Philharmonie in KölnDeutz-Chor widmet Richard Wagner unterhaltsame Gala

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Der Deutz-Chor in der Philharmonie.

Der Deutz-Chor in der Philharmonie.

Der Kölner Chor erzählte die Rittersagen „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ in einem neuen Format.

Verführerisch glänzt die Venus, ein Schwan zieht den Kahn des weißen Ritters, und beim Sängerwettstreit kommt Hochmut übel vor dem Fall. Nach den Juwelen der Filmmusik im vergangenen Jahr hat der Deutz-Chor Köln am Sonntag in der Philharmonie zwei romantische Rittersagen von Richard Wagner frisch aufpoliert dargeboten.

Das ist die Botschaft des Chores: Dem großen Meister vom Bayreuther Hügel haftet zwar der Ruf schwerer musikalischer Kost an. Aber ein neues Format verspricht, die Schwelle zum Eintritt in seine sagenumwobenen Welten zu senken. Eine Prise Lokalkolorit dazu und schon saß das Publikum mit an den legendären Tafelrunden. Doch Vorsicht! „Gottlos grässliche Gräuel“ haben die Brabanter in Köln begangen, warnte Erzähler Achim Hoffmann, der auch die Bariton-Arien des brabantischen Grafen Telramund und des Liedermachers Wolfram auf der Wartburg übernahm. Die Deutzer Sänger erkor er obendrein zu Helden im „Poetry Slam“ mit Minnesang.

Deutz-Chor in Köln: Wunderbare Klangfarben

In Wagners Fantasy-Geschichten aus dem 19. Jahrhundert wird leidenschaftlich geliebt, intrigiert und öfter mal ein Schwert gezückt, um die Macht oder das schöne Edelfräulein zu retten. Ein bisschen Zauberei ist auch dabei. In Lohengrin und Elsa, Tannhäuser und Elisabeth verwandelten sich der Heldentenor Stefan Vinke und die Sopranistin Sabine Vinke. Von den ersten Tönen an lauschte das Publikum dem Künstler-Ehepaar gebannt. Wunderbare Klangfarben funkelten in ihren Stimmen. Eine exquisite Bandbreite von lyrischem bis dramatischem Ausdruck gestalteten sie in den Soli und Duetten.

Der Männerchor aus dem Rechtsrheinischen, seit fast 75 Jahren die musikalische Visitenkarte der heutigen Deutz-AG, holte sich die für Wagners opulente Opern unentbehrliche stimmliche Verstärkung vom Frauenchor Belcanta und Collegium Cantandi, beide aus Bonn. Überwältigend Klangfülle entfaltete das vereinigte Vokalensemble im berühmten Hochzeitsmarsch „Treulich geführt“ aus dem Lohengrin, im Einzugslied der Gäste in der Wartburg, Pilgerchor und tragischen Finale, nachdem Tannhäuser die höllischen Qualen nach seinem gescheiterten Rom-Bußgang beklagt hat.

Die Nordwestdeutsche Philharmonie orchestrierte die pompösen Rittersagen atmosphärisch dicht mit Pauken, Trompeten und Fanfaren, aber auch zarten Melodien der Streicher und Flöten.

Der Deutz-Chor in der Philharmonie.

Der Deutz-Chor in der Philharmonie.

Wagners antiquiertes Männer- und Frauenbild tat dem Hochgenuss der großen Richard-Wagner-Gala keinen Abbruch. Zu herrlich sind die Arien in den mittelalterlichen Geschichten ohne Happyend. Lohengrin verschwindet, als sich Elsa verleiten lässt, nach der Herkunft ihres Retters aus höchster Not zu fragen, obwohl der Sohn des Gralskönigs die frisch Angetraute herzlich angefleht hat „Nie sollst du mich befragen“. Elisabeth gibt ihr Leben für Tannhäuser, um ihn endgültig aus den Fängen der Liebesgöttin zu befreien und wird für solche Opferbereitschaft heilig gepriesen. Hell strahlt trotz Todesahnung Dichter Wolframs „O du mein holder Abendstern“.

Für die grandiose Aufführung bedankte sich das Publikum mit minutenlangen Ovationen im Stehen.

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