Großvater, Sohn und Enkel - Die Familie Sturm ist eine feste Instanz bei der Kölner Feuerwehr.
Drei Generationen bei der FeuerwehrDiese Kölner brennen für ihr „Hobby“

Zwei der drei Generationen der freiwilligen Feuerwehr, Vater des Vaters bereits verstorben.
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„Mein Vater ist 1945 in die freiwillige Feuerwehr Köln eingetreten und hat 1961 die Führung der Löschgruppe übernommen,“ erzählt Jakob Sturm. Er selbst hat 26 Jahre lang die Löschgruppe Worringen angeführt. Sein Sohn, Matthias Sturm, führt die Löschgruppe seit sechs Jahren. Und dessen Sohn fängt wiederum auch schon an, sich für die Feuerwehr zu interessieren. Wer die Familiengeschichte aufmerksam verfolgt hat, dem fällt auf- die Familie Sturm engagiert sich seit ganzen drei Generationen in der Freiwilligen Feuerwehr. Drei Generationen und somit nun schon 80 Jahre freiwillige Feuerwehr- nebenbei ein handwerklicher Familienbetrieb. So viel Tradition auf einmal muss man erstmal verarbeiten.
Das Interesse entwickelte sich bereits im Kindesalter
Jakob Sturm wurde schon als Kind von seinem Vater mit zu Übungen und Meisterschaften genommen. Damit entwickelte sich bereits in jungen Jahren die Faszination für die Feuerwehr. Er war eines der ersten Mitglieder der Jugendfeuerwehr Kölns, die 1975 gegründet wurde. „Was verbindet, ist natürlich die Gemeinschaft durch die vielen Zeltlager und die Zeit mit den Kollegen außerhalb des Dienstes. Die Motivation ist aber das, was hinter den Übungen steckt- dass man den Bürgerinnen und Bürgern helfen kann,“ erklärt Jakob, der sich seit Jahrzenten ehrenamtlich engagiert.
Auch sein Sohn, Matthias Sturm, wuchs umgeben von der Feuerwehr auf. Er erzählt von den vielen Grillabenden und den Aktionen der freiwilligen Feuerwehr wie dem ‚Tag der offenen Tür‘, durch die er seine Leidenschaft für den Dienst entdeckte. „Die Kameraden der Feuerwehr waren wie eine Familie für mich,“ beschreibt Matthias. Mit zehn Jahren wurde er Mitglied der Jugendfeuerwehr.
Wie die Feuerwehr sich weiterentwickelt
Über die Generationen hinweg hat sich vieles in der Feuerwehr verändert. Matthias Sturm erklärt, im Bereich der Fahrzeugtechnik, der Schutzkleidung und der Anforderungen an die Einsatzkräfte habe es enorme Fortschritte und Veränderungen gegeben. Was aber über drei Generationen immer geblieben sei, das sei die Kameradschaft. „So wie wir damals zusammenstanden, stehen wir auch heute noch zusammen,“ betonen die Beiden.
Früher kamen- passend zu dem beruflichen Hintergrund der Familie Sturm- einige Feuerwehrleute aus handwerklichen Berufen. Doch mittlerweile sei das Kompetenz-Spektrum viel breiter. „Heute hat man hier auch andere Spezialfähigkeiten als handwerkliches, wie beispielsweise IT- Leute oder KFZ- Mechaniker. Das ist wichtig, denn bei jedem Einsatz gibt es verschiedene Probleme, die gelöst werden müssen. Je mehr unterschiedliche Kompetenzen, desto besser,“ findet Matthias Sturm.
Vater und Sohn zusammen im Einsatz
Vater und Sohn teilen nicht nur eine Leidenschaft, sie bestritten auch gemeinsam Matthias ersten und gleichzeitig einen ihrer härtesten Einsätze. Im März 2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv ein. Menschen mussten aus den Trümmern geborgen werden, alle Archivale die den Einsturz überstanden haben sollte die Feuerwehr sichern. Für Matthias sei das Gesamtbild erschlagend gewesen: „Brände sind das Erste, was man als Kind bei der Feuerwehr im Kopf hat. Bei diesem Einsatz habe ich zum ersten Mal gesehen, was die Feuerwehr noch alles leisten kann. Das sind Bilder, die vergisst man nicht.“
In solchen Extremfällen sei die Zusammenarbeit das, was die generationsübergreifende Arbeit der Feuerwehr so besonders mache. „In derartigen Situationen verlassen sich die Älteren auf die Jüngeren und andersrum,“ da sind sich Jakob und Matthias einig.
Wie vereint man Ehrenamt und Beruf?
Den eigenen Beruf mit dem Ehrenamt zu vereinen, das erfordert eine hohe Belastbarkeit. Besonders an Karneval feiert man betont ruhiger - die Gruppenstärker bleiben generell nüchtern, um stets einsatzbereit zu sein. Doch auch unabhängig von den Tollen Tagen steht das Ehrenamt an erster Stelle. „Ich habe bei der Feuerwehr extra immer die Spätschicht gewählt. So konnte ich von morgens bis mittags im Betrieb helfen und von 14 bis 22 Uhr bei Einsätzen der Feuerwehr unterstützen,“ erzählt Jakob Sturm. Matthias Sturm geht es ähnlich. „Wir müssen 24 Stunden am Tag über unseren Pieper oder das Handy alarmierbar sein. Wenn es einen Notfall gibt, heißt es Klamotten an und losflitzen. Nach meiner Arbeit im Betrieb telefoniere ich oft noch dienstlich oder beantworte Emails- bei dem immensen Aufwand leidet natürlich das Privatleben,“ meint er. Die erste Phase der Hektik im Falle eines Einsatzes sei zudem ein enormer Stressfaktor, denn bei der freiwilligen Feuerwehr ist nie ganz klar, wer welche Position besetzen wird. Die Freiwilligen treffen immer zuerst ein und müssen auf sich gestellt den Taktgeber spielen.
Der Nachwuchs wächst stetig
Ein Lichtblick für die Feuerwehr Köln in Sachen Arbeitsbelastung ist der zahlreiche Nachwuchs. „Wir haben als einziger Ort statt einem Nachwuchs-Stopp eine Aufstiegskurve zu verzeichnen. Es ist eher so, dass wir nicht genügend Ausbildungsplätze für alle Bewerber haben,“ schwärmt Ulrich Laschet, Pressesprecher der Feuerwehr Köln. „Bei uns bewerben sich die jungen Leute mit einem Vorlauf von drei bis vier Jahren, da wir das betreuungstechnisch gar nicht mehr schaffen, uns um so viele Kinder parallel zu kümmern. Über 90 Prozent aus unserer Einheit kommen aus der Jugendfeuerwehr,“ bestätigt das Matthias stolz.
Doch warum macht man die Leidenschaft nicht zum Beruf? Für Matthias Sturm spielte hier der Familienbetrieb eine Rolle. „Wäre der Weg als Dachdecker nicht geebnet gewesen, hätte ich das Hobby vielleicht zum Beruf gemacht,“ beteuert er. Seine Entscheidung war für alle Kölner eine Bereicherung- denn ohne freiwillige Feuerwehr würde nichts mehr laufen. Das System funktioniert- die Einsatzkräfte arbeiten Hand in Hand. 1700 Mitarbeiter verzeichnet die Berufsfeuerwehr, ganze 800 Zusatzkräfte bietet die Freiwillige Feuerwehr. Beispiele wie das der Familie Sturm bestätigen das herzliche Bild der Menschen, die sich freiwillig und ohne Bezahlung Tag für Tag in Einsätze stürzen, um Köln zu einem sichereren Ort zu machen.