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Klima- und DigitalisierungsprojekteWie es in Sachen „Smart City“ in Köln steht

Lesezeit 7 Minuten
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Auch die Klimastraße Nippes gehört zum Projekt. 

2011 wurde mit großen Erwartungen die „Smart City Cologne“ ins Leben gerufen. Ziel war und ist es unter anderem, „urbane Innovationen zu erproben und sichtbar zu machen, um auch den Herausforderungen des Klimawandels im Sinne der nachhaltigen Stadtentwicklung zu begegnen“, heißt es seitens der Stadt. Indem man die Möglichkeit der Digitalisierung nutzen und Innovationen vorantreiben wolle, trage man damit „maßgeblich zur nachhaltigen Gestaltung der Energie- und Verkehrswende in Köln bei“. Mit im Boot sollten von Anfang an Kölner Unternehmen, Privatleute und Forschungseinrichtungen sein. Die Initiatoren: Stadt Köln und die Rheinenergie.

Doch was ist aus der Initiative geworden? Zu sehen ist auf den ersten Blick nicht viel. Selbst die – zugegebenermaßen sehr gewagte – Leuchtschrift „Klimastraße Nippes“ hängt nicht mehr über der Neusser Straße. Dort wollte man anhand mehrerer Projekte die Nippeser Meile zum Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit in der Großstadt machen.

Ein Sammelsurium von Projekten

Am ehesten konnte man noch das Bemühen des Bürgervereins „Für Nippes“ erkennen, im Rahmen des von ihm organisierten „Klimastraßenfestes“ Informationen und Akzeptanz für nachhaltigen Klimaschutz zu schaffen. Klickt man heute auf die offizielle „Smart City Cologne“-Homepage, werden dort unter anderem Projekte wie das KVB-Leihrad-System oder der privat finanzierte Bau von Niedrig-Energie-Häusern angepriesen. Nicht gerade Leuchtturmprojekte für eine Großstadt. Allerdings: Die Liste der Vorhaben ist lang, umfasst vom Roller-Sharing bis zum Klassenzimmer-Umbau alles mögliche, was man unter „Smart City“ zusammenfassen kann.

Mona Treude ist Doktorandin und promoviert zum Thema Nachhaltige Smart Cities am Beispiel Wien. Ihre Eindrücke aus der österreichischen Bundeshauptstadt zum Thema „Smart City“ sind ein wenig anders als die, die man hierzulande sammeln kann. „Das Projekt wurde vor über elf Jahren ganz oben in der Stadtverwaltung angesiedelt. Dadurch kam ein steter Prozess in Gang, der viel Akzeptanz sowohl in der Verwaltung selbst wie auch in der Bevölkerung gebracht hat“, berichtet sie. In Wien sei man sich früh darüber im Klaren gewesen, was Sinn mache und was nicht: „Wenn die Stadt nicht weiß wo sie hinwill, kommen Unternehmen und beraten die Stadt. Das ist nicht ungefährlich“, sagt Treude. Einige Angebote aus der Wirtschaft wurden dankend abgelehnt, weil sie nach Ansicht des Magistrats nicht zielführend waren.

15 Millionen Euro vom Land für das „Modellprojekt Smart City“

Es sind große und kleine Dinge, die an der Donau vorangetrieben werden. Die größte Photovoltaik-Anlage Österreichs, eine offene Datenplattform, die öffentlichen wie privaten Nutzern Datensätze zur Verfügung stellt oder eine App, mit der man Punkte für das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel sammeln und die dann gegen einen Kino- oder Theaterbesuch eintauschen kann – die Liste ließe sich fast beliebig lang fortsetzen. Besonders gefragt: Die „junge Werkstatt Wien“, wo Kindern und Jugendlichen eine Plattform zur Verfügung gestellt wird, und das digitale Gegenstück dazu für Senioren. Im Ansatz vielleicht gar nicht mal unähnlich Köln, allerdings gefühlte Lichtjahre weit voraus.

Im September letzten Jahres hat die Stadt Köln 15 Millionen Euro vom Land für das „Modellprojekt Smart City“ bekommen, um digitale Strategien für das Stadtleben zu entwickeln und zu erproben. Dazu gehörten „neue ökonomische, ökologische und soziale Anwendungsformen, die für die Stadtentwicklung von Bedeutung seien“.

Unter dem Arbeitstitel „unbox Cologne“ soll die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Dafür werde ein kooperativer Ansatz mit unterschiedlichen Akteuren der Stadtgesellschaft aufgebaut. Ziel sei es, „in kurzer Zeit nachhaltige Lösungen mit starker Nutzenden-Fokussierung, hoher Skalierbarkeit und breiter Akzeptanz“ zu erreichen.

Projekt in zwei Phasen unterteilt

Das Förderprojekt ist in zwei Phasen unterteilt. Die zweijährige „Entwicklungsphase A“ diene der „Erstellung einer Strategie zur Gewinnung und Umsetzung datenbasierter und nutzerzentrierter Lösungen in Form von ,unbox-Projekten’ für die nachhaltige Stadtentwicklung, welche innerhalb von sechs Monaten verbindlich und unterstützt durch ein Patenschaftskonzept finanziell gefördert umgesetzt werden“. Während dieser Strategiephase sei in enger Zusammenarbeit mit weiteren Dienststellen und der Stadtgesellschaft ein Konzept unter Berücksichtigung elf zentraler Punkte zu erstellen. Zum Ende der „Projektphase A“ soll aus den Erfahrungen und Erkenntnissen eine Strategie entwickelt werden, die durch einen Ratsbeschluss Verbindlichkeit erhalten und in der darauf folgenden fünfjährigen Umsetzungsphase umgesetzt werden muss. Die Strategie soll ständig angewandt und fortlaufend verbessert werden. Der zentrale Ansatz, die Stadt durch die Digitalisierung nachhaltiger und damit klimagerechter zu gestalten, muss also noch mit viel Leben gefüllt werden.

Kommentar zur Smart City: Es wäre an der Zeit

von Tobias Wolf

Man soll und darf nicht alles schlechtreden, was nicht auf Anhieb den gewünschten Erfolg hat. Aber es verfestigt sich gerade wieder der Eindruck, dass diese Stadt einfach zu langsam aus dem Quark kommt. Gute Zehn Jahre ist die „Smart City“ nun am Start, und allzu viel hat sich in dieser Zeit nicht getan. Nun also ein weiterer Anstoß, diesmal durch eine Förderung des Landes, die aber wieder in eine zweijährige Strategie- und eine fünfjährige Umsetzungsphase mündet. Da darf man sich schon mal fragen, ob wirklich so viel Zeit bleibt.

Es geht nicht darum, von einem auf den anderen Tag das Klima zu retten. Aber Köln muss mittlerweile in verschiedenen Bereichen aufpassen, nicht den Anschluss zu verpassen. Je später die Umsetzung eigentlich jetzt schon anstehender Projekte erfolgt, umso überholter werden sie bei ihrer Einführung sein – und man läuft der Entwicklung wieder hinterher. Es wäre an der Zeit, selbst Maßstäbe zu setzen. Mit mutigen, zukunftsweisenden und umsetzbaren Projekten – und nicht mit einer zweijährigen Strategieplanung, an deren Ende wieder neu politisch entschieden werden muss.

koeln@kr-redaktion.deMan soll und darf nicht alles schlechtreden, was nicht auf Anhieb den gewünschten Erfolg hat. Aber es verfestigt sich gerade wieder der Eindruck, dass diese Stadt einfach zu langsam aus dem Quark kommt. Gute Zehn Jahre ist die „Smart City“ nun am Start, und allzu viel hat sich in dieser Zeit nicht getan. Nun also ein weiterer Anstoß, diesmal durch eine Förderung des Landes, die aber wieder in eine zweijährige Strategie- und eine fünfjährige Umsetzungsphase mündet. Da darf man sich schon mal fragen, ob wirklich so viel Zeit bleibt.

Es geht nicht darum, von einem auf den anderen Tag das Klima zu retten. Aber Köln muss mittlerweile in verschiedenen Bereichen aufpassen, nicht den Anschluss zu verpassen. Je später die Umsetzung eigentlich jetzt schon anstehender Projekte erfolgt, umso überholter werden sie bei ihrer Einführung sein – und man läuft der Entwicklung wieder hinterher. Es wäre an der Zeit, selbst Maßstäbe zu setzen. Mit mutigen, zukunftsweisenden und umsetzbaren Projekten – und nicht mit einer zweijährigen Strategieplanung, an deren Ende wieder neu politisch entschieden werden muss.

Interview: Noch viel Luft nach oben

Anja Bierwirth, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie im Interview

Auf was müssen sich Städte künftig einrichten?

Die Hitzeentwicklung wird zunehmen inklusive tropischer Nächte, es wird mehr Starkregen und längere Trockenperioden geben.

Wie kann man als Kommune darauf reagieren?

Mit mehr Grün, es verschafft Abkühlung, Versickerung, Luftverbesserung. Aber auch durch digitalen Wandel. Es gibt eine ganze Reihe von externen Untersuchungen, Messstationen, Frühwarnsystemen. Aber es braucht jemanden, der diese digitalen Informationen auch verarbeiten und anwenden kann.

Wo stehen wir da in Deutschland?

Es ist noch viel Luft nach oben. Ich kenne bislang keine Stadt, in der die ganzen Fäden in dieser Hinsicht sinnvoll zusammenlaufen. Wir brauchen mehr Vernetzung, kommunal wie auch auch interkommunal.

Wie muss eine Großstadt mit dem Thema Verkehr umgehen?

Es bringt nichts, wenn wir weiter alles nebenher laufen lassen. Der Platz ist begrenzt. Da helfen auch E-Autos nicht weiter. Wenn wir weiter so tun, als wäre eine echte Verkehrsreduktion nicht möglich, wird es eng. Im Hinblick auf Klimagerechtigkeit ist das einzige Argument für den Autoverkehr in dieser Form, dass man es unbedingt will.

Wie schafft man dafür die nötige Akzeptanz?

Indem man Wegeverbindungen neu anlegt, attraktiver macht. Die Akzeptanz ist da, wenn man schnell und sicher mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Rad oder als Fußgänger durch die Stadt kommt. Die Räume müssen neu verteilt werden.