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Infografik

Klimaprojektion
DWD sagt Verdoppelung der Hitzetage in Köln voraus

Lesezeit 4 Minuten
Nur wenige Menschen halten sich bei Hitze im vertrockneten Rheinpark am Rheinufer auf - im Hintergrund der Kölner Dom.

Nur wenige Menschen halten sich bei Hitze im vertrockneten Rheinpark am Rheinufer auf - im Hintergrund der Kölner Dom.

Die Klimaprojektionen zeigen eine deutliche Zunahme von Tagen mit hohen Temperaturen und tropischen Nächten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Prognose.

Welche Folgen wird der Klimawandel für Köln haben und wie kann sich die Stadt am besten darauf einstellen? Diese Frage beschäftigt die Stadtverwaltung schon seit mehr als zehn Jahren. Nun gibt es eine neue Datengrundlage für Planungen in Bezug auf die in den kommenden Jahrzehnten zu erwartende Hitzeentwicklung. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für das Gebiet der Stadt Köln eine neue Klimaprojektion erstellt, die am Mittwoch präsentiert wurde. Eine solche Berechnung ist auch für die Stadt Leverkusen in Arbeit. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist das Thema der Klimaprojektion?

In Städten führen Bebauung und Flächenversiegelung zu höheren Lufttemperaturen als im Umland. Man spricht vom Wärmeinsel-Effekt. Dieser Effekt erhöht in Städten die Häufigkeit und Intensität von Hitzeereignissen, die durch den Klimawandel ohnehin zunehmen. Die Studie berechnet die künftig zu erwartende Häufigkeit von Tagen mit hohen Temperaturen in Köln. Und zwar einerseits für die Mitte des Jahrhunderts, konkret den Zeitraum zwischen den Jahren 2031 bis 2060. Und andererseits für die fernere Zukunft zwischen 2071 und 2100.

Was genau wird analysiert?

Für das gesamte Stadtgebiet werden kleinräumig drei Kategorien und drei Zeiträume betrachtet. Zum einen geht es um die zu erwartende Zahl der Sommertage, an denen die Temperaturen auf 25 Grad Celsius oder mehr steigen. Außerdem wird die Zahl der   „heißen Tage“ mit Spitzenwerten von 30 Grad und mehr vorhergesagt. Schließlich wird auch die Zahl der „tropischen Nächte“ betrachtet, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken. Die Ergebnisse lassen sich grafisch darstellen. Die Bilder zeigen anhand einer Farbskala von blau/grün (kühl) bis rot/violett (heiß), wie oft solche hohen Temperaturen im Schnitt in den verschiedenen Teilen der Stadt zu erwarten sind (siehe Grafik). Dabei wird deutlich, dass die höchsten Werte in stark verdichteten Gebieten mit viel Bebauung entstehen, insbesondere in der Innenstadt.

Simulationen des DWD zeigen, dass die Zahl heißer Tage in Köln künftig stark zunehmen wird. Gegenüber den Jahren 1971 bis 2000 könnte sich ihre Zahl bis Mitte des Jahrhunderts verdoppeln.

Simulationen des DWD zeigen, dass die Zahl heißer Tage in Köln künftig stark zunehmen wird. Gegenüber den Jahren 1971 bis 2000 könnte sich ihre Zahl bis Mitte des Jahrhunderts verdoppeln.

Wie hat der DWD die Berechnungen durchgeführt?

Mit Hilfe von computerbasierten Stadtklimasimulationen wurden die Ergebnisse regionaler Klimaprojektionen mit einer Rasterweite von fünf Kilometern räumlich auf eine Rasterweite von 100 Meter verfeinert. Die Berechnungen des DWD basieren auf dem Klimaszenario RCP8.5 des Weltklimarats (IPCC). Laut DWD beschreibt es eine Welt, „in der die Energieversorgung im Wesentlichen auf der Nutzung fossiler Energie beruht“. Zudem wurden Kataster, Bebauungspläne und weitere Daten der Stadt Köln genutzt. Als Referenzzeitraum dienen die Jahre 1971 bis 2000, aus denen umfangreiche Daten vorliegen.

Wie fallen die Ergebnisse aus?

Im Zeitraum 2031 bis 2060 nimmt laut DWD die Zahl der Sommertage auf 60 bis 70 pro Jahr zu. Zum Vergleich: Von 1971 bis 2000 waren es im Schnitt rund 40 Sommertage. Die Zahl der Hitzetage (30 Grad und mehr) verdoppelt sich im gesamten Stadtgebiet auf 15 bis 20 pro Jahr. In dicht bebauten Stadtteilen weist die Simulation für die Mitte des Jahrhunderts etwa doppelt bis dreimal so viele Tropennächte aus.

Der Trend zur Klimaerwärmung setzt sich laut DWD 2071 bis 2100 fort. Dies zeige „den enormen Handlungsbedarf, durch die Umsetzung von Maßnahmen für den Klimaschutz und die Klimaanpassung die fortschreitende globale Klimaerwärmung und deren Folgen abzuschwächen“. Die Berechnung liefere der Stadt aktuelle Daten mit der benötigten räumlichen Auflösung.

Was folgt aus der Klimaprojektion?

Sie liefere eine hervorragende Datengrundlage und „Prognose, mit welchen Auswirkungen des Klimawandels wir künftig für Köln rechnen müssen. Wichtig wird sein, dass wir diese Informationen bei unseren Planungen berücksichtigen“, sagte Kölns Klimadezernent William Wolfgramm. Dazu gehöre etwa mehr Begrünung von Gebäuden und Versickerung von Regenwasser, wie bei der Umgestaltung der Kasemattenstraße in Deutz. Zu betrachten seien auch die Auswirkungen von Hitze auf vulnerable Gruppen wie Senioren.

Der Leiter des Umweltamts, Konrad Peschen, betonte, die Daten würden die hohe Bedeutung unbebauter Grün- und Freiflächen für das Stadtklima unterstreichen. Diese seien enorm wichtig für die Kühlung des Stadtgebiets und die Bildung von Kaltluft in den Nächten. Es brauche Korridore, die Frischluft aus dem Umland in die Innenstadt leiten. In diesen Bereichen solle entweder gar nicht gebaut werden oder so, dass es keine negativen Folgen für das Stadtklima habe.

Was unternimmt die Stadt Köln, um die Folgen von Hitze zu mildern?

Als positives Beispiel für künftige Stadtentwicklung nannte Klimadezernent William Wolfgramm die Parkstadt Süd. Die Klimaprojektion des DWD zeige, dass solche Projekte durch Entsiegelung und Begrünung vor Ort rund ein Drittel der Temperatureffekte des allgemeinen Klimawandels kompensieren könnten. Seit einigen Jahren fördert die Stadt Köln mit ihrem Programm „Grün hoch drei“ bereits die Begrünung von Dächern und Fassaden sowie die Entsiegelung von Flächen. Bisher wurden 851 Anträge von Bürgern und Unternehmern bewilligt und 1,8 Millionen Euro ausgezahlt. Köln habe auch als eine der ersten Städte in Deutschland einen Hitzeaktionsplan zum Schutz älterer Menschen aufgelegt, erläuterte Umweltamtsleiter Konrad Peschen. Unter anderem wurde ein Hitzetelefon mit kostenloser Beratung eingerichtet unter der Rufnummer 0221-221-34347.