Jobben statt BafögAnträge auf Förderung gehen zurück – trotz besserer Konditionen
Köln – „Einfacher ans Geld“, versprechen Plakate von Studierendenwerken, die erschöpfte Umzugshelfer, eine Pizzabotin und Kellnerin zeigen, in typischen, anstrengenden Studentenjobs. „Jetzt Bafög beantragen!“, werben sie darum, dass mehr Studierende Anträge stellen, um Bafög-Fördergelder fürs Studium zu erhalten. Es kann sich durchaus lohnen. „Besser 100 Euro im Monat Bafög als dafür vier, fünf Stunden zu jobben“, findet Hildegard Ollesch-Jaletzky, Abteilungsleiterin im Kölner Studierendenwerk. Denn nach einer jüngsten Bundes-Novelle von 2014 bis 2016 treten ab 1. August 2019 weitere Verbesserungen in Kraft.
Das kann sich auch für Kölner Studierende beziehungsweise deren Eltern rechnen: Ab dem Wintersemester 2019/20 gibt es mehr Bafög, der Förderungs-Höchstsatz wurde von bisher 735 auf 853 Euro erhöht, die Freibeträge für eigenes Vermögen und das Einkommen der Eltern steigen. „Toll ist vor allem der um 30 Prozent erhöhte Wohnzuschuss von 250 auf nun 325 Euro im Monat“, unterstreicht die Bafög-Expertin. „Das ist zwar leider nicht Standort-angepasst, in Köln sind die Mieten ja besonders hoch, aber immerhin!“ Weniger stark fiel die Erhöhung der Eltern-Freibeträge aus. „Die werden 2019 bis 2021 um 16 Prozent aufgestockt, bei verheirateten Eltern um 110 auf 1835 Euro pro Monat.“ Bei neuen Anträgen treten die Änderungen ab 1. August in Kraft, ansonsten ab Start des Wintersemesters September, Oktober.
Zahlen gehen bundesweit nach unten
Sie hofft, dass angesichts der verbesserten Konditionen deutlich mehr Studierende Bafög beantragen. Doch der Trend geht wie auch bundesweit in Köln in die negative Richtung – nach unten. „Dieses Jahr haben wir jetzt schon 500 Anträge weniger als im Vergleich zum Vorjahr“, so Ollesch-Jaletzky. Obwohl es seit der Bafög-Novellierung 2014 bis 2016 stufenweise deutliche Verbesserungen gab, verbuchte das Werk einen deutlichen Rückgang. Er setzt sich verstärkt mit rückläufigen Antragszahlen fort (siehe Infotext). „Leider, dabei würde es sich für deutlich mehr durchaus lohnen“ , findet die Abteilungsleiterin.
Warum sinken die Antragszahlen trotz höherer Freibeträge, besserer Rückzahlungsmodalitäten? Da können auch die Experten nur mutmaßen. Viele Studierende ziehen es vor, jobben zu gehen, weil sie denken, dass die Fördersumme eh gering ausfallen würde. Andere haben Angst, sich zu verschulden. Dabei ist die Hälfte der Bafög-Summe ein Zuschuss, die andere Hälfte muss – unverzinst – erst ab fünf Jahre nach der Regelstudienzeit zurückgezahlt werden, wenn der Job es zulässt. Sollte nach 20 Jahren noch ein offener Rückzahlungsbetrag bestehen, wird dieser ab jetzt gestrichen.
Bafög-Anträge in Zahlen
Die Entwicklung der Studienfinanzierung Bafög (Bundesausbuildungsförderungsgesetz) sowie über die KfW-Entwicklungsbank und Daka Darlehnskasse der Studierendenwerke ist seit dem Jahr 2014 in Köln wie auch bundesweit immer stärker rückläufig. Und das, obwohl in Schritten ab 2014 bis 2016 eine Bafög-Novelle mit verbesserten Bedingungen in Kraft trat.
Für das Jahr 2018 waren an den Kölner Hochschulen 87 272 Studierende eingeschrieben, es wurden 15.550 Bafög-Anträge bearbeitet, rund 8,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Auszahlungssumme der Förderbetrage lag bei knapp 70 Millionen, elf Prozent weniger als im Vorjahr.
Auch 2017 sank die Zahl der bearbeiteten Anträge, um 6 Prozentpunkte gegenüber 2016, es wurden 18.442 Studierende gefördert. 2014 gab es dagegen bei 83.225 Studierenden 20.353 Geförderte, fast gleich viele wie 2013, die Auszahlungssumme: 79 Millionen Euro. (MW)
Manche potenziellen Bafög-Empfänger glauben, dass sie keine Ansprüche haben, weil ihre Eltern zu viel verdienen oder scheuen die aufwendige Antragsbearbeitung mit Offenlegung der Finanzen. Auch die seit 2014 verbesserte Konjunktur wirke sich wohl aus, so das Werk. In wirtschaftlich schlechteren Zeiten stiegen die Anträge, weiß Ollesch-Jaletzky. Das Bafög-Abteilungsteam empfiehlt, in einer persönlichen Beratung alle Fragen zu besprechen.
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