Im Interview spricht Bernhard Conin von den Brauchtums-Förderern über die Bedeutung des Ehrenamts. Rundschau zeichnet ehrenamtliches Engagement aus.
Finanzkrise im KarnevalFür die Schull- un Veedelszöch zeichnet sich eine Lösung ab
Im Herbst hatten Sie eindringlich die finanziell bedrohliche Lage für die Schull un Veedelszöch öffentlich gemacht. Haben sich Ihre Sorgen seitdem gemindert?
Durchaus, denn es hat sich in den vergangenen Wochen einiges getan. Die Roten Funken werden ihre Kötterbüchs-Sammlung für die Veedelszöch durchführen, auch die Kippa Köpp unterstützen uns durch den Verkauf eines Ansteck-Pins. Es passiert viel. Unsere Mitglieder sind sehr aktiv, auch aus der Stadtgesellschaft kommt viel Zuspruch.
Viel hängt von den Sicherheitsauflagen ab, um die es seit einigen Wochen in Gesprächen mit der Stadtspitze geht. Gibt es Hoffnung?
Es ist noch zu früh, um Ergebnisse zu verkünden, doch die Gespräche verlaufen sehr konstruktiv. Uns geht es um die Bemessungsgrundlage für die Sicherheitsanforderungen, den meiner Ansicht nach kann man die Schull- un Veedelszöch am Karnevalssonntag nicht mit dem Rosenmontagszug vergleichen, auch wenn die Strecke fast identisch ist. Mit etwa 170.000 Euro schlagen allein die Sicherheitsanforderungen zu Buche, es sieht so aus, als könnten nun 20 bis 30 Prozent der Kosten eingespart werden. Und zwar nicht auf Kosten der Sicherheit, das ist uns wichtig. Aber es ist die Frage, ob neben jedem Sanitäter noch ein Kollege stehen muss. Es gibt Grund zum Optimismus.
Was bedeutet das Ehrenamt für die Schull- un Veedelszöch?
Ohne das Ehrenamt wäre diese Traditionsveranstaltung nicht denkbar. Wenn wir die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht hätten, ließen sich die vielen Anforderungen nicht erfüllen. Unsere Zugleitung, zu der zehn Personen gehören, arbeitet ehrenamtlich. Darüber hinaus haben wir inzwischen einen Kreis von rund 200 Ordnerinnen und Ordnern für den Zug. Im Jahr 2010 sind wir noch mit 50 Ordnern ausgekommen. Zusätzlich müssen wir natürlich noch professionelle Sicherheitskräfte für neuralgische Stellen im Zug einkaufen. Allein hierfür lagen die Kosten zuletzt bei etwa 70.000 Euro, auch hier ist bereits reduziert worden. Jetzt suchen wir wieder neue Ordner, weil auch immer mal jemand ausscheidet.
Hinterlässt der immense Vorbereitungs-Aufwand Frust im Team?
Ich stelle eher das Gegenteil fest, denn ich verspüre einen noch größeren Willen und eine riesige Motivation, die Veranstaltung umzusetzen. Wir haben unsere Mitgliedsbeiträge zuletzt von 400 auf 550 Euro im Jahr erhöht, da hat sich niemand beklagt. Die Bereitschaft, die Mehrkosten aufzufangen, ist groß. Aber mir fehlt die Wertschätzung er Stadt. Und zwar über die 7700 Euro hinaus, die wir seit Jahrzehnten erhalten. Aber auch in der Politik sind wir einen Schritt weitergekommen und auf Verständnis gestoßen.
Ehrenamt findet eben nicht auf der großen Bühne statt, sondern oft im Verborgenen. Mit Ihrem Vorstoß sind Sie ja bewusst in die Offensive gegangen.
Das war eine bewusste Entscheidung, denn nicht nur in den Veedelsvereinen spielt das Ehrenamt eine große Rolle, auch in den Schulen, wo Lehrpersonal, Eltern und Kinder aktiv sind. Dieses Engagement darf nicht verloren gehen.
Zeit ist Geld, heißt es immer. Sind Rentnerinnen und Rentner prädestiniert fürs Ehrenamt?
Für mich ist es die schönste Art, sich im Alter zu engagieren. Es hält auch jung. Mit meinen Ehrenämtern will ich auch etwas zurückgeben, was mir durch meine Position als Geschäftsführer von Kölnkongress ermöglicht worden ist. Jetzt habe ich mehr Zeit dafür.
Der Karneval ist insgesamt vom Ehrenamt abhängig, das Festkomitee spricht von etwa 30.000 Ehrenamtlichen im Karneval. Ein riesiges Potenzial.
Diese Menschen sind ungeheuer wichtig für das Brauchtum. Aber in anderen Städten, zum Beispiel im schweizerischen Basel und italienischen Viareggio, ist die Kommune als Veranstalter von Umzügen eingestiegen. In Deutschland ist dieses Modell noch nicht so ausgeprägt, wobei es Vorstöße in diese Richtung gibt, etwa in Mannheim. Auch dort war der Karneval finanziell an seine Grenzen gestoßen.
Karten für Sitzungsbesuche kosten inzwischen bei vielen Vereinen deutlich mehr als 50 Euro, weil auch da die Kosten gestiegen sind. Wird Karneval zum Luxus?
Bei Rocholomäus haben wir die Kartenpreise von 38 auf 42 Euro erhöht, trotzdem sind wir ausverkauft. Auch in der Gastronomie haben die Preise angezogen. Ich glaube aber, dass es nach oben eine Grenze gibt, aber noch ist sie offenbar nicht erreicht. Der Pfarrkarneval und der Straßenkarneval sind günstige Alternativen, die mir persönlich sehr gut gefallen. Der Pfarrkarneval und der Straßenkarneval sind günstige Alternativen, die mir persönlich gut gefallen. Der Karneval bietet eine Fülle von Möglichkeiten.
Jeck met Hätz: Eine Aktion der Rundschau
Drei Personen die sich ehrenamtlich im Karneval engagieren, wird die Runschau Karnevalsfreitag im Rahmen des Sternmarsches auf dem Alter Markt auszeichnen. „Jeck met Hätz“ nennt sich die neue Aktion der Rundschau. Als Preis erhalten die Geehrten einen hochwertigen Gutschein zum Besuch einer Therme. Unter den Teilnehmenden, die Vorschläge einreichen, werden zwei Karten für die Rosenmontags-Tribüne des Excelsior-Hotels verlost.
Die Bewerbungsphase für die Auszeichnung läuft noch bis zum 17. Januar. Eine kurze Beschreibung der ehrenamtlihen Tätigkeit ist Teil der Bewerbung. Alternativ können Sie uns unter dem Betreff „Jeck met Hätz“ auch eine Mail an folgende Adresse schicken: koeln@kr-redaktion.de
Fünf Mitglieder gehören zu einer Jury, die zunächst 15 Personen auswählt, die in unserer Zeitung vorgestellt werden. Aus diesem Kreis werden letztlich drei Siegerinnen und Sieger ausgewählt. Teil der Jury sind Bernhard Conin, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, die Vereins-Geschäftsführerin Johanna Cremer sowie Dr. Philipp Hoffmann, Geschäftsführer des Festkomitees. Die Redaktion ergänzt die Jury durch Henriette Sohns und Thorsten Moeck. (tho)