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Krüge, Ofenkacheln und eine BombeAuf dem Gelände des früheren Kartäuserklosters machen Archäologen reiche Funde

Lesezeit 3 Minuten
Ausgrabungen im mittelalterlichen Kartäuserkloster St. Barbara

In rund 50 Tagen haben die Archäologen die Überreste der Klostergebäude ausgegraben.

Seit November graben Archäologen auf dem Areal, wo die Kirche ihr Bauprojekt „Campus Kartause“ verwirklicht.

Dass auf Baustellen der Kampfmittelräumdienst anrückt, um Bomben zu entschärfen, gehört in Köln zum Alltag. Absolut ungewöhnlich ist es hingegen, wenn die Experten den Sprengkörper nicht mitnehmen, sondern ihn am Fundort belassen. Doch genau so ist es auf dem Gelände der evangelischen Kirche in der Südstadt passiert. Seit November graben Archäologen auf dem Areal, wo die Kirche ihr Bauprojekt „Campus Kartause“ verwirklicht – mit vielen Bildungsangeboten, Wohnungen und Studentenwohnhaus.

Eines Tages habe man im Boden einen verdächtigen Gegenstand aus Eisen entdeckt und den Kampfmittelräumdienst verständigt, berichtet Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums. Wie sich herausstellte, handelte es sich zwar tatsächlich um eine Bombe. Aber nicht aus dem Zweiten Weltkrieg, sondern aus der Zeit der Besatzung Kölns durch die Franzosen zwischen 1794 bis 1815. Und da kein Sprengstoff drin war, durften die Archäologen die 71 Kilogramm schwere Eisenkugel behalten. „Es handelt sich um Munition für einen französischen Steinmörser. Solche Sprengkörper flogen bis zu 1300 Meter weit, explodierten beim Aufprall und sollten Mauern brechen“, erläutert Gregor Wagner, Leiter der Bodendenkmalpflege.

Die Bombe war nicht der einzige militärische Fund, den die Archäologen im Bereich des früheren Kartäuserklosters gemacht haben. „Wir haben auch Musketenkugeln verschiedenster Kaliber, Flintsteine, Uniformknöpfe und Tonpfeifen entdeckt, die für Soldaten dieser Zeit typisch sind“, so Wagner. Denn viele Jahre diente das Areal militärischen Zwecken. Nach dem Einmarsch der Franzosen in Köln 1794 wurde das Kartäuserkloster säkularisiert und als französisches Militärlazarett genutzt, bis die Preußen hier später ein Artilleriedepot samt Pferdestall und Remise einrichteten.

Doch auch aus früheren Jahrhunderten hat sich auf dem Gelände vieles erhalten. Das 1334 von Erzbischof Walram von Jülich gestiftete Kartäuserkloster war früher mit rund 40.000 Quadratmetern eine der größten Klosteranlagen in Köln und der zweitwichtigste Weinproduzent der Stadt, erklärt Trier. Der Wein sei allerdings „von überschaubarer Qualität“ gewesen, wie auch seine damaligen Bezeichnungen „nasser Hund“ oder „saurer Ludewig“ verdeutlicht hätten. Vor einigen Jahren, so Trier, habe man ganz in der Nähe bei Grabungen an der Ulrepforte sogar konkrete Überreste der einstigen Weinproduktion gefunden, nämlich Gruben, in denen Dünger für den Weinanbau gelagert war – eine sehr seltene Entdeckung.

Bis Juni sind die Archäologen noch tätig

Bei den Grabungen konnten die Archäologen mittelalterliche Mauerreste, einen Brunnen und eine Latrine freilegen. Sie fanden Reste von Steinzeuggefäßen aus dem 14. Jahrhundert, Bartmannkrüge, eine seltene gusseiserne Ofenplatte des 16. Jahrhunderts sowie Ofenkacheln. Im Kloster habe eine Weile ein gewisser Peter Kachelbäcker gelebt, der Ofenkacheln herstellte, 1580 aber wegen eines Diebstahls aus Köln verbannt wurde, so Wagner. „Seine Töpferwerkstatt wollen wir noch finden“, betont Grabungsleiter Ulrich Karas. Bis Juni werden die Archäologen hier tätig sein und auch die Fläche, die jetzt noch unter einem Parkplatz liegt, untersuchen. Danach soll der Bau beginnen, dann werden die zuvor dokumentierten Mauerreste verschwinden.

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger betont: „Wir fußen auf der Klostertradition. Dieser Ort ist ein Ort der Einkehr und der Bildung seit dem 14. Jahrhundert gewesen. Wir führen diese gute Tradition in eine zeitgemäße Zukunft. Menschen mit ganz unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen werden hier lernen für die Zukunft.“