In Köln gibt es auch abseits der Touristenpfade viel zu entdecken. Lena-Maria Jung und Tanja Rinne-Knedel wollen den Kölnerinnen und Kölner diese Orte näherbringen.
Idee von zwei WahlkölnerinnenDie eigene Stadt mit anderen Augen sehen - „Stadtwandern“ soll es möglich machen
Die eigene Stadt mit anderen Augen betrachten und zu Fuß Neues entdecken: Bei den Stadtwanderungen Köln ist genau dies möglich. Die Wahlkölnerinnen Lena-Maria Jung und Tanja Rinne-Knedel bieten seit August 2021 geführte Wandertouren durch Köln an. Auf ihren mehrstündigen Wanderungen schauen sie sich abseits der klassischen Routen verschiedene Veedel an, beschäftigen sich mit Stadtentwicklung und der Stadthistorie.
Dabei steht neben der Bewegung in der freien Natur der Austausch mit den anderen Wanderinnen und Wanderern im Vordergrund. „Jeder sieht etwas anderes und das ist immer ganz gut. Jeder hat seinen eigenen Hintergrund und kommt mit anderen Fragen in die Touren rein“, berichtet Jung.
Die beiden grenzen ihre Stadtwanderungen stark von herkömmlichen Stadtführungen ab. „Es gibt ein wunderbares Angebot der klassischen Stadtführungen, die viel in Museen oder in Kirchen oder auch in der Altstadt unterwegs sind. Das ist weniger unser Fokus“, erklärt Rinne-Knedel. „Es gibt eben auch den Raum, der nicht so oft angeschaut wird, den man nicht so häufig sieht, weil man vielleicht einfach nur von A nach B unterwegs ist.“
Stadtwanderungen in Köln: Unterwegs auf Schleichwegen
Mittlerweile bieten die beiden zwei Wanderungen pro Monat an: Von Bickendorf zum Butzweilerhof, von Buchforst auf den Kalkberg, von Mauenheim zur Niehler Rheinaue oder von Zündorf an die Kölsche Riviera. Die Resonanz: von Anfang an positiv. „Die Leute aus Köln lernen die Stadt und die Stadtteile noch mal aus einer ganz neuen Perspektive kennen“, stellen die beiden fest. Nicht selten kommen die Teilnehmer dabei ins Staunen. Ein Beispiel ist die Zentralmoschee in Ehrenfeld. „Der klassische Weg führt über die Venloer Straße. Wir nehmen bewusst den Schleichweg. Und dann haben wir ganz oft eine Person, die sagt: ‚Wow, so habe ich die Moschee noch nie gesehen‘.“
Die Idee für die Stadtwanderungen entstand im Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie ausbrach. Jungs Urlaubspläne, Wandern am Baldeneysee, fielen ins Wasser. Auf der Suche nach einem Plan B stieß sie in der Bahnhofsbuchhandlung auf einen Stadtwanderführer. Die erste private Stadtwanderung war danach schnell geplant.
Zu zweit unternahmen die beiden regelmäßig Wanderungen durch Köln. Und schnell reifte die Idee, organisierte Touren anzubieten. Ab Winter 2020 setzten sie das Projekt in die Tat um und feilten an einem ersten Konzept. Mit den ersten Corona-Lockerungen im Spätsommer 2021 konnten sie die erste geführte Tour anbieten.
Die klassischen Stadtwanderungen dauern zwischen vier und fünf Stunden. Man wandert von Stadtteil zu Stadtteil, manchmal auch durch mehrere Veedel. Auch kürzere, zweieinhalb Stunden lange Stadtteilwanderungen sind Teil des Programms. Bei der Gestaltung der Wanderrouten ist es den beiden wichtig, die urbane Vielfalt Kölns abzubilden.
„Wir machen Stadtwanderungen rechts und links des Rheins, ohne irgendeine Wertung irgendeines Stadtteiles. Wir sind neugierig auf alle Stadtteile, egal was sie uns bieten. Und wir wollen Köln hinterfragen“, betont Jung. Es sei zudem für viele Teilnehmende schön, dass sie in einer Gemeinschaft wandern können.
Köln ist stetig im Wandel. Das spiegelt sich auch in den Touren wider. „So eine Stadt bleibt nicht stehen, da ist eine ständige Bewegung“, erklärt Rinne-Knedel. Je nach Jahreszeit verändere sich der Blick auf die Stadt. „Je nachdem, wie viele Blätter gerade an den Bäumen hängen, hat man auch ganz unterschiedliche Perspektiven auf Gebäude oder Objekte.“ Der Wandel zeigt sich aber auch an neuen Bauprojekten in der Stadt, wie zum Beispiel im Deutzer Hafen. Daher bieten die beiden im Sommer eine Wanderung dorthin und zum Rheinauhafen an. Weitere Angebote sind in Planung.
Zu den Personen
Rinne-Knedel arbeitet seit 30 Jahren als Studienreiseleiterin in spanisch-sprachigen Ländern, Jung hat ebenfalls als Studienreiseleiterin gearbeitet. Kennengelernt haben sich die beiden im Jahr 2017 durch ihren Beruf.