Rosenmontag in KölnJecke Impressionen ohne Zoch, aber mit viel Jeföhl
Köln – Fott met dem Driss“ steht an einem kleinen Festwagen, den Engelchen Ingrid Külheim-Strzebin Rosenmontag Punkt 10.11 Uhr auf Rollen hinter sich herzieht. Darauf ein Häufchen Elend, das Corona den Jecken eingebrockt hat. Auch Kiki Neumann hat es nicht auf dem Sofa ausgehalten. Die Beiden beschlossen: „Mir jon jetzt spaziere, wir gehen den Zugweg ab.“ Ein paar Kamelle vom Vorjahr haben die Fastelovends-Fründinnen in Beutel gepackt und werfen sie mit lautem Alaaf, als sie als erste durch den Bogen der Severinstorburg ziehen.
Dr Zoch kütt - nit. Abgesagt, wegen Corona. Es ist ein Rosenmontag ohne Zoch, aber mit jecken Impressionen voll Jeföhl. Meist nur zu Zweit machen sich einige trotzdem auf den Weg. Hier Rote Funken beim Hundespaziergang, da ein Trecker mit Clowns.
Jecke sind mit Abstand unterwegs an einem Rosenmontag, der so wirkt wie ein (fast) normaler Arbeitstag. Keine Millionen Narren am Zochweg, keine Kamelle un Strüßjer, kein tausendstimmiges Alaaf, kein herrlisch buntes Bild. „Fastelovend ohne Zöch, das ist komisch“, sagt Engelchen Ingrid zur verordneten Tristesse. „Irgendwie ist die Stimmung im Eimer. Aber wir wollen trotzdem Spaß haben.“ Laache und Kriesche, das liegt in dieser wegen Corona fast komplett ausgefallenen Session nah beieinander.
„Eigentlich würd ich jetzt...“
Komisch. Anders. Traurig. So fühlt sich der Tag für viele an. Angelika und Bernd Glasemacher, Eltern des amtierenden Bauern in der vorwiegend virtuellen Session, fühlen sich schon seit dem Elften im Elften wie an die Kette gelegt. Als Jecke ohne Narrenfreiheit beginnt für sie jeder zweite Satz mit „Eigentlich würd ich jetzt...“
Normalerweise wären sie mitgegangen bei Jan von Werth. Aber es ist nichts normal in dieser Session, bei der die Pandemie den Spaß ausbremst. „Es ist schon eine beklemmende Stimmung, auch wenn er Verstand sagt, anders geht es jetzt eben nicht. Wir haben schon mehr als ein Tränchen verdrückt.“ Tränchen wegen des ausgefallenen Zugs fließen, aber auch vor Rührung über die vielen alternativen Momente im Fasteleer, zum Beispiel, wenn Senioren im Altenheim sich über ein Ständchen freuen.
Historischer Tag mit Momenten der Rührung
Es ist ein historischer Tag. Zuletzt fiel der Zoch 1991 wegen des Golfkriegs aus. Ganz „anders als sonst“ findet Emil (11) diesen Corona-Rosenmontag, „schon als Baby war ich ja immer mit dabei. Nur sind hier jetzt fast keine Leute.
Das könnte Sie auch interessieren:
Merkwürdig“, sagt der Kinderbauer von 2020, der mit seiner Mutter Stefanie Wersig in die Südstadt gekommen ist, um eine Spende der KG Frohsinn an Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn zu überreichen für die Aktion „Nit allein“.
Installation an der Torburg in rot und weiß
Einige wundern sich über die vor der Torburg aufgestellten, ruut-wießen Schaufensterpuppen. Die Installation wirkt von weitem wie ein Knubbel Lappeclowns, die sich nicht an die AHA-Regeln halten... „Nirgends Gedränge, ich finde die kleinen Szenen gerade besonders schön“, sagt ein Trapper und radelt bei Jeck em Rän-Wetter Richtung Dom, aufgestellte Figuren markieren den Phantomweg.
Ein Trompeter spielt auf dem leeren Heumarkt den Hit „Die Karawane zieht weiter“. Auf dem Alter Markt liegen nur ein paar bunte Konfetti. Keine Betrunkenen weit und breit. Eine E-Kutsche ohne Pferde legt einen Boxenstopp vor dem Imbiss „Oma Janßen“ ein. Ein roter Funk sitzt darin, Manfred Freischem, und Ex-Prinz Markus Zehnpfennig. Sie drehen Platzrunden und haben Spaß. Trotzdem. „Tschöö bis 2022“ steht auf dem Rückschild.