Kitas im LockdownBetreuungs-Angebote werden von vielen Familien genutzt
Köln – In kleinen Gruppen packen die Kitakinder gerade Karnevalstüten to go. Fastelovend soll ja nicht ganz ausfallen, trotz Corona. Hinein kommen Deko-Anregungen für Zuhause, ein lustiges Backrezept und eine Bastelanleitung für jeck verzierte Holz-Wäschekammern.
„Die können sie dann mitnehmen, irgendwo anstecken, fotografieren und uns schicken, dann hängen wir die Fotos auf und wissen, wo sie gewesen sind“, erklärt Renate Thöne, Leiterin der Kita Marienheider Straße. Da machen viele gerne mit. „Aber es gibt auch Kinder, denen es weh tut, dass sie nicht in die Kita kommen, die nicht daran erinnert werden wollen.“
Spiel und Spaß trotz Corona
Die, die gerade da sind, sind ganz vertieft ins Kartenspiel Schokohexe, ein Renner ebenso wie draußen Toben oder Kuscheln in der Leseecke. Auch Schule spielen gehört zu Lieblingsbeschäftigungen der normalerweise 66 Kinder in der modernen Kita mit großem Außengelände. An diesem Tag im Lockdown sind 16 da.
Corona scheint für Stunden vergessen, wenn die Eltern mit Abstand und Maske ihre Kinder gebracht haben. Wenn da nicht das viel geübte Händewaschen wäre. Außerdem mussten sich die Kinder an die festen kleinen Gruppen gewöhnen. Dass man sich gerade nicht besuchen kann, empfinden sie als Einschränkung. Und die Freunde fehlen, die zuhause bleiben.
Kita-Alltag in Coronazeiten, der ist mit teils großen Belastungen und Sorgen verbunden. Auch die Kinder „wissen, was los ist“, weiß die 65-Jährige Leiterin der städtischen integrativen Einrichtung in Dünnwald. Mit dem gemischten 18-köpfigen Team von Erzieherinnen und Erziehern, dazu Logopäden und Physiotherapeuten, kümmern sie sich um die Pänz. „Aber wir sprechen hier nicht viel über Corona, sondern bieten in unserer Sprachkita viel Spannendes zum Entdecken.“
Regelmäßige Tests für Erzieher
Am vergangenen Donnerstag ließ sich das ganze Mitarbeiterteam testen. „Das halte ich für sehr sinnvoll“, so Thöne zum Angebot der Stadt. Die Kita leitete den Appell des Ministers, die Kinder wenn möglich zuhause zu betreuen, an alle Eltern weiter. „Im Moment kommen rund ein Drittel der Kinder, heute 16. Ich glaube den Eltern, wenn sie sagen, dass sie ihre Kinder nicht zuhause betreuen können, wir haben Vertrauen in sie. Und es klappt“, betont die erfahrene Pädagogin.
Ob mit oder ohne Förderbedarf, von weither zugereist oder in Köln geboren, „der Kitabesuch ist eigentlich für alle wichtig“, betont die Pädagogin mit Blick auch auf die soziale und emotionale Entwicklung. Die Pänz können sich in den vier Gruppen von acht bis 15 Uhr täglich beschäftigen, womit sie Lust haben. „Durch die kleineren Gruppe haben wir jetzt sogar intensiveren Kontakt, ruhigere Kinder gehen noch mehr aus sich raus.“ Manchmal kommen Talente zum Vorschein wie bei dem Jungen mit dem Super-Rhythmusgefühl, der „glücklich in seinem eigenen Flow“ trommelt wie ein richtiger Schlagzeuger.
Kita-Zahlen
685 Kölner Kitas gibt es – davon sind 224 städtische Einrichtungen. Die Betreuungsquote liegt dort aktuell bei rund 45 Prozent. In der Tagesbetreuung sind es sogar rund 75 Prozent. Diese Zahlen seien sehr konstant, so eine Sprecherin der Stadt Köln. Insgesamt besuchen mehr als 20 000 Kinder trotz Lockdown eine Kita oder Tagespflege.
Die Betreuung der Kinder in den Kitas erfolgt in getrennten festen Gruppen, die Anwesenheit der Erzieherinnen und Erzieher richte sich nach dem Bedarf der Kindertagesstätten, so die Stadt.
Nach neuer Arbeitsschutzverordnung muss der Arbeitgeber medizinische Masken zur Verfügung stellen. Die Stadt mache dies bereits für alle Beschäftigten der 224 städtischen Kitas.
Das Team hat sich geteilt, eine Crew bleibt im Wechsel eine Woche in der Kita, eine Woche im Home-Office, so dass es nicht so viele Kontakte gibt. Zuhause hat die Kitaleitern gerade einen Elternbrief entworfen und überlegt, was Karneval gemacht wird. Die Kinder vor Ort tauchen schnell ab ins Spiel. Schokohexereien, Klettern, Knuddeln – alles ohne Maske. Während die Beschäftigten in kleinen Besprechungsrunden stets medizinische oder FFP2-Masken benutzen, brauchen die Kinder keinen Mundschutz. Sie besprechen mit Kindern zum Beispiel, was wichtig ist im Leben. „Für alle Kinder ist es wichtig, Freunde zu haben, miteinander zu spielen. Erwachsene brauchen sie dafür nicht.“
Eltern könnten den Kleinen zuhause helfen, dem Tag eine Struktur zu geben, mit Zeit fürs Freispiel und zusammen Kochen, Rausgehen. Renate Thöne wünscht sich, „dass Eltern ihre Kinder so erziehen dass sie selbstbewusst und widerstandsfähig werden, um ihre eigenen Stärken wissen. Denn das Leben, das ist nicht immer einfach, Corona ist nicht schön. Aber Kinder überwinden Probleme auch, wenn sie wieder in die Normalität kommen. Ich wünsche mir, dass sie nicht ungeduldig werden. Das wird vorbeigehen!“ Bis dahin sollten alle „achtsam bleiben, langsam öffnen!“
Klare Regeln durch das Land fehlen
Das kann Sonja Hönscheid, ständige Vertretung der Kitaleitung Im Riephagen, nur unterstreichen. Die Erzieherin würde sich vom Land klare Regelungen statt Appelle wünschen, Kinder wenn möglich zuhause zu betreuen. „Wir haben Eltern gebeten, uns Anfang der Woche Bescheid zu sage, ob ihr Kind kommt, aber das klappt nicht immer.“ Niemand wird wieder weggeschickt. Die Dienste müssten gut geplant werden. Die Dellbrücker Einrichtung entschied sich für ein tägliches Früh- und Spätschicht-System. Das Team ist im Wechsel vor Ort, wo gerade rund 20 von 55 Kindern sind, oder im Homeoffice – auch um Kontakte zu reduzieren.
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„Wir sind regulär von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet, nur die Betreuungszeiten sind reduziert – das sollte aufeinander abgestimmt werden“, wünscht sich Sonja Hönscheid auch mit Blick auf den Gesundheitsschutz. Corona sei ansonsten kein großes Thema im Kita-Alltag der Pänz. „Aber die Kinder merken schon, dass einiges anders ist als normalerweise.“