Das Historische Archiv wirft in einer neuen Ausstellung „Geliebt, gehasst, gegessen“ einen Blick auf das menschlich-tierische Zusammenleben in der Stadt.
Zwischen Käfig und KörbchenAusstellung im Historischen Archiv zur Beziehung zwischen Tier und Mensch
Die Malereien zeigen brennende Pferde, die Menschen niedertrampeln, und Tauben, die mit Brandgut über Burgmauern fliegen, um sie dort abzuwerfen. „Das ist sicherlich mehr Fantasie als Praxisbezug“, sagt Fanny Haker über die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Zeichnungen. Diese liegen aus in einer Vitrine der Ausstellung „Geliebt, gehasst, gegessen - Kölner Tiere zwischen Käfig und Körbchen“ im Historischen Archiv am Eifelwall.
Die am Donnerstag eröffnete Ausstellung zeigt das Zusammenleben und den Umgang von und mit Tieren in Köln über die letzten Jahrhunderte. Dafür sind insgesamt 174 Exponate zu sehen. „Wir wollen in diesem Haus Themen, die in der Stadtgesellschaft diskutiert werden, aufgreifen“, sagt Bettina Schmidt-Czaia, Leitende Direktorin des Archivs.
Diese Ausstellungsstücke hat Kuratorin Fanny Haker in sechs Themenbereiche gegliedert. In der ersten Station befindet man sich im Bereich „Tiere lieben“. Gedenkschriften und dem geliebten Tier gewidmete Zeichnungen zeigen die Zuneigung der Besitzer. Fotoalben aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts zeigen, dass Tierfotos bereits damals beliebt waren - in einer Zeit, als die einzelnen Schwarz-Weiß-Fotografien noch sehr kostspielig und nicht alltäglich waren.
Der zweite Sektor beschäftigt sich mit dem Oberthema „Tiere schützen“. Der zweifelhafte Erwerb von Tieren für Versuchszwecke durch Kölner Lehranstalten wird thematisiert. Nachdem ein Hund im Anschluss an die Versuche starb, gründete sich eine Bürgerinitiative, um gegen die Versuche vorzugehen. Zu sehen ist das zugehörige Vernehmungsprotokoll aus dem Jahr 1976. Aufgestellte Tablets bieten an den Stationen die Möglichkeit, sich weiter zu informieren.
„Tiere kontrollieren“ zeigt Maßnahmen auf, wie Kölner Bürger sich über die Zeit hinweg mit Schädlingen wie Ratten oder Nutrias auseinandergesetzt haben. Zur Veranschaulichung hat das Bonner Naturkundemuseum Koenig ausgestopfte Tiere zur Verfügung gestellt.Auch das Archiv ist betroffen: Die Kölner Einrichtung muss sich seit jeher vor Papier- und Holzschädlingen in Acht nehmen.
Das wohl bekannteste Tier der Stadt bekommt im vierten Sektor „Tiere betrachten“ einen Platz: In einer Vitrine liegen neben den Bildern von Pferde- und Hunderennen Fotografien von Hennes aus. Auch Werbungsplakate für „Menagerien“, Tierschauen von deformierten oder exotischen Tieren, oder Seiten aus alten Alben mit „Stollwerck“-Sammelbildern sind zu sehen. „Das war die damalige Form von den heutigen Paninialben“, so Haker.
Nach dem fünften Bereich „Tiere nutzen“, der sich auf Tiere in der Landwirtschaft oder als Waffe im Kampf bezieht, wartet auf die Besucher eine Triggerwarnung: „Achtung! Bilder und Inhalte können verstörend wirken.“ Im letzten Bereich dreht sich alles um „Tiere essen“. Zur leichteren Kost gehört ein Zeitungsbericht von der Eröffnung des Schlachthofes 1895. Ein Dokument vom 5. Juli 1941 des Regierungspräsidenten befiehlt den Metzgern, den aus Polen erhaltenen Schinken zur „Auslandsfleischbeschaustelle“ zu bringen.
„Alles, was wir nicht einfangen konnten, haben wir durch unser Begleitprogramm eingefangen“, sagt Leiterin Schmidt-Czaia. Zum Auftakt spricht am 20. November die Feuerwehr Köln über die Tierrettung. Bis zum Ausstellungsende am 4. Mai finden weitere Vorträge und Panels über das Thema „Tiere und Menschen“ im Vortragsraum des Archivs statt.
Aus dem Programm
Die Ausstellung ist vom 24. Oktober bis zum 4. Mai 2025 zu sehen. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 16.30 Uhr geöffnet, mittwochs von 10 bis 19.30 Uhr.
Der Tiermediziner Karim Montasser spricht über Lebensmittelsicherheit und die Gründe für die erhöhte Suizidrate in der Tiermedizin. Mittwoch, 22. Januar, ab 18 Uhr.
Der Workshop „Tierisch alt - Tiere in mittelalterlischer Handschrift“ richtet sich an Kinder zwischen 8 und 10 Jahren. Mittwochs, 29. Januar und 4. April, ab 17 Uhr.
Der Historiker und Autor Ulrich Raulff versetzt Besucher in eine Zeit zurück, als das Pferd noch in der Stadt zu Hause war: „Der Dom als Pferdestall. Als das Reiten noch geholfen hat.“ Mittwoch, 30. April, ab 18 Uhr.
Kalender erhältlich
Unter dem Titel „Hunde in der Stadt“ ist der Wandkalender des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs für 2025 erschienen. Der vom Förderverein des Archivs finanzierte Kalender zeigt Fotografien von Karl Heinz Hargesheimer, bekannt als Chargesheimer. Die überwiegend unveröffentlichten Aufnahmen präsentieren das Zusammenleben von Mensch und Hund in der Stadt. Chargesheimer belichtete die Beziehung des Hundes zu seinen Besitzern und seine Rolle in der Gesellschaft.
Für 15 Euro kann der Kalender ab jetzt im Lesesaal des Historischen Archivs oder über den Buchhandel bezogen werden (ISBN 978-3-928907-60-6).