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Tödliche VerkehrsunfälleDas sind die gefährlichsten Straßen in Köln

Lesezeit 4 Minuten
An einer Kreuzung kommen Auto- und Radfahrer zusammen

Autofahrer, Radfahrende, große Kreuzungen und Schienen - wo alles zusammen kommt, wird es gefährlich

Die Verkehrslage in Köln ist an vielen Stellen kompliziert - und Unfälle sind nicht selten die Folge. Das sind die gefährlichsten Stellen.

Es ist vor allem ein Satz in der Statistik des Kölner Mobilitätsdezernates, der schockiert: „Die Anzahl der tödlichen Verkehrsunfälle im Kölner Stadtgebiet stieg im Vergleich der Jahre 2022 und 2023 sprunghaft von 13 auf 25 Personen an und erhöhte sich damit um 92 Prozent.“ Eine Entwicklung, die sich bereits aus der Unfallstatistik der Polizei für Köln ergab (die Rundschau berichtete). Nun hat die Stadtverwaltung ihre Auflistung der Unfallschwerpunkte im Stadtgebiet nachgeliefert. Und dabei kristallisieren sich Straßen und Kreuzungen heraus, die für alle Verkehrsteilnehmer besonders gefährlich sind.

Wie wird ein Unfallschwerpunkt definiert?

Grundlegend gibt es dabei zwei Kategorien. Da ist zum einen die „Einjahresbetrachtung“. Bei ihr liegt ein Unfallschwerpunkt vor, wenn sich in einem Knoten oder einer Strecke drei Unfälle des gleichen Typs ereignet haben. Die „Typen“ sind wiederum in vier Kategorien unterteilt: Verkehrsunfall mit Getöteten (Unfallbeteiligter verstirbt innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall), Verkehrsunfall mit Schwerverletztem (Unfallbeteiligter wird stationär in ein Krankenhaus aufgenommen), Verkehrsunfall mit Leichtverletzten und „Schwerwiegender Verkehrsunfall mit Sachschaden“. Dazu kommt noch die Dreijahresbetrachtung. In ihr ist die Schwelle zum Unfallschwerpunkt deutlich niedriger angesetzt. Werden für eine Kreuzung oder eine Stracke innerhalb von drei Jahren fünf Unfälle erfasst, bei denen ein Radfahrender oder ein zu Fuß Gehender leicht verletzt wurden, sind die Bedingungen für einen Unfallschwerpunkt bereits erfüllt.

Wie viele Unfallschwerpunkte gibt es in Köln?

Die Messlatte für einen Unfallschwerpunkt liegt bei der „Einjahresbetrachtung“ deutlich höher. Und alleine von diesen Unfallschwerpunkten gibt es in der Domstadt 60 Kreuzungen oder Streckenabschnitte.

Welche sind die gefährlichsten Abschnitte?

Bei den Unfallhäufungsstellen in der Dreijahresbetrachtung liegt eine Kreuzung mit Abstand auf Platz ein: Der Knotenpunkt Innere Kanalstraße/Venloer Straße. In 2023 kam es dort zu insgesamt 14 Unfällen. 10 dieser Unfälle fielen unter die Kategorie 3, also mit Leichtverletzten. Bei vier Unfällen an dieser Kreuzung kam es zu Schwerverletzten. 25 tödliche Unfälle gab es in 2023 auf Kölner Stadtgebiet. Und diese Unfälle fanden an 25 verschiedenen Orten statt. Es gibt also nicht den einen Unfallschwerpunkt, der als überaus gefährlich gelten kann. Die Unfallorte verteilen sich über die Bezirke der Stadt. Mit drei tödlichen Unfällen führt allerdings die „Neustadt-Nord“ im Innenstadtbezirk. In diesem Bereich ereigneten sich zwei der drei tödlichen Unfälle im Bereich des Heumarktes, wenn auch mit der Augustinerstraße und mit der linksrheinischen Rampe der Deutzer Brücke an unterschiedlichen Stellen. Bei der Einjahresbetrachtung fällt mit 13 Unfällen die Kreuzung im Bereich Zülpicher Platz mit dem Hohenstaufenring ins Auge. Dort kam es in 2023 zu 13 Unfällen: Drei mit Fußgängern und zehn mit Radfahrern oder E-Scooter-Fahrern.

Tödliche Verkehrsunfälle 2023 im Kölner Stadtgebiet

Tödliche Verkehrsunfälle 2023 im Kölner Stadtgebiet

Gibt es eine Systematik bei den Unfällen?

Aus dem zuvor Genannten wird deutlich. Die Partymeilen der Stadt bergen ein besonderes Unfallrisiko. Sowohl auf der Zülpicher Straße wie auf den Ringen wird gerne gefeiert. Nicht minder auf dem Heumarkt. Alkohol und auch Drogenkonsum spielen also offensichtlich eine nicht geringe Rolle bei Unfällen. Der wenig überraschende Zusammenhang wird auch von der Polizeistatistik bestätigt (siehe Infotext).

Wer hat die meiste Schuld?

Wohl kaum in einem anderen Bereich des öffentlichen Lebens werden so viele negative Emotionen freigesetzt wie im Straßenverkehr. Und prinzipiell zeigt eine Gruppe dabei mit dem Finger auf die andere. Doch in der Statistik des Kölner Mobilitätsdezernats steht ein Absatz, der allen Teilnehmern zu denken geben sollte: „Problematisch ist bei den aufgetretenen Unfällen, dass viele Fehler aller Verkehrsbeteiligten grundsätzlich auf Verstößen gegen Regeln beruhen, die allgemein bekannt sind.“ Dabei gibt es nur eine Stelle in der sechsseitigen Ausführung zu den Unfallschwerpunkten, die unterstrichen ist. Und das ist das „aller“ in dem besagten Satz.

Trifft es alle Arten von Teilnehmern gleich?

Es gilt der erschreckend einfache Grundsatz, dass die, die sich am wenigsten schützen können, am meisten betroffen sind von den schlimmen Folgen eines Verkehrsunfalls. „Bei den tödlichen Verkehrsunfällen waren in 16 Fällen und damit zu 64 Prozent zu Fuß Gehende beteiligt“, ist in den Erläuterungen zu lesen. Das ruft zum Handeln auf, aber wie? Das Mobilitätsdezernat hat darauf keine Antwort: „Das Unfallgeschehen beruhte bei den zu Fuß Gehenden auf verschiedenen Ursachen und erfolgte zudem in unterschiedlichen Bereichen und Situationen, so dass angemessene Strategien nicht ersichtlich waren.“