Bei dutzenden Auftritten während der Karnevalstage bleibt nicht viel Platz für Aufregung, die Tanzpaare müssen abliefern. Da entwickeln sie ganz eigenen Rituale.
Rundschau-TanzpaarwahlTeilnehmende berichten von holprigen Karrierestarts und Lampenfieber
Bald ist es so weit, dann beginnen für Kölns jecke Tanzprofis nach monatelangem Training die ereignisreichsten Tage der Session. Damit geht auch die Tanzpaarwahl 2024 der Kölnischen Rundschau auf die Zielgerade zu: Noch bis zum 28. Januar können Leserinnen und Leser online für ihr liebstes Tanzpaar abstimmen. Angelehnt an das Sessionsmotto „Wat e Theater – Wat e Jeckespill“, das auch eine Hommage an de vielen Kölner Bühnen ist, haben wir die Tanzpaare nach ihrer Beziehung zur Bühne gefragt.
Bei dutzenden Auftritten während der Karnevalstage bleibt nicht viel Platz für Aufregung, die Tanzpaare müssen abliefern. Da entwickeln sie ganz eigenen Rituale. „Immer zuerst den rechten Stiefel schnüren und die Glückssocken dürfen auch nicht fehlen!“, empfiehlt Annika Strunk von den Zunft-Müüs. Statt auf Aberglaube bauen andere auf Handfestes in flüssiger Form: „Grundsätzlich hilft ein kleines Schnäpschen immer, um die Nerven zu beruhigen“, sagt Jana Moers von vom Husaren-Korps. „Wenn alles nicht hilft, soll auch hin und wieder mal ein Kölsch oder Calvados geholfen haben“, empfiehlt David Brühl vom Dellbröcker Boore Schnäuzer Ballett. Für Thomas Engel von der Prinzen-Garde braucht es nicht viel, um die Ruhe zu bewahren. Er beruft sich in stressigen Zeiten einfach auf das kölsche Grundgesetz und rät „Versuchen entspannt zu bleiben – et kütt wie et kütt.“
Die ersten Auftritte der Profis liegen meist Jahre zurück, einigen wurde das Talent in die Wiege gelegt: „Bei meiner ersten Bühnenerfahrung lag ich schlafend im Maxi-Cosi auf dem Arm meiner Mutter. Sie tanzte damals noch bei den Helligen Knäächten und Mägden“, erzählt Christopher Wallpott, der bei der Bürgergarde blau-gold tanzt. Dicht auf den Fersen ist ihm Melina Struve von der Luftflotte, die schon mit vier Jahren in der Kindertanzgruppe Flöhe getanzt hat. Ähnlich war das bei der Marie der Blauen Funken Marie Steffens, die mit sieben in einer der Gruppen startete: „Ich war stolz aber sehr aufgeregt, meine Stiefel waren viel zu groß und die Uniform passte vorne und hinten nicht.“ Unter den Tänzern gibt es einen, dessen Start ins Bühnenleben für das Publikum ähnlich amüsant war, wenn auch ungewollt. „Mein erster Bühnenmoment war vor 10 Jahren beim Erntedankfest in Marialinden, als mir bei der ersten Hebung die Hose an ungünstiger Stelle gerissen ist“, erzählt der 36-jährige Jens Käbbe der Altstädter Köln.
H.P.Baxxter im Kölner Karneval?
Auf der Bühne werden die Tanzpaare von ihren Gruppen unterstützt. Wen würden sie mit ins Rampenlicht holen, wenn sie wählen könnten? „Als helliger Knäächt spielt die Geschichte des Kölner Karnevals und besonders auch seine musikalische Entwicklung eine ganz besondere Rolle für mich. Daher wäre es für mich eine unglaubliche Ehre, mit einem der ältesten urkölschen Sängern – auf dessen Lieder wir auch regelmäßig tanzen – gemeinsam auf einer Bühne zu stehen: Ludwig Sebus“, erklärt Dorian Heidorn von den Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde. Und mit diesem Wunsch ist er nicht allein. Ebenfalls gefragt ist die 92-jährige Tänzerin und Choreografin Biggi Fahnenschreiber: „Sie ist tänzerisch eine Ikone und hat einige unserer Tänze choreografiert, die wir immer noch auf der Bühne präsentieren“, sagt Laura Lanzinger von den Fidelen Fordlern. Genauso gefragt ist Peter Brings: „So viel Courage und Herzblut wie er auf der Zunge trägt, findet man nur noch selten“, begründet der 23-jährige Adrian Schiefke von Agrippina Colonia. Karneval und Elektro-Musik? Für Stephan Groß von den Isenburgern schließt sich das nicht aus. Er wünscht sich den Scooter-Frontmann H.P.Baxxter zu sich auf die Bühne, „weil er genauso viel Stimmung macht wie unser Verein.“