Am Jahrestag blicken die Demonstrierenden auf das Massaker der Hamas zurück. Und auf ein Jahr der Eskalation von Gewalt und Krieg.
„Keine Toten mehr“Demos zum Jahrestag des Anschlags auf Israel und gegen den „Genozid in Gaza“
Die junge Frau hält ein großes Banner, sie ist gekommen, um ihre Solidarität mit dem Kibbuz „Nir Oz“ zu zeigen, und dabei hat sie Tränen in den Augen. „Wir haben den Kibbuz besucht. So viele sind dort gestorben“, sagt die 29-Jährige. Und dass sie als Jüdin jetzt schon 365 Tage mit diesem neu geweckten Trauma lebe, „nirgendwo mehr sicher zu sein“.
Viele der Teilnehmenden der Demonstration zum Jahrestag des Anschlags der Hamas auf Kibbuzim und ein Open-Air-Musikfestival, bei dem 1200 zumeist junge Israelis ermordet wurden, folgen den Reden tief berührt. Neben der israelischen Flagge sind auch Transparente „Stoppt Nazis“ und „Nie wieder ist jetzt“ zu sehen. Antisemitische Übergriffe und Äußerungen hätten spürbar zugenommen, so eine 41-jährige Teilnehmerin.
Gedenkminute für Opfer und Geiseln der Hamas
Rund 350 Menschen zeigen ihre Solidarität und Trauer auf dem Roncalliplatz, viele sind auch aus dem Ruhrgebiet oder dem Bergischen gekommen. Man gedenkt der Opfer des 7. Oktober und der mehr als 100 Menschen, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind, mit einer Schweigeminute. Auch die zivilen Opfer der israelischen Angriffe auf den Gaza-Streifen werden erwähnt.
Die stehen im Zentrum einer nahezu zeitgleichen Demonstration auf dem Kurt-Hackenberg-Platz vor der Philharmonie. Die Initiatoren sprechen von einem „Genozid an der Zivilbevölkerung“ im Gaza-Streifen, dem nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 40 000 Menschen, darunter mehr als 11 000 Kinder, zum Opfer gefallen seien und der nicht weitergehen dürfe. „Ich bin Pazifistin“, sagt eine 25-jährige Demoteilnehmerin. Ihr Vater stammt aus Beirut, die Familie lebt seit Jahrzehnten in Köln. „Im Gaza-Streifen leben Generationen von Menschen, die nur dieses System der Unterdrückung kennen. Das ist furchtbar“, sagt die junge Frau, die gerade ihr Jura-Examen gemacht hat. Sie will ihre Solidarität mit den Menschen in Gaza ausdrücken. „Deren Schicksal wird in der Öffentlichkeit immer weniger wahrgenommen“, sagt sie.
Unter dem Leitgedanken „Freiheit für Palästina“ will der Demonstrationszug mit rund 250 Teilnehmenden ein „kraftvolles Zeichen gegen den Völkermord setzen“, der seit Jahrzehnten in Gaza passiere. „Es darf nicht sein, dass Mütter und Väter ihre Kinder begraben müssen, weil sie Opfer von Bombenangriffen werden“, so ein Teilnehmer.
Keine Toten mehr. Diesen einen Satz sagen viele der Menschen an diesem Tag. Sie sagen es auf beiden Kundgebungen.