Mehrere Tausend Jecke beteiligen sich jedes Jahr am Geisterzug. Erneut haben die Veranstalter den Zug als Kundgebung bei der Polizei angemeldet.
Die Not der Kultur wird zum MottoDurch dieses Veedel zieht der Kölner Geisterzug 2025
Der Geisterzug ist zurück in der Innenstadt. Von der Eigelsteintorburg aus führt der Weg am 22. Februar 2025 über den Eigelstein, Weidengasse, Gereonswall, Vogteistraße, Gereonsdriesch, Steinfeldergasse, Apostelsstraße und Mittelstraße. Die Abschlusskundgebung soll am Apostelnkloster stattfinden. Dieses Mal widmet sich das Organisationsteam um Ähzebär Erich Hermans der Kultur und hat das Motto „Mer bruche Jeld för Kultur, do sin mer Jeister stur“ ausgerufen.
Schon seit mehreren Jahren findet der Geisterzug am Samstag vor Weiberfastnacht statt – und damit vor der offiziellen Eröffnung des Straßenkarnevals. Grund sind die Kostensteigerungen für Sicherheit und Absperrungen. Und die politische Ausrichtung der Veranstaltung, denn während des offiziellen Straßenkarnevals dürfen Züge nicht zur politischen Kundgebung umgewandelt werden. „Ich hoffe sehr, dass sich Ehrenamtler der Vorortszüge bei uns anschließen und vielleicht selbst auch etwas politischer werden“, hofft Hermans.
Die Sparzwänge der Stadtverwaltung zur Vermeidung eines Nothaushalts sind die Vorlage für das Drehbuch des Geisterzugs dieser Karnevalssession. „Wir wenden uns dieses Mal gegen die ganzen Kürzungen, die im Kulturbereich zu verzeichnen sind. „Bei Tanz, Theatern, Musik, bei interkulturellenn Initiativen und in allen anderen Bereichen der Kultur wird bereits seit Jahren immer weiter gespart, jetzt sollen viele Projekte ganz ohne Unterstützung auskommen“, begründet Hermans die Themenwahl. Den Rückzug des Kulturbeirats nehmen die Veranstalter ebenfalls als Indiz für den Stellenwert der Kultur in der Stadt.
Die Anmeldung des Geisterzugs als Kundgebung hat den angenehmen Nebeneffekt, dass die Sicherheitsauflagen nicht ganz so hoch sind wie bei Karnevalsumzügen. Dennoch spürt auch das Organisationsteam des Geisterzugs, dem etwa zehn Personen angehören, den finanziellen Druck, der auf der Veranstaltung lastet. In den vergangenen Jahren sprangen immer mal wieder Sanitätsdienste kostenlos ein, ob das dieses Mal auch der Fall sein wird, ist noch ungewiss. „Wir sind stark auf Spenden angewiesen“, sagt Hermans. Derzeit warten die Verantwortlichen auf die Genehmigung des Zugwegs durch die Polizei.
Blick auf die Geldprobleme im Karneval
Mehrere Tausend Jecke ziehen beim Geisterzug traditionell durch wechselnde Kölner Veedel. Entstanden war der Zug im Jahr 1991. Als der Rosenmontagszug wegen des Golfkriegs abgesagt worden war, hatten sich zahlreiche kostümierte Menschen ersatzweise an einer „Anti-Golfkriegs-Demo“ beteiligt. Geisterzüge gab es jedoch auch schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor der Reformierung des organisierten Kölner Karnevals. Schon seit 1991 verfolgen die Veranstalter das Vorhaben, mit dem Geisterzug eine Verbindung von Karneval und politischer Botschaft zu erreichen.
Erneut wollen sich zahlreiche Vereine und Initiativen am Geisterzug beteiligen, unter anderem das Festkomitee Kölner Karneval, der Verein „Kulturnetz Köln“, „Zero Waste Köln“ und die KG Tote Funken. „Wir arbeiten noch daran, weitere Zusagen zu erhalten und den Kreis noch zu erweitern“, so die Organisatoren. Den Blick wollen sie zudem auf die Nöte des ehrenamtlichen Karnevals richten, denn nicht nur die „Schull un Veedelszöch“, sondern auch viele Vorortszüge in den Stadtteilen haben mit enormen Kostensteigerungen bei der Erfüllung von Sicherheitsauflagen zu kämpfen. „Vielleicht führt das ja zur Ausweitung des Karnevals und zu noch mehr Demonstrations-Zügen“, sagt Erich Hermans. In den vergangenen Jahren beteiligten sich meist 3000 bis 4000 Geister an der jecken Kundgebung.