Stadt muss Darlehen gebenDefizit der Kliniken Köln steigt weiter
Köln – Die Finanznot der städtischen Kliniken verschärft sich weiter. Nach Rundschau-Informationen stieg das Defizit im vergangenen Jahr auf 53,2 Millionen Euro. Das waren 4,6 Millionen mehr als 2020 und rund zwölf Millionen Euro mehr als geplant. Und im laufenden Jahr rutschen die Kliniken noch tiefer in die roten Zahlen. Die neue Geschäftsführung (siehe Infotext) rechnet nach Informationen der Rundschau für 2022 inzwischen mit einem Rekord-Fehlbetrag von rund 67,7 Millionen Euro. Der im September ausgeschiedene Geschäftsführer Holger Baumann hatte noch mit einem Minus von 45,9 Millionen Euro kalkuliert.
Inzwischen machen die drei Krankenhäuser Merheim, Holweide und Kinderklinik Amsterdamer Straße im Schnitt 1,3 Millionen Euro Verlust pro Woche. Um ihre Zahlungsfähigkeit zu sichern, muss die Stadt ihren Kliniken erneut finanziell unter die Arme greifen. Am 10. November soll der Stadtrat ein weiteres Gesellschafterdarlehen über 50 Millionen Euro gewähren.
Ohne frisches Geld würde bald die Insolvenz drohen
Eine Alternative dazu gibt es nicht. Denn ohne frisches Geld würde um den Jahreswechsel 2022/2023 die Insolvenz drohen. Ende November muss mit den Gehältern das Weihnachtsgeld ausgezahlt werden, ab Anfang 2023 drohen wegen gesetzlicher Änderungen verzögerte Zahlungseingänge von den Krankenkassen, was die klammen Kliniken finanziell zusätzlich belasten würde.
Neue Geschäftsführung
Seit 1. November ist die neue Klinikleitung komplett. Die neue kaufmännische Geschäftsführerin Sylvia Langer (51) hat gestern ihren Dienst in Köln aufgenommen. Die erfahrene Krankenhausmanagerin stammt aus Thüringen und war zuletzt als Finanzchefin der Uniklinik Ulm tätig. Sie leitet die Kliniken Köln künftig gemeinsam mit Prof. Dr. Axel Goßmann (55). Der Chefarzt der Radiologie wurde zum 1. April dieses Jahres zum Klinik-Geschäftsführer bestellt. (fu)
Im laufenden Jahr ist bereits ein städtisches Darlehen in Höhe von 41,9 Millionen Euro an die Kliniken geflossen, nun kommen weitere 50 Millionen dazu. Damit steigt die Gesamtsumme der von der Stadt bewilligten Kredite nach Rundschau-Informationen auf 401,6 Millionen Euro. Dass die Kliniken das Geld jemals zurückzahlen werden können, gilt als illusorisch.
Im vergangenen Jahr verbuchte das Krankenhaus Merheim mit 27,3 Millionen Euro das größte Defizit. Das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße schrieb Verluste in Höhe von 14,9 Millionen Euro, bei der Klinik Holweide waren es 11,0 Millionen Euro.
Die Pandemie hatte erheblichen Einfluss auf die Lage der Kliniken
Hauptgründe für die wachsenden Defizite: Die Zahl der behandelten Patienten sank im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 um weitere 2,1 Prozent, die Umsatzerlöse gingen im 1,4 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg der Materialaufwand um 10,1 Prozent. Zudem legten die Personalkosten um 10,6 Millionen Euro (plus 4,1 Prozent) zu. Dabei schlug nicht nur eine Tariferhöhung von 2,0 Prozent zu Buche, es wurde auch mehr Personal eingestellt. Doch ausgerechnet in der Pflege ging die Mitarbeiterzahl um neun Vollzeitkräfte zurück. Klinik-Geschäftsführer Prof. Dr. Axel Goßmann hatte im Rundschau-Interview die Aufstockung des Pflegepersonals als den „Schlüssel zu einer wirtschaftlichen Gesundung“ des Unternehmens bezeichnet.
Nun erklärte er auf Anfrage, die Zahl der Pflegekräfte sei 2021 zwar leicht rückläufig gewesen. „Dieser Trend setzt sich jedoch aktuell (...) nicht fort, so dass die Kliniken im Bereich des Pflegepersonals in 2022 einen leichten Aufbau verzeichnen. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Mit innovativen Ideen bemühen wir uns konsequent um Pflegekräfte.“ Man bilde derzeit 400 junge Menschen aus und unternehme viel, um sie an die Kliniken Köln zu binden.
Die Corona-Pandemie hatte laut Goßmann und seiner Co-Geschäftsführerin Sylvia Langer auch 2021 erhebliche negative Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis der Kliniken. Dazu zählten Mehraufwendungen bei Personal und Material im Rahmen der Pandemie sowie ein pandemiebedingter Rückgang der durchgeführten Operationen. Der Corona-Mehraufwand sei nur teilweise ersetzt worden, etwa bei Schutzkleidung und Corona-Tests, teils auch gar nicht, wie bei Security-Personal zur Gebäudesicherung.