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RöschensitzungLa Vie en Rös – Schwullesbischer Karneval im Mülheimer Kulturbunker

Lesezeit 2 Minuten

Sehr bunt und etwas schrill: Die Röschensitzung spielt dieses Mal vor opulenter Kulisse in Paris.

Köln – Als sich der Vorhang im Mülheimer Kulturbunker öffnet, finden sich die rund 250 Besucher der Röschensitzung in Paris wider. „La Vie en Rös – Pariser, Prumme und Pailletten“ lautet das Motto der Jubiläumsvorstellung, denn das Format des „schwullesbischen Karnevals“ besteht seit nunmehr 20 Jahren. Entsprechend opulent ist das Bühnenbild eingerichtet – allein 60  000 Pailletten wurden verklebt. Als verbindenden Element erhebt sich neben dem „Café de la Rosette“ eine zweitürmige Mischung aus Eiffelturm und Dom.

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Zwischen Kalauern, politischer Kritik, Reimkunst und Anzüglichkeiten entspinnt sich ein abwechslungsreiches Programm zwischen Tradition und Moderne. Gerade die Büttenreden sind bemerkenswert gut. Dada Stievermann, verkleidet als Brigitte Macron, reimt und kritisiert in Versen die Internetkultur, in der nackte Brüste automatisch zensiert werden, aber Rechtsextreme weitgehend problemlos ihre Propaganda verbreiten und sich vernetzen. Sie lästert über twitternde Politiker, kommt aber zu einem versöhnlichen Fazit: „Bei aller Missgunst, Hass und Merde, wir pflanzen Röschen in die Erde.“

Ein „Biopuff“ – für Frauen mit Geld

Es mangelt auch dieses Mal nicht an einer gehörigen Portion Pathos und der nötigen Symbolkraft. Während des Intros stellen die Tänzerinnen und die Aktiven der Röschen gekonnt das bekannte Freiheits-Gemälde von Eugène Delacroix nach, einschließlich der barbusigen Frau, die den Aufstand der französischen Bevölkerung anführt. Gewürzt wird all dies mit einer ordentlichen Portion Ironie. Denn später steht Ruth Schiffer auf der Bühne und fordert einen „Biopuff“ – für Frauen mit Geld. Matthias Brandebusemeyer lässt Modezar Karl Lagerfeld auferstehen, Swanee Feels erzählt beißende Priesterwitze.

Röschen pflanzen statt Raketen starten

Wie so oft im alternativen Karneval wird auch bei der Röschen-Sitzung nicht einfach Alaaf gerufen, stattdessen schallt stets ein dreifaches Aloha durch den Kulturbunker. Die routinierten Moderatoren Marion Rathke und Brandebusemeyer lassen nach gelungenen Programmpunkten auch keine „Raketen“ starten, hier werden Röschen gepflanzt, gegossen und zum Blühen gebracht.

Obwohl die Frankreichreise natürlich wieder in Köln endet, heißt es doch: „Anders sein ist eine Chance – Vive la difference!“