewerbern) hätten neu gestartet. Ausgebildet werden sowohl Erzieher als auch Kinderpfleger, zudem zählen Berufspraktikanten dazu. Natürlich gibt die Stadt eine Übernahmegarantie, 70 Prozent der Azubis würden weiter bei der Stadt arbeiten. Mit einem zusätzlichen Entgelt werden auch diejenigen gefördert, die in den Kitas die Azubis anleiten.
Was hilft laut Stadt nicht gegen den Personalmangel?
„Die Einhaltung des gesetzlich vorgegebenen Personalschlüssels nach dem Kinderbildungsgesetz ist das Korsett, in dem wir uns bewegen müssen“, sagt Käufer. Bei aller Empathie für die Familien und Verständnis für deren Frust sei es deswegen unvermeidbar, Betreuungszeiten zu kürzen. Vorschläge wie mehr Ergänzungskräfte oder mitbetreuende Eltern seien dadurch nicht erlaubt. Auch der Ruf der Familien nach sogenannten Springern, die bei Personalmangel aushelfen, seien keine Lösung. „Springer gibt es einfach nicht, weil wir niemanden mehr in petto haben“, sagt Käufer. Nur bei langfristigen Ausfällen werde manchmal kompensiert, um die Chancengleichheit für alle Kinder sicherzustellen.
Was plant die Stadt zudem?
Die Stadt setzt nun zudem auf eine Imagekampagne für 2025, die die positiven Seiten des Erzieher-Berufs in den Fokus stellen soll. „Wir müssen dringend mit den Vorurteilen dem Berufsbild gegenüber aufräumen“, betont Niederlein. Zurzeit überwiege der defizitorientierte Blick, aber es mache ja auch Spaß, die Kleinsten zu fördern. „Es ist ein wichtiger, bedeutsamer Bildungsberuf.“ Das müsse in den Köpfen ankommen und da ändere sich zurzeit schon viel. Beispielsweise seien aktuell nur fünf Prozent der Fachkräfte in den Kitas männlich. Unter den Azubis liege die Zahl aber mit 20 Prozent deutlich höher. „Viele junge Menschen suchen ja auch einen Job mit Sinn“, sagt Niederlein.
Was fordert die Stadt?
Das Land solle den Einsatz von Ergänzungskräften flexibler erlauben, fordert die Stadt zudem. Denn aktuell dürfen diese nur in der Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen auf die Mindestbesetzung angerechnet werden und somit eine Fachkraft ersetzen. Zudem fordert die Stadt die einheitliche Übernahme der Trägeranteile. Dadurch würde die Konkurrenz zwischen den Trägern und unter den Kommunen wegfallen. Auch der Ausbau von pädagogischen Studienplatzangeboten sei wichtig, der Numerus clausus sei zum Teil noch sehr hoch.
Worauf müssen sich Eltern für diesen Winter einstellen?
„Von den Eltern wird nach wie vor eine hohe Flexibilität gefordert“, stellt Niederlein klar. Das System werde ausgehebelt, sobald eine Krankheitswelle einschlage. „Das lässt sich nicht schönreden.“ Käufer ergänzt: „Wir haben nicht die kurzfristige Super-Lösung. Sonst hätten wir sie schon längst präsentiert.“ Solange werde weiter mit verkürzten Betreuungszeiten gearbeitet. Zwei Elternbriefe seien bereits verschickt worden, um im Austausch zu bleiben und um Verständnis zu werben. Langfristig betroffene Eltern hätten am Jahresende zudem die Chance, die teilweise Rückerstattung der Beiträge zu beantragen – zumindest eine kleine finanzielle Entlastung.