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Bilderbuch aus KölnWie Fred der Bär Kindern den Tod erklären soll

Lesezeit 3 Minuten
Fred der Bär aus dem Buch das Leben von Fred von Christa Gustson

Fred hatte ein erfülltes Leben in Köln. Jetzt wird er sterben.

Die Krankenschwester Christa Gustson hat lange im Hospiz gearbeitet. Das Thema Tod will sie in ihrem Buch „Das Leben von Fred“ kindgerecht verpackten.

Fred, der Bär, lebt in Köln, in der Nähe vom Rhein. Er ist hilfsbereit, zuverlässig und fröhlich, kann gut Witze erzählen und ganz toll Pizza backen. Am liebsten trägt Fred seine Wildlederhose mit den blumenbestickten Hosenträgern und das blau karierte Hemd. Zusammen mit seinem Bruder Gustav und seinen Freunden hat er viel erlebt. Nun ist Fred alt. Fred wird sterben.

16 Jahre lang hat die gelernte Krankenschwester Christa Gustson (61) im Hospiz an der Basis gearbeitet. Inzwischen ist sie als Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst der Johanniter tätig. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Angehörige oft schwer tun, Kinder mit einzubeziehen. Sie sagen dann Sätze wie: ,Er soll die Oma so in Erinnerung behalten, wie sie war.` Oder: ,Sie soll ihren Opa so nicht sehen müssen’. Dabei ist das Sterben ein Stück vom Leben, es gehört mit dazu.“ Ihr Fotobilderbuch „Das Leben von Fred“ macht es leichter, mit Kindern über Trauer und Tod zu sprechen.

„Ich habe selbst vier Töchter und inzwischen auch zwei Enkeltöchter“, sagt Gustson, „meine Kinder können alle gut mit dem Tod umgehen. Sie sind durch meine Tätigkeit damit groß geworden.“ Aber für andere Kinder ist das häufig anders: „In unserer Gesellschaft ist der Tod immer noch ein Tabuthema. Auch für Erwachsene.“ Die dann in ihrer Hilflosigkeit Zuflucht zu Floskeln wie „Die Oma ist eingeschlafen“ nehmen. Aber wenn die Oma nur schläft – wieso wird sie dann nicht mehr wach?

Buch begleitet Fred beim Sterben

„Die Fragen von Kinder sind sehr klar“, weiß Gustson, auch aus ehrenamtlicher Tätigkeit als „Vorleseoma“ in der KiTa in ihrer Straße in Ensen-Westhoven. Darin, Kinder ihre Großeltern beim Sterben begleiten zu lassen, anstatt ihnen Geschichten von Wolken und Engeln und Harfen zu erzählen, sieht sie eine ganz große Chance: „Wenn man Kinder in der Situation nicht allein lässt, ist das für sie gut verkraftbar. Besser kann man den Tod nicht erklären.“ Aber auch „Das Leben von Fred“ erklärt ihn schon ziemlich gut.

Gustson nimmt Kinder ab vier Jahren von einem Punkt aus mit, den sie in ihre Welt einfügen können. Ein (Teddy)bär ist jemand, der ihnen vertraut ist. Die Sprache ist schlicht und einfach verständlich. Und die Fotos, aufgenommen am Rheinufer mit Blick auf Rodenkirchen, bei Gustsons in der Küche oder in der Flora, zeigen Fred, seine Familie und Freunde in ganz alltäglichen Situationen: beim Spielen, Klettern und Tipi-Bauen, Pizza essen und Limo trinken.

Freds Sterben wird begleitet von Krankenschwester Bruni, seine Freunde nehmen von ihm Abschied: „Es braucht kein großes Drama, keine große Aufregung.“ Freds Leben, so erklärt es das Buch, war vor allem eins: ein großes Geschenk an alle, die Fred kannten und ihn lieb hatten. Aber auch an ihn selbst. Weil er gemeinsam mit anderen viele schöne Dinge erlebt hat. Auch Erinnerungen sind ein Stück vom Leben.


Christa Gustson: Das Leben von Fred. J.P.Bachem Verlag, 40 Seiten, 18,90 Euro.