Weil der Bau der Consus Real Estate nebenan seit Jahren still steht, nutzt Bachem den Kran der benachbarten Baustelle.
Bauprojekt in KölnBachem stockt Bürohaus im Zentrum auf – neue Verhandlungen um Großbauruine
Früher liefen in den historischen Drucksälen des Bachem-Verlags mitten in der Innenstadt reihenweise Seiten über Laufbänder und Druckerschwärze. Zwischenzeitlich druckte der Verlag an der Marzellenstraße auch mal Geld (siehe Infotext unten), doch ab 1980 zog die Druckerei aus. Es entstanden Büroflächen, die vermietet und derzeit erweitert werden. Dabei nutzt die Bachem Immobilien GmbH und Co KG erstaunlicherweise einen Kran, der eigentlich zu einer anderen Baustelle gehört. Denn der Bau der Consus Real Estate nebenan steht seit Jahren still.
Durch die Corona-Pandemie sind heutzutage Büroflächen in der Innenstadt noch begehrter geworden. Arbeitsplätze in Domnähe mit einem sozialen Umfeld aus Gastronomie und Kultur reüssieren. Wer rar gesäte Flächen hat, versucht diese zu erweitern. So auch die Immobilienfirma des Bachem-Verlags. Eine Etage stockt das Unternehmen auf das ehemalige Druckereigebäude am Hauptbahnhof auf. 951 Quadratmeter neue Fläche entstehen, die im 1. Quartal 2025 bezugsfertig sein sollen. „Mit Fertigstellung wird das Gebäude über eine Mietfläche von insgesamt 5616 Quadratmetern verfügen“, erklärt Olaf Geist, Geschäftsführer des Immobilien-Firmenzweigs. Das Unternehmen besitzt neben dem Bestand an der Marzellenstraße und am Ursulaplatz (Nord-Süd-Fahrt) noch einige Bauwerke im Bereich innerhalb der Ringe, zum Beispiel am Kartäuserwall.
Höhenkonzept der Stadt ermöglicht nur eine zusätzliche Etage
Warum stockt das Unternehmen nur eine Etage auf, wenn die Büros so begehrt sind? Das liegt an zwei Hindernissen. Zum einen dem Höhenkonzept der Stadt Köln. Ein neues Konzept ist seit Jahren in der Mache und mittlerweile von Verwaltung und Politik extern beauftragt. Die gültigen Regeln erlauben jedoch nicht mehr. Zum anderen müssen sich solche Projekte der Nachbarschaft anpassen. Direkt nebenan befindet sich die riesige Baustelle der Consus Real Estate, eine Tochter der Adler Gruppe. Die Nachbarn haben sich laut Rundschau-Informationen darauf verständigt, dass die Erhöhung um eine Etage passt.
Einer Baustelle in so zentraler Lage fehlt zudem meist eins: Platz. Deswegen hat der beauftragte Generalunternehmer sich kurzerhand bei den Nachbarn eingehakt. Die Lagerflächen und auch den Baukran, der auf der Baustelle von Consus steht, nutzt die Firma mit. Das Projekt „CologneApart“, das das frühere Postverteilzentrum in Wohnungen und Gewerbe transformieren sollte, liegt schon seit Jahren brach. Die Rundschau berichtete mehrfach über den ausbleibenden Fortschritt auf der Baustelle. Aus dem Rathaus war immer wieder zu hören, dass die Bauruine der Politik, aber auch der Verwaltung ein Dorn im Auge ist.
Baustelle an der Nord-Süd-Fahrt: Nur punktuelle Entwicklungen
Vor rund anderthalb Jahren keimte zwischenzeitlich Hoffnung auf, dass dort bald wieder etwas passiert. Denn der Konzern stellte das Projekt auf die Verkaufsliste, nur wenige Monate nachdem zahlreiche internationale Fachmedien von der finanziellen Schieflage und Razzien in Büros der Muttergesellschaft Adler berichtet hatten.
Seitdem tut sich nur punktuell etwas auf der Baustelle: Auf mehrfache Nachfrage der Rundschau bei der Stadt Köln hat der Investor im vergangenen Oktober den Fußweg an der Nord-Süd-Fahrt geräumt und freigegeben. Erst vor wenigen Tagen haben Arbeiter die bereits seit Monaten zerrissenen und durch Unwetter beschädigten Schutzabdeckungen am Baugerüst entfernt. Wie die Rundschau erfuhr, laufen aktuell Verhandlungen, doch es könnte am Preis scheitern. Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass das Projekt rund 60 Millionen Euro kosten soll, aber laut Experten aus der Bauwirtschaft deutlich weniger Wert sein soll.
Die Besitzer der benachbarten Immobilien haben ein großes Interesse daran, dass ein neuer Investor dem Projekt neues Leben einhauchen würde. Immerhin würde eine Fertigstellung des insgesamt rund 23 000 Quadratmeter Nutzfläche großen Projekts sich auch positiv auf das Umfeld auswirken. Auch auf die des Bachem-Verlags. Olaf Geist erklärt: „Im Sinne unserer Immobilien besteht die Hoffnung, dass es dort bald weitergeht.“
Der Bachem-Verlag
1818 hat die Geschichte des Verlags angefangen, als Johann Peter Bachem am 4. Mai auf der Hohe Straße/Ecke Budengasse eine Buchhandlung mit Leihbibliothek eröffnete. In der Hyperinflation der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg war die hauseigene Druckerei eine der wenigen, die im Auftrag der Stadt Köln Notgeldschein herstellten. Heutzutage bietet der Bachem-Verlag der eigene Webseite vor allem Freizeitbegleiter, Kulturführer und Kinderbücher in Formaten wie Buch, E-Book, als interaktive Handy-App.