Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

6400 unerledigte Anträge in KölnBearbeitungsstau beim Wohngeld nimmt zu

Lesezeit 3 Minuten
32,7 Millionen Euro Wohngeld hat die Stadt voriges Jahr an rund 8000 Kölner Haushalte ausgezahlt. Nun werden es deutlich mehr.

32,7 Millionen Euro Wohngeld hat die Stadt voriges Jahr an rund 8000 Kölner Haushalte ausgezahlt. Nun werden es deutlich mehr.

Bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen gerät die Stadt Köln immer stärker in Rückstand. Teilweise müssen Betroffene mehr als drei Monate auf das Geld warten.

Aktuell stapeln sich im Wohnungsamt rund 6400 unerledigte Anträge. Im Dezember waren es etwas mehr als 5000. Die Folge ist, dass Betroffene teils mehr als drei Monate auf die Auszahlung der Hilfe warten müssen.

Grund für die Antragsflut ist die Wohngeldreform der Bundesregierung („Wohngeld Plus“), die zum 1. Januar in Kraft getreten ist (wir berichteten). Sie hat die Zahl der Menschen, die Anspruch auf staatliche Unterstützung bei der Zahlung von Miete und Nebenkosten haben, in etwa verdreifacht. Zudem haben     mehr Menschen Anspruch auf den Heizkostenzuschuss II (415 Euro Einmalzahlung für einen Ein-Personen-Haushalt), der an Wohngeldberechtigte auf Antrag ausgezahlt wird.

Das Antragsvolumen in Köln habe sich durch die neue Lage in etwa verfünffacht, sagt Sozialdezernent Harald Rau. Die Zahl der unerledigten Anträge nehme momentan weiter zu, „weil deutlich mehr Anträge eingehen“.

Wohngeld: 315 Online-Anträge pro Monat

Die Stadt konnte auf Anfrage nur Auskunft zu den online gestellten Wohngeldanträgen geben, die bisher rund ein Drittel der Anträge ausgemacht haben. Demnach wurden im Jahr 2021 im Schnitt 315 Online-Anträge pro Monat gestellt. Im Jahr 2022, als viele Menschen bereits Anträge mit Blick auf die bevorstehende Wohngeldreform einreichten, wurden 466 Fälle pro Monat registriert. Jetzt sind es weitaus mehr. Laut Stadt wurden vom 1. bis 29. Januar   1880 Online-Anträge gestellt. Hinzu kommt eine rund doppelt so große Zahl an Anträgen per Post. Nach eigenen Angaben hat die Stadt zur Bearbeitung der Wohngeldanträge 81 neue Vollzeitstellen geschaffen. Für 51 davon habe man bereits Bewerber gefunden und somit in kurzer Zeit fast zwei Drittel des benötigten Personals gewonnen, teilte die Verwaltung mit. Sie betont, dass man bei den rund 6400 unerledigten Anträgen zum großen Teil bereits mit der Bearbeitung begonnen habe. Häufig fehlten aber noch Unterlagen oder es seien noch Abstimmungen mit anderen Leistungserbringern „zwingend erforderlich“.

Software vom Land kommt erst im April

Erschwert wird die Bearbeitung dadurch, dass eine dafür vorgesehene neue Software vom Land NRW erst zum 1. April bereit gestellt wird. „Im Sinne einer schnelleren Bearbeitung und Auszahlung wäre es sicherlich besser gewesen, wenn die entsprechende Software mit Inkrafttreten der Novelle vollumfänglich zur Verfügung gestanden hätte“, sagt Sozialdezernent Rau

Für die Stadt Köln bedeutet die Wohngeldreform nicht nur hohe Personalkosten. Sie muss außerdem eine große Zahl zusätzlicher Büros anmieten. Nach Rundschau-Informationen beträgt der Mehrbedarf an Büroflächen rund 4300 Quadratmeter.

Die städtische Gebäudewirtschaft wurde beauftragt, mehrere Varianten zur Unterbringung der zusätzlichen Mitarbeiter zu prüfen. Sie schätzt die Mehrkosten für die Stadt auf mindestens 1,15 Millionen Euro pro Jahr – ausgehend von derzeit üblichen Mieten. Es könnte als auch teurer werden. Insgesamt wurden im Wohnungsamt knapp 160 neue Vollzeit-Stellen geschaffen. Die Zahl der zusätzlichen Mitarbeiter wird aber höher sein, da einige von ihnen in Teilzeit arbeiten.