Schon zum dritten Mal inszeniert der Cirque Bouffon eine Weihnachtsshow in der Kirche St. Michael. Sie läuft nun noch bis zum 7. Januar.
„Celeste“Berührend und beeindruckend - Cirque Bouffon feiert Premiere der Weihnachtsshow
15 einfache Weingläser auf einem Tablett reichen, um Menschen in Staunen zu versetzen. Was sonst ein beliebter Partytrick ist, baut der Klangkünstler „Kristalleon“ zu einer besinnlichen Zirkusnummer aus: Mit nassen Fingern fährt er über die Ränder seiner Gläser. Tatsächlich kommt eine Melodie dabei raus - eine sehr bekannte sogar. Die ersten haben sie schon erkannt und summen mit: Marry Poppins „Chim-Chim Cher-ee“ hallt sanft durch den Raum.
Der Kölner Zirkus „Cirque Bouffon“ feierte am Mittwochabend die ausverkaufte Premiere seiner diesjährigen Weihnachtsshow „Celeste“. Noch bis zum 7. Januar 2024 gastiert er erneut in der Kriche St. Michael am Brüsseler Platz. Die Show ist nichts für Menschen, die aufwendige Spezialeffekte erwarten. Der Cirque besinnt sich stattdessen auf einfache Dinge, wie die Verbindung zwischen Menschen. Und ist das nicht auch, worum es in der Adventszeit geht?
Der Zauber der Show fußt nicht zuletzt darauf, die kindliche Vorstellungskraft im Publikum wiederzuerwecken. Papierflieger, Federn und Schaukelpferde werden so zu emotionalen Teilen der Geschichte. Die minimalistischen Mittel lassen Platz. Nicht nur, um sich zu vertiefen, sondern auch für die anspruchsvolle Akrobatik des Cirque. Die kann umso mehr scheinen, weil eine derart ehrliche und intime Stimmung herrscht.
Immer wenn die Sorge aufkommt, die Show könnte in Kitsch verfallen, sorgt das Ensemble für herzhaftes Lachen. Als absoluter Publikumsliebling kristallisiert sich der Hamburger Artist Mikail Karahn heraus. Und das, obwohl er an diesem Abend das erste Mal für den „Cirque Bouffon“ auf der Bühne stand. Ein echter Shootingstar also. Scheinbar unbeholfen rollt er in einem mannshohen Metallreifen über die kleine Manege. Schwankend zwischen Lachen und Faszination verfolgt ihn das Publikum. „Ich finde es total beeindruckend, wie hier Akrobatik mit Comedy gemischt wird. Sonst bekommt man immer nur eins von beidem“, sagt der 31-jährige Freddy.
Humor ist ein wichtiger Teil des „Cirque Bouffon“, das zeigt schon der Name. Das französische „Bouffon“ meint den mittelalterlichen Narren des Königs. Zirkusdirektor Fréderic Zipperlin war lange Teil des berühmten „Cirque du Soleil“. Mit seinem 1999 gegründeten eigenen Zirkus orientiert er sich an dem Genre „Nouveau Cirque“, das sich auf traditionelle Zirkuskunst besinnt.
Schon zum dritten Mal inszeniert der Cirque eine Weihnachtsshow in der Kirche St. Michael. Die Show ist eine Kooperation mit der Gemeinde „Kirche für Köln“. Ihr Ziel: Den „Trend schrumpfender Gemeinden umkehren“. Der Cirque soll dabei helfen, das Image der Kirche zu modernisieren. „Ein Zirkus, der verzaubern will - in einer Kirche, die verwandeln will - das passt vorzüglich zusammen“, teilte das Team der Gemeinde mit.
„Celeste“ ist keine religiöse Show. Vielmehr transportiert sie das Publikum in eine himmlische Welt. Ob gläubig oder nicht, Gott oder kein Gott, Kirche ja oder nein: Auf die besinnliche Kunst des „Cirque Bouffon“ können sich am Abend der Premiere alle einigen. Das Finale ist berührend - und soll ein Geheimnis für diejenigen bleiben, die es noch erleben wollen. Eins lässt sich jedoch sagen: Um Zauber zu erschaffen, braucht es nicht viel. Nur Gemeinschaft und Kunstschnee.
Karten
Der „Cirque Bouffon“ präsentiert bis zum 7. Januar seine Weihnachtsshow „Celeste“ in der St. Michael Kirche am Brüsseler Platz. Karten gibt es ab rund 48 Euro hier.