„Bis Weiberfastnacht sind es nur noch knapp 100 Tage. Die Planungen müssen schnell beginnen“, findet Rundschau-Lokalchef Jens Meifert.
Kommentar zum Elften Elften„Saufen im Schutzkäfig? Es ist höchste Zeit, neue Dinge auszuprobieren“
Dieser Elfte Elfte war selbst für die gestählte Partymetropole Köln eine echte Belastungsprobe. So viele Feiernde wie nie beim Sessionsauftakt strömten in die Stadt, Köln wurde regelrecht geflutet von Jecken und anderen, die dankbar die Gelegenheit zum Massenspektakel am Wochenende annahmen. Doch das war nicht die einzige Herausforderung.
In der Synagoge an der Roonstraße, nur wenige Meter von der wüsten Partymeile entfernt, gedachten jüdische Gemeindemitglieder den Opfern des Terrorangriffs im Nahen Osten. Dieser Spannungszustand war nur schwer auszuhalten. Stadt und Polizei ist es durch massive Sicherheitsvorkehrungen gelungen, das Gemeindeleben am Schabbatt zu schützen. Die Karnevalisten setzten mit ihrer Menschenkette das richtige Zeichen, und auch die Oberbürgermeisterin fand die passenden Worte. Das heißt nicht, dass andere, die den Karneval feierten, die Sorgen und Nöte der jüdischen Gemeindemitglieder unwichtig wären. Mitunter gingen Feiern und Gedenken an diesem Elften Elften Hand in Hand.
Karneval in Köln: Eine Stadt an der Belastungsgrenze
Der Zustrom der Massen brachte die Stadt vor allem am Hauptbahnhof und im Kwartier Latäng an die Belastungsgrenze. Wer die Bilder an der Universität und am Aachener Weiher gesehen hat, wird vor allem sagen: gut, dass nichts Schlimmes passiert ist. Das Sperr- und Sicherheitssystem der Stadt hat im Studentenviertel tatsächlich weitgehend funktioniert. Allerdings nur, wenn man es unter dem Gesichtspunkt der Gefahrenabwehr betrachtet. Saufen im Schutzkäfig? Genau vor diesem Imageschaden hatten Karnevalisten im Vorfeld gewarnt. Für viele Anwohner ist die Situation ohnehin unhaltbar geworden: Sie flüchten an Tagen wie diesen aus der Stadt, und auch Gastronomen im Veedel schließen lieber ihr Lokal als sich den Auswüchsen an der Theke zu stellen. Das will was heißen.
Das zeigt, dass die Stadt konstruktiv überlegen muss, wie sie Menschen lenken und das Treiben auf der Straße mit Inhalt füllen kann. Das Festkomitee hat dies zuletzt mit deutlichen Worten eingefordert, die OB kündigte am Wochenende neue Schritte und eine neue Bühne an. Nach einer langen Zeit des Beratens am Runden Tisch Karneval ist es höchste Zeit, neue Dinge auszuprobieren. Gelingen kann dies nur, wenn Karnevalisten und Stadt eng zusammenarbeiten. Die Planungen müssen schnell beginnen. Bis Weiberfastnacht sind es nur noch knapp 100 Tage.