Seit 100 JahrenDie Anuga präsentiert, was wir in Zukunft essen können
- „Taste the future“ ist das Motto des diesjährigen Allgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung, kurz Anuga.
- Seit nun 100 Jahren sagt die Messe voraus, was auf dem Lebensmittelmarkt zum Trend wird.
- Wir blicken zurück auf die Geschichte der Anuga.
Köln – Die Aufforderung ist klar: „Taste the Future“ steht als Motto über der Lebensmittelmesse Anuga. Also etwa: „Schmecke die Zukunft“ oder „Probiere die Zukunft“. Dazu rückt auf der Webseite eine Gabel ins Bild, von der nebeneinander ein paar Streifen herunterbaumeln. Bunte Spaghetti? Köstliche Kabel?
Vieles ist möglich bei der Allgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung (Anuga). 1999 gibt es Harzer Käse in Pralinenform. Würstchen, die sich durch eine chemische Reaktion in der Dose selbst aufwärmen. 2001 verzieht Verbraucherschutzministerin Renate Künast das Gesicht nach einem Schluck Trend-Bier. Jahre zuvor beschränkt sich der damalige Kanzler Helmut Kohl aufs vorsichtige Nippen, wie ein Messe-Video dokumentiert.
Industrie
179,6 Milliarden Euro hat die Ernährungsindustrie im vergangenen Jahr in Deutschland umgesetzt. Laut der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) stagnierte der Umsatz: Die Absatzmengen gingen sogar leicht um 0,1 Prozent zurück. „Erstmals seit zehn Jahren konnte der Wachstumsmotor der Branche, das Exportgeschäft, nicht ausgebaut werden“, erklärt die BVE. Es lag wohl auch an Unsicherheiten durch den Brexit. Seit Anfang 2019 zieht die Nachfrage wieder an, vor allem im Inlandsgeschäft. Bei den Verbrauchern stehe laut BVE „der nachhaltige Genuss im Alltag im Fokus“.
608 533 Menschen waren im vergangenen Jahr rund um die Lebensmittelproduktion beschäftigt, die meisten von ihnen arbeiten in der Backwaren-Branche (29,6 Prozent), gefolgt vom Bereich Fleisch und Fleischprodukte (20,3 Prozent). (kl)
Von 40 000 Neuheiten bleiben nach zwei Jahren 13 000 übrig
Die wenigsten Neuheiten schaffen es, sich im Handel zu behaupten, erklärt die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie: Von 40 000 neuen Lebensmitteln sind nach zwei Jahren nur noch 13 000 in den Regalen. Bei manchen kann man aus heutiger Sicht erleichtert sein: „Kartoffelsalat in Mayonnaise“ aus der Dose wurde in den 1950er Jahren „als letzter Schrei“ auf den (Test-) Teller serviert.
Gegründet wird die Anuga 1919 in Stuttgart. „Die Zeit scheint reif für eine Ausstellung, auf der sich der Kaufmann über das Angebot informieren kann“, kommentiert die Lokalpresse damals. Es folgen Stationen in München, Berlin oder Breslau. Seit 1951 ist die Messe in Köln: Nach dem damaligen Erfolg mit 360 Ausstellern und 40 000 Besuchern entscheiden sich die Organisatoren für Köln als dauerhaften Standort. Die Schwerpunkte des Angebots werden schon damals gesetzt: Neben Nahrungs- und Genussmitteln sind Koch- und Backapparate, Verpackungsmittel, Ladeneinrichtungen, chemische und kosmetische Präparate sowie Werbeartikel zu sehen.
Seit 1975 nur noch für das Fachpublikum geöffnet
2017 kommen 7400 Aussteller aus 107 Ländern und 165 000 Besucher. Für dieses Jahr werden ähnliche Dimensionen erwartet. Die Messe, die alle zwei Jahre stattfindet, schlägt einen großen Themenbogen, „ob vegetarisch und vegan, gluten- und laktosefrei, Superfoods oder ready-to-go-Products“.
Die Anuga bezeichnet sich als „Leitmesse für die globale Ernährungswirtschaft“, sie sei eine „weltweit konkurrenzlose Veranstaltung“. Privatbesucher sind schon seit 1975 nicht mehr zugelassen. Die Anuga richtet sich seitdem ausschließlich ans Fachpublikum.