AboAbonnieren

„Köln hat einen guten Ruf“Das ist die neue Leiterin der Kölner VHS

Lesezeit 4 Minuten
Dr. Marie Batzel leitet seit Juli die Kölner VHS.

Dr. Marie Batzel leitet seit Juli die Kölner VHS.

Dr. Marie Batzel leitet seit Juli 2024 die Kölner Volkshochschule. Zuvor hatte sie bereits mehrere Leitungsfunktionen. Ein Porträt

„Als der Anruf von Herrn Beigeordneten Voigtsberger kam, dass ich dem Hauptausschuss vorgeschlagen würde, fühlte sich das an wie ein besonderes Weihnachtsgeschenk - es war nur wenige Tage vor dem 24. Dezember“, erinnert sich Dr. Marie Batzel. Seit Juli ist sie im Amt - als Leiterin der VHS Köln, der größten Volkshochschule NRWs.

„Köln hat in der Volkshochschulwelt einen ausgesprochen guten Ruf“, sagt Batzel, die schon mehrere Leitungsfunktionen innehatte und zuletzt rund sechs Jahre lang an der Spitze der VHS Neuss stand. Vor allem das „hohe Maß an Professionalität“, die Verwurzelung in der Stadtgesellschaft und die enormen „Gestaltungsmöglichkeiten“ haben sie daran gereizt, sich in Köln zu bewerben.

VHS Köln: Bildung als Herzensangelegenheit

Hinzu kommt eine persönliche Verbindung zur Stadt: Die 44-Jährige hat zusammen mit ihrem Mann und den drei Kindern einige Jahre hier gelebt. „Ich habe in Nippes gewohnt als unsere Kinder noch klein waren. Entsprechend kenne und liebe ich besonders die Kölner Spielplätze, den Altenberger Hof und natürlich den Nippeser Dienstagszug“, sagt Batzel. „Auch später bin ich immer wieder gerne zu Kulturveranstaltungen wie der lit.Cologne hergekommen.“

Am meisten zu Hause fühle ich mich, wenn ich auf dem Meer segeln darf.
Marie Batzel

Zickzack durch Deutschland führte Marie Batzels bisheriger Lebensweg: Geboren in Kiel, aufgewachsen in Marburg, Studium der Germanistik, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Passau. Danach Berlin, Köln und schließlich Ratingen. Ein Lieblingsort? „Am meisten zu Hause fühle ich mich, wenn ich auf dem Meer segeln darf“, sagt die sportliche Frau. Von Ratingen aus pendelt sie, so oft es geht, mit dem ÖPNV und ihrem Klapprad zur Arbeit. „Ich habe sportliche vier Wochen hinter mir, denn ich habe die Wege zwischen den verschiedenen VHS-Standorten in Köln meistens mit dem Rad zurückgelegt“, sagt sie lachend.

Batzel brennt für das, wofür die Volkshochschule steht - „die Idee von gemeinwohlorientierter Bildungsarbeit“. Wenn sie über ihre Arbeitsauffassung spricht, klingt das mitreißend: „Im öffentlichen Dienst zu stehen, also der Öffentlichkeit dienen zu dürfen, empfinde ich als ein großes Privileg.“

Auch ungewöhnliche Wege beschritten

Dabei sei es notwendig, ein Bewusstsein dafür zu haben, was dem Gemeinwohl diene und wie sich auch Bildungsangebote entsprechend weiterentwickeln müssten. In Neuss beispielsweise baute Batzel die Fachbereiche „Nachhaltig leben“ und „Digital im Alltag“ auf. Und sie entwickelte Projekte zum Thema Alphabetisierung, einem Bereich, in dem auch Köln sehr stark ist. Um die Zielgruppe für das Angebot zu erreichen, ging sie auch ungewöhnliche Wege; ließ zur Bewerbung Audio-Klappkarten entwickeln und in Kooperation mit Bäckereien Brötchentüten bedrucken.

Ihr ist es wichtig, mit Volkshochschul-Angeboten ein Erlebnis zu schaffen, an dem Menschen gerne teilhaben und zu dem sie wiederkommen. Ganz gleich, um welche Art von Kurs es sich handelt. Dabei spielt für Batzel auch die Lernumgebung eine entscheidende Rolle. Vom Kölner Studienhaus ist sie begeistert: „Wir haben ein ganz großartiges Hausmeisterteam, das tolle Arbeit leistet und dafür sorgt, dass sich Menschen bei uns vor Ort wohlfühlen. Wir schaffen einen Lernraum, von dem unsere Teilnehmenden nach ihrem Kurs sagen können: ‚Ich habe nicht nur was für mich gelernt, sondern mich dort auch als Teil der Gemeinschaft wertgeschätzt gefühlt‘.“

Im öffentlichen Dienst zu stehen, also der Öffentlichkeit dienen zu dürfen, empfinde ich als ein großes Privileg.
Marie Batzel

Priorität hat für die neue VHS-Leiterin die strategische Ausrichtung, „um Bedarf und Bedürfnisse möglichst gut in Einklang zu kriegen“. Als gesellschaftlichen Bedarf sieht sie durchaus, KI-Kenntnisse zu erwerben und Demokratiekompetenz zu stärken. Doch die Erwachsenenbildnerin weiß: „Nur weil ich den Bedarf sehe, heißt das nicht, dass Menschen speziell in dem Bereich einen Kurs in der Volkshochschule besuchen möchten.“ Viele Themen könnten aber sinnvoll in den Kursen mittransportiert werden - beispielsweise dadurch, dass im Sprachkurs im Sinne eines demokratischen Austauschs diskutiert wird oder im Entspannungskurs über unterstützende Apps gesprochen wird, die das Gelernte erweitern. Wichtig sei dabei immer ein niederschwelliger Zugang zum Programm. „Und das Allerwichtigste für ein gutes Lernerlebnis sind die Lehrkräfte. Wir haben das Glück, dass sich rund tausend Lehrkräfte an der VHS Köln für die Weiterbildung der Kölner Bürger*innen engagieren. Das ermöglicht uns, ein so vielfältiges Programm anzubieten und Teilnehmende zu begeistern.“


Größte VHS in NRW

4.866 Kurse und Veranstaltungen gab es bei der VHS Köln im vergangenen Jahr. 66.090 Menschen nahmen ein Angebot wahr. 3739 legten eine Prüfung bei der VHS ab.

Das Programm für das zweite Halbjahr 2024 ist jetzt veröffentlicht und die Angebote, die ab August starten, können gebucht werden. Mehr als 2.500 Angebote gibt es.

Das Motto des diesjährigen VHS-Programms lautet „Zusammenhalt“.