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Jüdische GeschichteDas „MiQua“ soll ein besonderes Museum werden

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Auf der der Archäologischen Zone stehen schon die ersten Fassadenelemente.

Köln – Der Weg in die zweitausendjährige Geschichte Kölns führt ganz profan über eine Alu-Bauleiter. Es geht nach unten , das meint in diesem Fall, es geht in die sogenannte Archäologische Zone, die Fläche unter dem Rathausvorplatz. Früher standen an der Oberfläche Autos, jetzt buddeln seit 2007 die Archäologen unter der Erde, sie sichten und sichern Zeugnisse der Vergangenheit.

Doch dieser Weg nach unten offenbart, was es im Alltag heißt, unter der Erde einen rund 600 Meter langen Rundgang durch Kölns Geschichte anzulegen und darüber ein dreigeschossiges Jüdisches Museum zu bauen. Es kostet Ausdauer, Detailliebe, aber eben auch Zeit und viel Geld. Aus 51,8 Millionen Euro für das sogenannte „MiQua“ aus dem Jahr 2011 sind mittlerweile 95 Millionen Euro geworden

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Noch viel zu tun: Unter der Erdoberfläche liegt der spätere Rundgang durch 2000 Jahre Kölner Geschichte, noch ist er bei weitem nicht fertig.

Der Bund der Steuerzahler hat es gerade erst in sein Schwarzbuch aufgenommen, es geißelt besonders schlimme Fälle von Steuergeld-Verschwendung. Die Stadt hat routiniert auf gestiegene Baukosten und nötige Umplanungen verwiesen. Statt 2019 soll dieses Jahrzehnte-Projekt 2024 fertig sein, eine „in Europa einmalige Museumslandschaft“ sein.

Hier unten, sechs Meter unter der Erdoberfläche, bekommt man eine Ahnung, was diesen Rundgang einmal ausmachen könnte. Projektleiterin Janine Müller-Wüstenberg sagt: „Das Spannendste passiert aktuell unter dem Deckel.“ Deckel, das meint die eingezogene Betondecke. Mauerwerk aus römischen Thermalbädern trifft auf mittelalterliche Bauten, dazu gesellen sich Überbleibsel jüdischen Lebens, etwa hebräische Schriften oder die Mikwe, das rituelle jüdische Tauchbad.

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Der spätere Rundgang durch 2.000 Jahre Kölner Geschichte beheimatet einen alten Ofen.

Der stellvertretende Grabungsleiter Michael Wiehen nennt den Rundgang eine „Zeitreise durch die Jahrhunderte“, er offenbart etwa einen alten Ofen, einen früheren Abwasserkanal oder verschiedene Stile der Wandgestaltung.Die Archäologen erleben hier unten, was viele Investoren der Baubranchen wissen, immer wieder sagen sie: „Wer in Köln buddelt, findet immer was von den Römern.“ Oft heißt das: Es dauert länger.

Das ist auf der „MiQua“-Baustelle nicht anders, jeder Quadratmeter könnte den nächsten historischen Fund bringen, aber eben auch viel Ungewissheit, was das für den Zeitplan heißt. Grabungsleiter Gary White sagt: „Wir finden bei den Grabungsarbeiten eigentlich immer etwas. Und dann sichten wir die Funde und entscheiden, ob sie von Bedeutung sind.“ Und zwar nicht nur von den Römern, den Juden, sondern auch Kurioses, beispielsweise fünf Nähmaschinen aus dem Zweiten Weltkrieg.

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Archäologen finden oft römische Überbleibsel im Kölner Untergrund.

Rund 400 Bohrpfähle stehen dicht an dicht an den Rändern der Grube, sie sind zwischen zwölf und 39 Meter lang und stützen den unterirdischen Teil des „MiQua“. Moderne Bauweise sichert also die Bauwerke vergangener Jahrhunderte, so ist es an vielen Stellen der Archäologischen Zone, an denen die Arbeiter kleine Mauern oder Betonblöcke eingezogen haben, um die alten Bauwerke zu sichern.

Bis 2024 vergeht noch viel Zeit, aktuell liegen zumindest zehn der elf Betonplatten, sie sind zugleich der Boden des Jüdischen Museums und die Decke der Archäologische Zone. Die tonnenschweren Platten zu verlegen war nicht so einfach, die Fundstücke im Untergrund durften nicht beschädigt werden. Also deckten Spezialisten sie ab, und verfüllten die Grube mit Sand (wir berichteten). Oben konnten nun die LKW rangieren, die Deckel verlegen. Danach wurde der Sand abgesaugt.

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Nur Deckel Nummer elf fehlt noch, er liegt zwischen Rathauslaube und Spanischen Bau, dort arbeiten noch die Archäologen. Dort wird später der Eingang ins Museum sein. In dem neuen Haus auf dem Rathausvorplatz stellt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als späterer Betreiber das jüdische Leben und seine Kultur dar – und zwar von 1424 bis heute. Die ersten Fassadenelemente stehen, auch zwei Aufzugschächte ragen hervor.

In vier Jahren soll das „MiQua“ fertig sein, rund zwei Jahrzehnte haben Idee, Planung und Bau dann gedauert. Es gab viel Streit, unter anderem zwischen LVR als Betreiber und der Stadt als Bauherr. Mal ging es um die verspätete Fertigstellung, mal um Umplanungen, mal um den fehlenden Museumsshop, mal um die gestiegenen Kosten, weil es ein neues Sicherheitskonzept brauchte. 2024 wird sich zeigen, ob es all das wert war.