Wie schmückt man einen ganzen Stadtteil mit dem Vereinslogo ohne sich der Sachbeschädigung schuldig zu machen? Der KG Uhu aus Dellbrück ist eine saubere Lösung eingefallen. Den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt gibt es noch dazu.
Die KG Uhu feiertZum Geburtstag gibt es Tätowierungen für Dellbrücks Gehwege

Ein Buch zum Jubiläum: Die Autoren Rainer Ott (l.), Ingo Eggemann und Dr. Bruno Wasser (r.) mit Musiker Jörg P. Weber bei der Präsentation in der Schreckenskammer.
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Die Menschen in Dellbrück dürfen sich zum Jahresbeginn 2024 über eine sehr spezielle Art der Straßenreinigung freuen. Mitglieder der heimischen KG Uhu werden Schablonen auf dem Gehweg der Dellbrücker Haupstraße und anderen belebten Orten auslegen und dann zum Hochdruckreiniger greifen. Nach getaner Arbeit soll ein wenig Dreck von den Gehwegplatten verschwinden und der Umriss des Vereinslogos mit der närrischen Eule wird als Abdruck zurückbleiben. „Alle 20 Meter wird dann ein Uhu das Pflaster zieren“, kündigt Präsident Rainer Ott freudig an. Schon in den kommenden Tagen sollen an den Laternen im Dellbrück die Fahnen des Clubs gehisst werden. Denn die KG Uhu feiert in der kommenden Session ihr 100-jähriges Bestehen.
Ingo Eggemann, der Archivar des Vereins, ist am Donnerstag ins Auto gestiegen und knapp 300 Kilometer gefahren, um aus einer Druckerei in Coesfeld die ersten fünf Exemplare des Jubiläumsbuchs abzuholen. Denn für den Abend hatte der Verein in das innerstädtische Brauhaus „Schreckenskammer“ geladen, um das 260 Seiten starke Werk musikalisch vorzustellen. „Wir haben uns für eine Buch-Einsingung entschieden“, verkündet Uhu-Sprecher Andreas Hergesell. Weil die 16 Kapitel alle Liedtitel als Überschrift tragen, durfte Jörg P. Weber kölsche Liedperlen wie die Eigeborenen von Trizonesien oder Willi Ostermanns „Heimweh noh Kölle“ anstimmen.
Das Schnäuzer-Ballett als Aushängeschild
Im Rechtsrheinischen ist die KG Uhu eine Institution, im Karneval sorgt der Verein vor allem durch sein Schnäuzerballett „Dellbröcker Boore“ für tänzerische Persiflage. Etwa 500 Mitglieder hat der Verein, der Frauenanteil fällt mit etwa zehn Prozent eher gering aus. „In den vergangenen beiden Jahren sind aber mehr Frauen als Männer neue Mitglieder geworden. Der Männerzenit scheint erreicht zu sein“, sagt Rainer Ott, der Präsident. Beim Dienstagszug in Delbrück wird die Familiengesellschaft erstmals einen Damenwagen mitführen.
Nach dem Jubiläum von Festkomitee und Roten Funken kehrt im Kölner Karneval ein Stück Normalität ein, das Dreigestirn der KG Treuer Husar Blau Gelb stammt erstmals aus nur einer Familie, und der Blick richtet sich wieder weg vom leicht dekatenten Hochglanz-Karneval auf die kleineren Vereine. Als die KG Uhu im Jahr 1999 ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert hat, durfte sie zugleich das Dreigestirn stellen - das war damals noch so üblich in Köln. Allerdings erfuhren die Dellbrücker erst eine Woche vor Sessionsstart von ihrem Glück, weil ein anderes Dreigestirn kurzfristig zurückgezogen hatte.
Das Jubiläum feiern die Dellbrücker mit einer besonderen Sitzung im Theater am Tanzbrunnen. Ansonsten veranstalten sie viele ihrer Sitzungen in der Aula der Gesamtschule Holweide. Am Karnevalssamstag lädt der Verein zur Straßensitzung, im Sommer organisieren die Uhus ein Fest im Veedel. „In Dellbrück spürt man, dass der Verein für das Veedel steht, das gibt es nicht oft“, sagt Jörg P. Weber, der seine ersten Erfahrungen auf der karnevalistischen Bühne vor gut zehn Jahren bei der KG Uhu gesammelt hat.
500 Mitglieder - Frauen deutlich in der Minderheit
Schon zum 75-jährigen Vereinsjubiläum hatte der Verein ein Jubiläumsbuch herausgegeben, nun folgt eine komplett überarbeitete Version. Vor 25 Jahren war der Druck gestoppt worden, um das spontan inthonisierte Dellbrücker Dreigestirn noch auf drei mikrigen Seiten im Buch abzufeiern. „Jetzt hat das Dreigestirn ein eigenes Kapitel“, sagt Dr. Bruno Wasser, der sich neben Rainer Ott und Ingo Eggemann für den Inhalt verantwortlich zeichnet.
In der jüngeren Vergangenheit sind auch erst die „Schnäuzer“-Pänz entstanden, was ein wenig nach genetischem Defekt klingt, aber in Wahrheit der lustige Name der Kindertanzgruppe ist. Am 31. Januar werden die Uhus ihren Stadtteil verlassen, um mit festlichem Aufzug im Rathaus zu erscheinen, denn Oberbürgermeisterin Henriette Reker empfängt eine Abordnung aus Dellbrück zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Das Jubiläumsbuch gibt es ab kommender Woche beim Verein oder in der Dellbrücker Buchhandlung zu kaufen.