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Steigende ArmutBei der Kölner Tafel ist die Belastungsgrenze erreicht

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 02.11.2021, Rheinland-Pfalz, Mainz: Gemüsekisten stehen in der Mainzer Tafel. Frisches Obst und Gemüse werden in den Tafeln aktuell besonders nachgefragt. (zu dpa: «Großer Andrang bei Tafeln - Ein Drittel hat Aufnahmestopp») Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Tafeln erleben gerade einen großen Andrang

Vor dem Weihnachtsfest werden freiwillige Spenden von haltbaren Lebensmitteln für die Bedürftigen gerade dringend benötigt.

Es ist eines der Themen, die in diesem Jahr in Köln immer mehr in den Vordergrund rückten: Die Armut in der Stadt nimmt zu. Doch an vielen Stellen ist die Armut gar nicht zu sehen. Es gibt Seniorinnen und Senioren, Männer und Frauen und ganze Familien, die Unterstützung benötigen, um täglich etwas Warmes zu essen auf den Tisch zu bekommen. Die Tafel ist eine der größten Initiativen, die diese Menschen regelmäßig mit Lebensmitteln unterstützt. Wenn es jedoch auf die Feiertage zugeht und die Ehrenamtlichen eine verdiente Pause machen, kann Unsicherheit bei den Betroffenen aufkommen.

Vor dem Fest der Liebe bittet auch die Tafel um freiwillige Spenden für die Bedürftigen. Auch in diesem Jahr gab es eine Sammelaktion, bei der in den Annahmestellen und teilnehmenden Hotels Lebensmittelpakete abgegeben werden konnten. Zwischen 27. November und 6. Dezember kamen dabei insgesamt 7100 Pakete zusammen. Doch ein Ende der Aktion bedeutet kein Ende der Paketannahme. Bis zum 18. Dezember können noch Pakete ausschließlich an der Zentrale im Kirschbaumweg im Gewerbegebiet Rodenkirchen abgegeben werden.

Die Tafel nimmt eine Auszeit

Ab dem 22. Dezember nimmt die Tafel dann eine Auszeit, bis zum 8. Januar. Mehr als 14 Tage erfolgt keine Ausgabe. Somit sind die Bedürftigen in dieser Zeit besonders auf Lebensmittel angewiesen, die lange haltbar sind. Nudeln, Mehl, Reis, Müsli und Co gehören aber eben wegen der langen Haltbarkeit nicht zu den häufigen Spenden. Umso mehr sind sie aktuell gefragt. Ebenso wie beispielsweise Saucen aus dem Glas. Was wird eigentlich am seltensten gespendet? „Kaffee, den gibt es wirklich nie“, antwortet die Vorsitzende der Kölner Tafel, Karin Fürhaupter. Neben Kaffee und Tee gehören auch für viele selbstverständliche Dinge wie Duschgels oder einfach nur Zahnpasta zu den Dingen, die helfen, aber selten gespendet werden. Spielzeug ist tabu.

Wie dringend die Hilfe in dieser Stadt mittlerweile benötigt wird, zeigt, dass ein großer Teil der insgesamt 47 Ausgabestellen einen Annahmestopp verhängen musste. Es können keine Betroffenen und Familien mehr zusätzlich aufgenommen werden. Die Tafel hat dabei selbst keine solcher Ausgaben, sie beliefert die Stellen von Kirchengemeinden, Vereinen und Bürgerinitiativen. Die gespendeten Pakete werden ausschließlich auf dem Kölner Stadtgebiet verteilt. Neben Lebensmittelausgabestellen gehen die Pakete vor allem an Mutter-Kind-Wohnheime und Hilfsprojekte für Menschen in schwierigen Lebenssituationen.

„Die Ausgabestellen in Köln sind an der Belastungsgrenze“ erklärt Karin Fürhaupter. Der Auslöser liegt mittlerweile schon fast zwei Jahre zurück. Im Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die damit verbundenen starken Preissteigerungen, gepaart mit der Inflation, haben die Zahl der Bedürftigen stetig ansteigen lassen. „Viele dieser Stellen können einfach vom zur Verfügung stehen Raumangebot und der Anzahl der Helfer einfach nicht mehr leisten“, so Fürhaupter. Die Vorsitzende muss zugeben: „Wir sind am Anschlag.“

Spenderkreis ausgeweitet

Dabei hat die Tafel in Köln im Grundsatz weniger Schwierigkeiten als die im Umland. Denn aus ländlicheren Gegenden ist immer wieder zu hören, dass die regelmäßigen Spenden aus Supermärkten und Lebensmittelgeschäften abnehmen. Viele große Einzelhandelsunternehmen optimieren ihre Einkaufsberechnungen, teilweise mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Dadurch bleibt deutschlandweit immer weniger an überschüssiger, für die Tafeln noch verwertbarer Ware im Regal stehen.

Der Kölner Tafel gelinge es jedoch, den Spenderkreis immer noch auszuweiten, so die Vorsitzende. Zudem habe die Organisation den Vorteil, nicht nur aus dem Handel, sondern zum Teilen auch direkt von den Produzenten überschüssige Lebensmittel zu erhalten. Ein gutes Zeichen in einer Zeit, in der immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen sind.