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Wieder teurer und später fertig?Der nächste Tag der Wahrheit für die Kölner Oper naht

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Der Offenbachplatz: Auf die Frage, ob das Desaster der Stadt ihm Magen liege, sagte Ex-Dezernent Franz-Josef Höing: „Ja, da muss man nicht drum herum reden.“

Köln – Vor 3095 Tagen war Schluss am Kölner Offenbachplatz, vorher lief an jenem 7. Juni 2012 noch mal „Der Meistersinger von Nürnberg“ an der Kölner Oper. Der damalige Intendant Uwe Eric Laufenberg sagte, dass das Haus danach „endgültig für drei Jahre zwecks Grundsanierung geschlossen wird“. Tatsächlich glaubten das viele damals in Köln.

Drei Jahre? Mittlerweile sind knapp achteinhalb Jahre vergangen – und mindestens knapp drei Jahre dauert es noch, bis die Häuser fertig sind. Und neues Unheil droht, in der zweiten Januarhälfte will der Technische Betriebsleiter Bernd Streitberger eine überarbeitete Termin- und Kostenprognose präsentieren.

Denn trotz des Neustarts der Sanierung im Jahr 2016 läuft es seit Monaten nicht gut, die neuen Pläne sind fehlerhaft, die geschätzte Fertigstellung verzögerte sich nach hinten – und jetzt liegen Angebote von Firmen vor, die „teilweise deutlich über der ursprünglichen Kalkulation der Bühnen liegen“. Wird es also noch mal teurer? Dauert es noch mal länger? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was meint der Begriff Bühnen am Offenbachplatz?

Es geht um vier Häuser: Schauspielhaus und Oper als größtes Gebäude werden erneuert, zudem kommen Kinderoper und Kleines Haus neu dazu. Die vier Spielstätten werden später insgesamt 2350 Sitzplätze haben.

Wie lief die Sanierung bislang ab?

2012 begann der Bau, 2015 musste die Stadt kurz vor der geplanten Eröffnung im November feststellen: Das wird nichts. Es war die Bruchstelle in diesem Projekt, die Stadt kündigten dem Planungsbüro Deerns, beide Seiten streiten seither vor Gericht, die Bühnen beklagen 8500 Mängel auf der Baustelle, davon 60 große. Es geht dabei unter anderem um die Haustechnik, also Elektrotechnik, Lüftung, Feuerlöschanlagen, Kälte und Wärmeversorgung. Und es geht um einen Schacht, in dem viel zu wenig Platz sein soll für all die Kabel. Ein Jahr später, 2016, setzte die Stadt das Projekt fast komplett neu auf, holte Innius als Deerns-Nachfolger, installierte Ex-Baudezernent Streitberger als Sanierungschef. 2017 verkündete er: 2022 ist der Bau fertig, 2023 die Eröffnung möglich. Kosten: 540 bis 570 Millionen Euro.

Und warum gibt es immer noch Probleme?

Auch Innius arbeitet mangelhaft, vier der fünf vorliegenden Planungen für die vier Häuser haben Fehler – was bei einer solchen großen Baustelle nicht ganz verwunderlich ist, sich aber trotzdem auswirkt (die Rundschau berichtete mehrfach). Statt April bis Juni 2023 geht Streitberger mittlerweile von einer Schlüsselübergabe von Juli bis September 2023 aus. Vor allem: Scheitert nach Deerns auch das zweite Unternehmen an der Aufgabe? Bis Dezember wollen Streitberger und Co. die Innius-Pläne prüfen. Innius darf sich nicht äußern, das haben die Bühnen mit der Firma vereinbart. Das hat Innius der Rundschau am Donnerstag erneut bestätigt.

Worum geht es jetzt bis Dezember?

Dass die Bühnen-Verantwortlichen eben diese fünf Arbeiten vergeben, also Elektrotechnik, Lüftung, Feuerlöschanlagen, Kälte und Wärmeversorgung. Sie waren vakant, weil die früher beschäftigten Firmen und die Bühnen sich geeinigt hatten, die Verträge nicht weiterzuführen. Am Donnerstag teilten die Bühnen mit, dass es für alle fünf Arbeiten Angebote gibt – was aufgrund der boomenden Baubranche wohl schwierig war. Wie zu hören war, sollen die Bühnen-Verantwortlichen darüber sehr erleichtert sein. Die Firmen setzen auf die Pläne von Innius auf. In den nächsten Wochen prüfen Streitberger und Co. die Angebote und wollen sie vergeben.

Was könnte ein neues Hindernis sein?

Die Angebote sind deutlich teurer als angenommen. Wie viel höher, beantworteten die Bühnen auf Nachfrage nicht – ebenso nicht die Frage, wie viele Firmen sich beworben haben.Warum könnte die Anzahl der Firmen wichtig sein?Will Streitberger die Preise drücken, braucht es möglicherweise Alternativen. Hat sich etwa nur eine Firma für die Lüftung beworben, könnte das seine Position einschränken. Dazu sagten die Bühnen: „Wie Herr Streitberger ja in der Pressemitteilung sagt, haben wir da eine andere Lesart: Wir werden keine Angebote akzeptieren, die wirtschaftlich nicht begründbar sind.“

Wird das Projekt wegen der Angebote erneut teurer?

Dazu teilten die Bühnen mit: „Das ist nach aktuellem Stand nicht auszuschließen.“ Das stehe erst fest, wenn die Innius-Pläne geprüft sind und die fünf Arbeiten vergeben sind. Das soll im Dezember passieren. „Der Faktor Bauzeit hat aufgrund der Fixkosten der Baustelle auch erheblichen Einfluss auf die Gesamtkostenentwicklung“, sagten die Bühnen. Täglich kostet die Baustelle rund 80 000 Euro.