AboAbonnieren

Kontrollen und reduzierte Gästezahll Schunkelnde Normalität in den Kölner Kneipen

Lesezeit 4 Minuten

Mehr Bewegungsfreiheit als sonst am 11.11. hatten die Gäste in der Ubierschänke in der Südstadt.

Köln – Der Boden klebt, auf dem die Jecken Arm in Arm stehen und schunkeln, das Thekenpersonal singt „Für die Iwigkeit“ von den Räubern und verteilt dabei Kölsch an die Durstigen. Davon gibt es reichlich. Während am 11.11. das erste Mal ein paar Sonnenstrahlen durch die Fenster der Ubierschänke in der Südstadt scheinen und die Menge in ein warmes Licht tauchen, stehen vor der Türe die Wartenden noch in der Kälte. Doch sie sind geduldig, trinken ihr Mitgebrachtes oder unterhalten mit Trompeten-Melodien die Umstehenden. Alles wie früher?

Lange Schlange am frühen Morgen

Schon um 7.30 Uhr war eine Schlange da, erzählt Philipp, der heute den Einlass regelt. Zunächst wurden nur Besucher reingelassen, die auf der Gästeliste stehen. Nachdem die gegen Mittag verfallen war, konnte sich jeder anstellen, der die 2G erfüllt. Philipp schätzt, dass heute etwa dreiviertel der Personenzahl da ist, im Vergleich zu dem, was normalerweise an Karneval in die Schänke passt. Die Tür bleibt lange zu. Niemand geht so schnell wieder raus, außer für eine Zigarette oder um auf ein Dixieklo gegenüber zu gehen.

In der Bagatelle Bar, die nur einige Meter entfernt liegt, ist es dunkel, die Türen sind zu, die Tische und Stühle auf dem Gehsteig zusammengekettet. Vor dem Coellner gegenüber stehen am Nachmittag vereinzelt Menschen, eine Schlange ist nicht mehr zu sehen.

Nicht alle machen auf

Die Gastronomen hat das Thema 11.11. gespalten. Die einen haben aufgemacht, mit dem Argument, es müsse ja irgendwann wieder losgehen. Andere hingegen wollten das Risiko nicht eingehen, dass die Infektionszahlen durch den Sessionsauftakt noch mehr in die Höhe schießen, und hielten die Türen geschlossen. Der Chlodwigplatz dagegen ist frei zugänglich und füllt sich langsam. Während am Morgen noch die Ordner in der Überzahl waren, hat sich das im Laufe des Tages geändert, und die Zahl der Jecken steigt.

Die Jecken im Haus Unkelbach tanzen sich warm nachdem sie die Warteschlange in der Kälte überwunden haben.

Im Haus Unkelbach an der Luxemburger Straße wird der Einlass streng überwacht. Zusätzlich zu den 2G, müssen die Feiernden einen zertifizierten Test vorzeigen. „Bisher hatten wir keinen einzigen, der keinen Schnelltest vorweisen konnte“, erzählt Betriebsleiter Carsten Bröhl. Der Start in den Morgen sei ruhig gewesen „Noch keine Alkoholleichen, die sich schon morgens beim Frühstück die Kante gegeben haben. Also sehr gutes Publikum. Macht Spaß.“ Kontrolliert wird die Veranstaltung von einem zehnköpfigen Security-Team. Kosta Athanasiadis steht am VIP-Eingang: „Bis jetzt lief alles reibungslos. Es müssten ungefähr um die 1000 Leute im Laufe des Tages kommen, also so viele Tickets haben wir ungefähr verkauft.“

Impfnachweis und Personalausweis werden im Petersberger Hof streng kontrolliert, auch bei tierischen Gästen.

Thekenkraft Claudia arbeitet heute im Außenbereich. Dieser ist fast so groß wie die Räume innen. Claudia ist in eine dicke Jacke gehüllt und schenkt Getränke aus. Trotz der kühlen Temperaturen, bedient sie jeden Gast mit einem Lächeln: „Ich freue mich sehr, dass heute wieder Karneval gefeiert werden kann.

Testzentren

Vor allem in den Vormittagsstunden gut besucht waren zwei Testzentren für Menschen, die sich nicht impfen lassen dürfen, aber zwecks Eintritt einen aktuellen Negativ-Nachweis benötigten. Dazu zählen unter anderem Immunsupprimierte oder Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Sie konnten sich gestern bei zwei privaten Anbietern am Kurt-Hackenbergplatz in der Altstadt und am Barbarossaplatz im Kwartier Latäng, die mit der Stadt kooperieren, testen lassen.

Um die Impfunfähigkeit zu belegen, musste ein ärztliches Attest vorgelegt werden.

Am städtischen Testzentrum im Gesundheitsamt Neumarkt werden ausschließlich PCR-Tests durchgeführt. Dort gab es gestern kein karnevalsbedingt höheres Testaufkommen, so die Stadt. (bos)

Das erste Mal nach zwei Jahren, von daher haben wir hier alle gute Laune. Dadurch, dass wir hier 2G plus Test haben, finde ich es sicherer. Und wir sind auch noch an der frischen Luft.“ Gast Oliver Transchel findet diese Art von Kneipenkarneval hat auch sein Gutes: „Es ist nicht dieses ausgelassene zügellose, sondern ich glaube, wir gehen bewusster in die Session.“ Der 51-Jährige findet, mit der Entscheidung zu feiern, hole man sich ein Stück Normalität zurück.

Auch eine Gruppe Flamingos möchte etwas von dieser Normalität bekommen. Die fünf jungen Männer haben sich nach eigener Angabe vorher testen lassen, obwohl das im Petersberger Hof nicht verlangt wurde. Getroffen haben sie sich bereits um 8 Uhr morgens. Flamingo Maik sagt: „Ich denke, dass wir einfach mit Corona leben müssen. Das ist etwas, das uns noch länger begleitet, vielleicht die nächsten zehn Jahre oder noch länger. Wir sind alle geimpft und stellen dann keine Gefahr für andere dar, in dem Sinne, dass wir ein Bett auf der Intensivstation belegen. Was spricht dann dagegen, Karneval zu feiern?“