Sensation in KölnDer Geisterzug startet eine Woche früher
- Die Veranstalter wollen politischer werden und melden nun eine Demo an.
- Der Zug findet dabei eine Woche früher statt, also vor Karneval.
- Wie es dazu kam und wie das neue Motto lautet, berichtet unser Autor Thorsten Moeck.
Köln – Es ist eine mittlere Revolution im Terminkalender des Straßenkarnevals. Der Geisterzug wird diese Session um eine Woche vorverlegt und findet am Samstag vor dem eigentlichen Start des Straßenkarnevals statt. Denn die Organisatoren um Gründer Erich Hermans wollen den Umzug als Demonstration anmelden. „Die Polizei wollte dies nur außerhalb des Straßenkarnevals genehmigen“, sagt Hermans der Rundschau. Bei einer Demonstration muss die Polizei laut Gesetz für die Sicherheit sorgen, bei einem Karnevalszug ist der Veranstalter in der Hauptverantwortung.
Politischere Ausrichtung geplant
Ohnehin streben die Veranstalter eine stärkere politische Ausrichtung des Zugs an. „Viele Teilnehmer wollen nur abfeiern. Es hat uns in den vergangenen Jahren immer gewurmt, nicht als Demonstration anerkannt worden zu sein“, erklärt Hermans. Denn die Ursprünge waren durchaus politisch. In der heutigen Form gibt es den Geisterzug seit 1991 – damals war der Straßenkarneval wegen des Golfkriegs abgesagt worden. Rosenmontag waren daraufhin Tausende Karnevalisten und Jecke bei einer „Anti-Golfkriegs-Demo“ über den Zugweg gelaufen. In den Folgejahren ging der Geisterzug dann stets am Karnevalssamstag.
Die Strecke
Vom Heumarkt aus wollen die Organisatoren am Samstag, 15. Februar, starten. Der beantragte Demonstrationszug soll durch die Gürzenichstraße und die Schildergasse führen, weiter am Neumarkt vorbei, durch die Ehrenstraße bis zum Friesenwall. Hier soll sich der Zug auflösen.
Die rote Pappnase ist das Erkennungszeichen der echten Geister. In den vergangenen Jahren hatten immer mehr Teilnehmer der Einfachheit halber ein Halloween-Kostüm angezogen – das sehen die Organisatoren nicht so gerne. Sie setzen bei den Verkleidungen vielmehr auf Originalität. (tho)
Mit der Vorverlegung verbindet Erich Hermans die Hoffnung, dieses Mal „eher jene Leute anzulocken, die Interesse am Motto zeigen“, sagt er. Dies ist in Anlehnung an die „Fridays for future“-Bewegung gewählt worden und lautet: „Jeister för Zokunf“. Der karnevalistische Demonstrationszug soll vom Heumarkt aus quer durch die Innenstadt ziehen (siehe Kasten). Laut Hermans hat die Polizei den Geisterzug als traditionelle Karnevalsveranstaltung eingestuft. „Dabei haben wir weder Festwagen noch wird Kamelle geworfen“, sagt Hermans.
Angemeldet haben die Veranstalter ihre Demonstration vorigen Freitag bei der Polizei. Die Behörde bestätigt die Anmeldung für rund 2000 Teilnehmer im Zeitraum von 19 bis 23 Uhr. Nun sollen Kooperationsgespräche zwischen Veranstaltern und Polizei stattfinden, um die Zahl von Ordnern und die Strecke endgültig abzusprechen. Sollte es Probleme mit der Genehmigung geben, behalten sich die Organisatoren juristische Schritte vor, also eine Klage beim Verwaltungsgericht. In den vergangenen Jahren hatten die Organisatoren mehrfach erst auf den letzten Drücker die Genehmigung der Stadt erhalten. Voriges Jahr hatten sich die Organisatoren erst im sechsten Anlauf mit der Stadt auf eine Strecke einigen können, um den Straßenbahnverkehr nicht zu behindern.