30 Jahre bei der IHKKölner hat schon 1000 junge Bankkaufleute geprüft

Bernd Ettmann unterrichtet am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Zollstock.
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Köln – Es ist schon etwas länger her. Genau gesagt: 30 Jahre. Bernd Ettmann hatte 60 Fachaufsätze auf dem Schreibtisch liegen, dazu 60-mal die ausführlichen schriftlichen Antworten auf zehn Fachfragen. So begann seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln. Die Aufsätze stammten von jungen Leuten, die damit ihre Ausbildung zum Bankkaufmann abschließen wollten. Die Bezeichnung „Bankkauffrau“ gab es in der damals gültigen Ausbildungsordnung noch gar nicht. „Da hat sich einiges geändert“, sagt Bernd Ettmann (63).
Er ist immer noch dabei, ohne Unterbrechung. 1000 Prüflinge hatte er in drei Jahrzehnten, schätzt er. In der paritätisch besetzten Prüfungskommission übernimmt er den Part des Berufsschullehrers. Neben ihm sitzen ein Vertreter der Arbeitgeber und ein Vertreter der Arbeitnehmer. Aus den seitenlangen Aufsätzen und Erläuterungen sind drei schriftliche Abschlussprüfungen geworden. „Für die Antworten reicht meist ein Zweizeiler“, stellt Bernd Ettmann fest. „Früher war die Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken, deutlich ausgeprägter als heute.“ In den mündlichen Prüfungen werden die jungen Banker auch nicht mehr mit vertieften banktheoretischen Fragen gelöchert. Stattdessen wird ein Beratungsgespräch simuliert. Ein Prüfer schlüpft dabei in die Rolle des Kunden. Anspruchsvoll ist die Prüfung immer noch: „Baufinanzierung und Altersvorsorge sind komplexe Themen“, erklärt Bernd Ettmann. Gleichzeitig müssen die angehenden Bankkaufleute ihre Sozialkompetenz unter Beweis stellen.
Ausbildung vermittelt andere Qualifikationen als ein Studium
Für den jungen Berufsschullehrer war es damals eine Ehre, in die Prüfungskommission berufen zu werden. Das Schreiben der IHK Köln datiert vom 22.11.1988. Den ersten Einsatz als Prüfer hatte er mit Auszubildenden der Hypothekenbank Centralboden – das Haus ist längst von der Bildfläche verschwunden.
„Früher hatten Banker ein hervorragendes Image“, erinnert sich Bernd Ettmann. „Die besten Abiturienten eines Jahrgangs entschieden sich für eine Ausbildung in einer Bank.“ Sie blieben dort oder nutzten ihre Kenntnisse als Sprungbrett in ein Studium. Vorbei – die guten Abiturienten interessieren sich immer weniger für Banken und gehen inzwischen direkt an die Hochschule. „Die meisten Betriebe haben inzwischen große Probleme, Ausbildungsplätze zu besetzen“, weiß Bernd Ettmann. Dabei vermittele eine Ausbildung anders als ein Bachelor viele Qualifikationen „und dazu eine Berufsfähigkeit“. Zunehmend erfüllten die Bewerber auch nicht mehr das Anforderungsprofil. Die IHK Köln bezeichnet Bankkaufleute in ihrem Ausbildungsportal als „Zahlenkenner mit Blick für Geld und Kundenwünsche“.
IHK-Abschluss
12 000 Prüfungen führt die IHK Köln jedes Jahr in der beruflichen Bildung durch. 5000 ehrenamtliche Prüfer sind dabei im Einsatz. Kürzlich hat die IHK 83 von ihnen geehrt, die bereits seit mindestens 30 Jahren aktiv sind. Sie bekamen Urkunden und Plaketten. Ohne die Prüfer „würde es den Unternehmen bald an qualifiziertem Fachkräftenachwuchs fehlen“, erklärte Ulf C. Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, bei der Feierstunde. Im vergangenen Jahr legten im Kölner Bezirk der IHK 278 Bankkaufleute erfolgreich ihre Prüfung ab. (kl)
Aber es werden wohl auch weniger Bankkaufleute gebraucht. Vor 30 Jahren gab es dreimal so viele Azubis, erzählt Bernd Ettmann. Jetzt dünnen Bankhäuser ihr Filialnetz aus, Kunden schwenken auf Online-Banking um. Branchenintern habe es Diskussionen gegeben, ob Bankkaufleute nun „Beratungsgespräche“ oder „Verkaufsgespräche“ führen sollten. Mit der Bankenkrise vor zehn Jahren wurde das Ansehen der Banker nachhaltig ramponiert. „Das Vertrauen muss nun zurückgewonnen werden“, sagt Bernd Ettmann.
Im Studium wollte er noch Bankdirektor werden
Er hat selbst eine Bankausbildung gemacht, danach ein betriebswirtschaftliches Studium abgeschlossen. Eigentlich wollte er Bankdirektor werden. „Aber am Ende des Studiums kam die Idee, selbst Banker zu unterrichten“, erzählt er. Das macht er sogar schon seit 32 Jahren, immer am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Zollstock. Seinen Schülern und der IHK will er bis zum Ruhestand noch zwei Jahre verbunden bleiben. Derzeit wird die Ausbildungsordnung für Bankkaufleute überarbeitet. Die aktuelle stammt von 1998: „Manche Dinge im Lehrplan sind antiquiert, andere wichtige Neuerungen nicht erhalten“, sagt Bernd Ettmann. Es wird wohl Zeit: Früher nutzten die Kunden noch Eurocheques, von Hand ausgefüllte Überweisungsträger wurden in Kästchen geworfen. Und den Euro gab es auch noch nicht.