Das Bootshaus in Mülheim feiert 20. Geburtstag. Hinter dem Konzept stehen Männer, deren Herz ausgerechnet für Rockmusik schlägt. Wie das maßgeblich zum Erfolg des Clubs beiträgt.
Bootshaus in KölnRock als Geheimzutat für Deutschlands erfolgreichsten Elektro-Club?
Der Geruch bleibt. Auch tagsüber riecht es im Bootshaus nach schwitzenden Menschen und Vodka mit Redbull. 20 Jahre Party haben sich unwiderruflich in den schwarzen Wänden festgesetzt. Die schwarze Farbe auf dem Betonboden ist auf der Tanzfläche abgewetzt. Schon drei Millionen Gäste haben ihn betreten. Jede Woche aufs Neue pilgern Elektro-Fans zu dem alten Backsteingebäude am Mülheimer Hafen zwischen Bauzäunen und Kränen – angebunden durch einen Bus, der das letzte Mal um zwei Uhr fährt.
Auf einem Ledersessel im VIP-Bereich sitzt zufrieden Ulrich Rauschenberger. Er ist einer der Köpfe hinter dem Erfolgsclub und strahlt die Ruhe von jemandem aus, der es geschafft hat. Denn das Bootshaus ist Deutschlands bester Club, sagt das internationale Fachmagazin „DJ Mag“. Weltweit liegt es sogar auf Platz Sechs von Hundert. Um zwei Jahrzehnte Erfolg zu feiern, lud das Team des Clubs bei Tageslicht in ihren 1500 Quadratmeter großen Partypalast ein.
Zwei Männer aus dem Rock-Umfeld
Eine dicke Uhr, Sonnenbrille und Jackett trägt Rauschenberger dem Klischee eines Clubbesitzers zuwider nicht. In seinem bunten Hemd mit Dino-Aufdruck, genauso farbenfrohen Sneakern und kunstvoll rasierten Haaren wirkt er eher wie ein Fremdkörper in der schwarzen Landschaft des Clubs. Dieser Mann interessiert sich offensichtlich wenig für den Mainstream. Ein Angebot für die Massen zu kreieren, hat er trotzdem geschafft. An seiner Seite ist dabei seit Tag Eins Sascha Weber, der das Programm im Club erstellt.
„Sascha und ich kommen aus dem Rock-Kontext“, erklärt Rauschenberger. In Webers ordentlichem Dutt verstecken sich schulterlange Haare, bestimmt tauglich für Headbanging. „Dieser Spirit hat sich auf unser Publikum übertragen“. Heißt für die Partys im Bootshaus: Elektro-DJs werden so wild gefeiert wie Rock-Stars. „Unser Publikum benimmt sich wie Fußball-Ultras, die steil gehen. Und keiner stoppt sie“, sagt er stolz. „Hier springen die Leute durch die Luft, fliegen durch die Gegend und grölen“, erzählt Weber. Generell gehe es im Bootshaus viel weniger prätentiös zu als in anderen Clubs. Statt um exklusive VIP-Tische, die größte Flasche Wodka, Videos für Instagram oder sehen und gesehen werden, soll es im Bootshaus tatsächlich und beinahe schockierenderweise um Musik gehen.
Auch wenn das Gebäude, das früher tatsächlich mal ein Bootshaus war, es nicht vermuten lässt, lauert an den Wänden des Clubs die modernste Soundanlage, die der Markt aktuell zu bieten hat – frisch eingebaut zum Jubiläum. Das Bootshaus besteht auf ungezwungene Stimmung und etwas charmanten Ranz, Abstriche beim Sound werden deshalb aber nicht gemacht. Das wissen die Stars der Show zu schätzen. Zur Hall of Fame im Bootshaus gehören große Namen wie Avicii, David Guetta oder Tiësto.
Das Bootshaus ist im Herzen Rock, will sich von jeglichem Snobismus fernhalten. „Egal, wie erfolgreich man ist und wie viel Geld man hat. Das hat nichts damit zu tun“, sagt Rauschenberger . „Lemmy von Motorhead war Millionär und trotzdem ein Assi. Und so gehört sich das auch.“