270 Auftritte absolviert Volker Weininger in einem Jahr als „Sitzungspräsident“ - Längst auch abseits der Karnevalsbühne.
Karneval in KölnWie Volker Weiningers „Sitzungspräsident“ zum Ganzjahresprojekt wurde
Zwei Stunden lang auf der Bühne den Sturzbetrunkenen geben? „Nein“, winkt Volker Weininger ab. „So könnte ich mich selbst nicht ertragen.“ Deshalb gibt es in seinem Kabarettprogramm „Solo“ einen roten Handlungsfaden: Dem kleinen Karnevalsverein, dem seine Bühnenfigur als Präsident vorsteht, ist es endlich gelungen, für seine Sitzung eine der richtig bekannten Kölner Karnevalsbands zu engagieren. Deren Ankunft verzögert sich, der Präsident muss die Zeit überbrücken, gerät ins Plaudern, kommt vom sprichwörtlichen Hölzchen aufs Stöckchen. Klar, dass die Stimmbänder da hin und wieder mit einem frisch gezapften Kölsch „geölt“ werden müssen … Und so steigert Weiningers Alter Ego sich langsam, aber sicher, in jenen Zustand, mit dem er schon seit Jahren auf keiner Karnevalssitzung im Rheinland mehr fehlen darf.
So erklärt sich auch, wie die Figur des „Sitzungspräsidenten“ erfolgreich einen ganzen Abend tragen kann – und das nicht nur einmal. Gerade spielt er die letzten Termine seines Programms „Solo“, mit dem er seit 2019 tourte. Die offizielle Derniere findet am 19. Oktober im E-Werk statt. Das neue Programm „Filmriss“ feiert bereits im kommenden April Premiere.
Volker Weininger: Start auf der Bühne als Bestatter
Als Solo-Kabarettist debütierte Weininger bereits 2008. Unter dem Titel „Bestatten, Weininger“ trat er in der Figur eines Bestatters auf. „Euer Senf in meinem Leben“, in dem er als er selbst auftrat, folgte 2012. Daneben probierte er sich regelmäßig in Mixed Shows aus und testete neues Material – darunter auch die Figur des stets angeheiterten „Sitzungspräsidenten“, die auf Anhieb gut ankam – was auch den Verantwortlichen des Festkommitees nicht lange verborgen blieb.
Heute ist der Präsident Weiningers Ganzjahresprojekt. Während der Session tourt er als Redner durch die großen und kleinen Sitzungssäle, den Rest des Jahres tritt er als Solokünstler auf. Dazu kommt neuerdings noch „Das Herrengedeck“, bei dem er neben Martin Schopps und J.P. Weber auf der Bühne steht. In diesem Jahr haben die drei eine Weihnachtsshow auf die Beine gestellt, zu sehen ab dem 30. November in der Stadthalle Köln.
So kommen alleine in diesem Jahr 270 Auftritte zusammen. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass die kommende Karnevalssession eine sehr kurze ist und ein paar Buchungen weniger anstehen als in den Vorjahren. Ein Umstand, den er an der Figur des Präsidenten besonders schätzt: Die Auftritte finden fast ausschließlich in der Region statt. Lange Anfahrtswege und ständige Hotelaufenthalte gehören somit der Vergangenheit an.
Eine Frage, die ihm immer wieder gestellt wird: Trinkt er auf der Bühne wirklich echtes Kölsch, oder ist in den Gläsern alkoholfreies Bier oder Apfelschorle? „Ich muss ja an einem Abend auf der Bühne locker mal acht Gläser leeren“, schmunzelt Weininger. „Mit ein bisschen Nachdenken kann sich daher wohl jeder die Frage selbst beantworten.“
Karneval auf der Zülpicher: „Deckmantel und ein Alibi zum Trinken“
À propos Alkohol: Was sagt der private Volker Weininger, auch als Vater und ehemaliger Hochschuldozent, zu den Auswüchsen, die der Karneval regelmäßig etwa auf der Zülpicher Straße annimmt? „Ich kann verstehen, dass junge Leute feiern wollen“, sagt er. „Aber für diejenigen, die für den Ausnahmezustand verantwortlich sind, ist Karneval nur ein Deckmantel und ein Alibi zum Trinken. Leider sind es aber genau diese Bilder, die abends in den Fernsehnachrichten kommen und dem Ruf des Kölner Karnevals schaden“.
Die „Solo“-Derniere im E-Werk am 19. Oktober ist bereits ausverkauft, für den Zusatztermin am 18. Oktober gibt es noch ein paar Karten. Außerdem ist das Programm bis Ende des Monats noch ein paar Mal im Umland zu sehen.