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Porträt einer DauerläuferinDiese Kölnerin war bei jedem Köln-Marathon dabei

Lesezeit 5 Minuten
20230901_MargretKnigge

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Zum 25. Mal startet am Sonntag der Kölner Marathon. Margret Knigge war immer dabei. Immer Marathon. Immer weiter.

Als Margret Knigge (67) vor fast 40 Jahren ihren späteren Mann kennenlernte, wurde ihr Leben anstrengend. Denn Reinhold begeisterte sie nicht nur für sich, sondern auch fürs Laufen. „Nach meinem ersten Lauf über zwei Kilometer war ich fix und fertig“, erinnert sie sich belustigt. Für den ersten Volkslauf über zehn Kilometer habe sie damals mehr als eine Stunde benötigt – aus heutiger Sicht ein Unding. Wenn am Sonntag der 25. Generali Köln-Marathon gestartet wird, steht Margret Knigge auch am Start. Zum 25. Mal. Immer Marathon. Es wird ihr 108. Marathon insgesamt sein.

45 Menschen waren von Anfang an dabei

Zum Feld der Teilnehmenden werden 45 Menschen gehören, die seit dem ersten Kölner Marathon im Jahr 1997 ununterbrochen das Ziel beim Marathon erreicht haben. Jahr für Jahr. Margret Knigge ist eine von vier Frauen. Alle Medaillen aus Köln hängen in chronologischer Reihenfolge in ihrem Büro, anfangs wurden sie noch aus Metall gestanzt, die jüngeren Exemplare sind hölzern. Wer die Kellerbar ihres Hauses betritt ahnt, dass sie nicht nur in Köln an den Start geht. Die Wände sind bis unter die Decke mit Urkunden tapeziert.

Margret Knigges Verein ist der TV Witzhelden in Leichlingen. Seit elf Jahren organisiert sie Lauftreffs, den Lauf um die Sengbach-Talsperre in Solingen organisiert sie mit einem kleinen Team. Nebenbei kümmert sie sich um die Planung von Laufreisen – im Frühjahr hieß das Ziel Dresden. „Anfangs hatte ich mal mitgeholfen, dann hatte ich irgendwann die ganze Organisation an der Backe“, erzählt sie lächelnd. Denn die Freude stehe dabei noch immer im Vordergrund. Wie bei ihrem ersten Marathon, den sie 1988 in Berlin lief. „Mein Mann lief schon Marathon. Irgendwann wollte ich auch diese Euphorie erleben, mit der die Läuferinnen und Läufer im Ziel empfangen werden“, erinnert sie sich.

Oft mehr Qual als Vergnügen

Dann wurde Laufen ein großer Teil ihres Lebens. In New York ist sie schon gestartet, auch in London. „Aufgeben war nie eine Option“, sagt Margret Knigge, obwohl es Jahre gab, in denen die 42,1 Kilometer sehr viel Qual und sehr wenig Vergnügen bedeutet haben. „Einmal habe ich mich mit Magenproblemen ins Ziel geschleppt, das war mein schlimmstes Erlebnis“, erinnert sie sich. In Köln war das. Einst habe sie sich sogar fit spritzen lassen, um in Köln starten zu können. „Das war schon verrückt. Ich war viel zu ehrgeizig“, stellt sie selbstkritisch fest.

Doch die Zeiten haben sich geändert. In jeder Hinsicht. Ihren schnellsten Marathon lief sie einst in Berlin, nach 3:18 Stunden überquerte sie die Ziellinie. Heute braucht sie auch schon mal mehr als fünf Stunden. „Dabei halte ich mich auch schon mal ein wenig an den Verpflegungsstationen auf“, erzählt sie. In der Kellerbar liegt ein Magazin, dessen Cover sie ziert. Ein Geschenk ihrer Kinder war das zum 60. Geburtstag, „Oma Maggy“, steht dort, „das lebendige Duracell-Häschen.“

Einmal habe ich mich mit Magenproblemen ins Ziel geschleppt, das war mein schlimmstes Erlebnis.
Margret Knigge, Jubilarin beim Marathon

Es gibt wenige Wälder und Grünanlagen in der Region, durch die Margret Knigge noch nicht gelaufen ist. Mit ihrer Laufgruppe ist sie mal am Fühlinger See unterwegs, mal in Dünnwald, aber auch in Leverkusen. Den Halbmarathon in Leverkusen organisiert sie von Beginn an mit, in Bergisch Gladbach geht sie regelmäßig über zehn Kilometer an den Start, auch der Monschau-Marathon hat es ihr angetan. Zum 27. Mal stand sie dort dieses Jahr am Start – mehr Teilnahmen hat dort keine andere Frau. „Eigentlich mag ich die Berge nicht besonders. Aber das hat was“, erzählt sie fasziniert.

Irgendwann hatte Margret Knigge begonnen, all ihre Läufe zu dokumentieren. In einer sehr langen Excel-Liste. „Das Maximum waren mal 3200 Kilometer im Jahr“, sagt sie. Inzwischen hat sich ihre jährliche Laufleistung in etwa halbiert. „Ich nehme das nicht mehr so ernst“, meint sie. Ihr Mann ist voriges Jahr gestorben. Aber sie läuft immer weiter. Eines ihrer Ziele ist es inzwischen, andere Menschen für das Laufen zu begeistern. „Dann bin ich glücklich“, sagt sie.

Am Sonntag will sie nahe des Doms zum 25. Mal in Köln die Ziellinie überqueren. Ohne Schmerzen. Aber mit viel Euphorie auf den letzten Metern.


Fakten rund um den Kölner Marathon

2024wird die Generali-Versicherung ebenfalls Titelsponsor des Kölner Marathons bleiben. Der Vertrag wurde verlängert mit Option auf ein weiteres Jahr. In Köln und Aachen hat die Versicherung ihre Hauptsitze und jeweils rund 3000 Mitarbeitende.

Eine Spendenmatte wird in Höhe des Aachener Weihers liegen. Voriges Jahr kamen durch die Athletinnen und Athleten insgesamt 18 000 Euro zusammen, die von der Generali-Versicherung an die SOS-Kinderdörfer gespendet worden sind. Hier wureden insbesondere Sport- und Bewegungsangebote unterstützt. Wer die Mette überläuft, erhält im Anschluss an den Lauf eine Mail und kann den Spendenbetrag individuell festlegen.

Seriensiegerin Sabrina Mockenhaupt muss kurzfristig auf ihren Start beim Halbmarathon verzichten. Ausgebremst wurde sie durch eine Erkältung. SDie 45-fache Deutsche Meisterin gewann bereits zweimal den Marathon und fünfmal den Halbmarathon in Köln.

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden liegt bei 37,9 Jahren, ein Jahr jünger als im Vorjahr. „Ich hoffe, dass wir auch den Nachwuchs zum Laufen animieren können“, wünscht sich Organisations-Chef Markus Frisch.

Favorit bei der Deutswchen Marathon-Meisterschaft ist der gebüprtige Kölner Jonathan Dahlke (Foto), der für Bayer Leverkusen startet. (tho)