„Feiert friedlich, feiert respektvoll“: Der Auftakt des Kölner Karnevals verkörpert Respekt, Toleranz und Vielfalt, getreu dem diesjährigen Motto „FasteLOVEnd, wenn Dräum widder blöhe“.
Stattgarde in KölnZum „FasteLOVEnds“-Motto wirbt das Dreigestirn für Vielfalt
Thorsten MoeckNachdem für René Kölver am Montag zum ersten Mal die Liedzeilen „Ach wär ich nur ein einzig Mal, ein schmucker Prinz im Karneval“ auf der Heumarkt-Bühne erklungen sind, darf sich der stattliche Bauer Michael Samm dem närrischen Volk präsentieren. „Feiert friedlich“ appelliert er und ruft den rund 12 000 Feiernden auf der Platzfläche dann laut zu: „Dreimal Düsseldorf…“ Dann lacht er herzhaft und raunt allen Alaaf-Rufern ein „Hab ich Euch!“ zu. So viel Humor ist selten im Dreigestirn, dass erstmals von der Stattgarde Colonia Ahoj gestellt wird. „Du hast noch eine lange Session vor Dir, das bekommst Du zurück“, verspricht Moderator Ralf Schlegelmilch, Präsident der veranstaltenden Willi-Ostermann-Gesellschaft.
Selten hat ein designiertes Dreigestirn zum Sessionsauftakt so deutlich Farbe bekannt wie dieses Mal. „Wir wollen ein Zeichen setzen. In Zeiten, in denen der Regenbogen in manchen Kreisen als Bedrohung wahrgenommen wird und Antisemitismus zunehmend zum Ausdruck kommt, wollen wir zeigen, dass der Regenbogen das Zeichen der Hoffnung ist“, betont Hendrik Ermen, die designierte Jungfrau Marlis, am Morgen im Rathaus. „Feiert friedlich, Feiert respektvoll. Feiert so, als gäbe es kein Morgen. Seid nett zueinander, geht aufeinander zu, schenkt einander ein Lächeln und lasst uns der Welt zeigen, dass Karneval jeden Tag besser macht“, sagt er und nagelt damit sozusagen die Sessions-Botschaft des Trifoliums verbal an die Rathaus-Tür. Und Bauer Michael hebt hervor, man wolle die Werte „Respekt, Toleranz und Vielfalt“ in die Karnevalssäle tragen. Das alles zum Motto „FasteLOVEnd, wenn Dräum widder blöhe“.
Während sich Donald Trump in den USA auf den neuerlichen Einzug ins Weiße Haus vorbereitet und in Deutschland über den Termin für Neuwahlen diskutiert wird, knallen in Köln die Korken. „Heute startet ein erfrischend optimistisches Kontrastprogramm zu manchen Vorgängen diesseits und jenseits des Atlantiks. Denn wir eröffnen heute wahrscheinlich die weltoffenste Session, die der Kölner Karneval je gefeiert hat“, stellt Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim Empfang des Dreigestirns fest, das sich anschließend ins Gästebuch der Stadt eintragen darf. Auch das Kinderdreigestirn mit Prinz Ole I., Bauer Anton und Jungfrau Philippa erlebt seine ersten Auftritte.
Der Elfte im Elften ist auch ein Schaufenster für die vielen Bands, die ihre neuen Lieder präsentieren. Die Musiker von Cat Ballou haben Sänger Joris dabei, Brings besingen mit „Su lang die Welt sich drieht“ den Wunsch nach Freiheit und holen Rapper Eko Fresh auf die Bühne, die Musiker von Kasalla werden für „Ding Südkurv“ gefeiert. Gedrückt wird die Stimmung jedoch für die Verantwortlichen des Festkomitees wegen erheblicher Kostensteigerungen im Straßenkarneval. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn appelliert für Gespräche mit der Politik (siehe Infotext).