AboAbonnieren

Karneval in KölnViele Reiter müssen im Rosenmontagszug zu Fuß gehen

Lesezeit 3 Minuten
Viele Pferdeverleiher haben in der Pandemie ihren Bestand reduziert. Im Jubiläumszug werden deutlich weniger Pferde zu sehen sein.

Viele Pferdeverleiher haben in der Pandemie ihren Bestand reduziert. Im Jubiläumszug werden deutlich weniger Pferde zu sehen sein.

Nur 200 Pferde werden im Kölner Rosenmontagszug mitgehen, so wenige wie lange nicht. Viele Verleiher haben aus Kostengründen den Bestand reduziert, auch das Image spielt eine Rolle. Manche Vereine gehen komplett leer aus.

Der Frust sitzt tief bei Jens Düren, überzeugter Karnevalist und noch überzeugterer Reiter. Wenn der Jubiläums-Rosenmontagszug in Deutz startet, wird Düren irgendwo im Urlaub in der Sonne sitzen, möglichst weit weg vom Trubel, bei dem er so gerne dabei gewesen wäre. „Aber wenn ich nicht reiten kann, dann verzichte ich. Sonst hätte ich mich auch im Wanderverein anmelden können“, sagt er leicht zerknirscht. Seit 1999 reitet er im Rosenmontagszug mit, inzwischen leitet er die Reitergruppe der Karnevalsgesellschaft Greesberger. Doch dieses Mal haben sie keine Pferde bekommen.

Wenn ich nicht reiten kann, dann verzichte ich. Sonst hätte ich mich auch im Wanderverein anmelden können.
Jens Düren

Im Rosenmontagszug werden dieses Mal nur rund 200 Pferde zu sehen sein, im Zug vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren es noch 300, vor etwa zehn Jahren trabten manchmal auch rund 450 Pferde mit. Doch die Zeiten haben sich geändert. Neben den Greesbergern haben auch die Colombinen und die Kölnische KG keine Pferde erhalten, Blaue und Rote Funken teilen sich die vorhandenen Pferde, bei der Prinzengarde sprang der Verleiher der Tiere ab, so dass die Tiere von anderen Anbietern geliehen werden müssen.

Die Große Kölner ist mit elf Pferden vertreten, auch hier waren es mal 30. „Viele Gewerbetreibende haben den Pferdebestand während der Pandemie reduziert“, erklärt Hajo Jennes, Reiterkorpsführer der Ehrengarde und im Festkomitee verantwortlich für die Tiere im Zug.

Neue Pferde zu jung und unerfahren

Zwei Gründe spielen dabei wohl die Hauptrolle: das Geld und das Image. Die Kosten für Pferde und für Tierarztbehandlungen sind deutlich gestiegen. Zudem hat die Diskussion um Pferde in großen Umzügen zu Anfeindungen von Reitern und Verleihern geführt. „Viele möchten sich das nicht antun“, weiß Jennes. Um Geld zu sparen, seien zum Teil auch junge Pferde angeschafft worden, die aber noch zu unerfahren für die Teilnahme an einem Großereignis wie dem Rosenmontagszug sind. „Viele Reiter haben im Training festgestellt, dass die Tiere noch nicht so weit sind und von selbst interveniert. Genau so soll es sein, die Sensibilität für das Thema ist da“, stellt Jennes fest.

Die Ehrengarde ist ein reines Reiterkorps und wird mit 52 Pferden die größte Reitergruppe im Zug stellen. Doch auch hier sind es sechs Pferde weniger als im Zug 2020. Die Greesberger waren zuletzt etwa mit 15 Pferden vertreten - jetzt wird die Gruppe nur aus Zweibeinern bestehen. „Für einen kleinen Verein wie wir es sind, spielen die Kosten eine große Rolle. Auch für die Reiterinnen und Reiter wird es immer schwieriger, das zu finanzieren“, sagt Jens Düren. Seit 30 Jahren hatten seine Greesberger einen eigenen Verleiher für die Pferde im Zug, doch dieser habe den Bestand ebenfalls deutlich reduziert und die Kosten angehoben.

Nach einem Kutschunfall im Zug 2017 hatte das Festkomitee in Zusammenarbeit mit Land und Veterinäramt die Zügel angezogen und strengere Regeln für das Mitführen der Pferde formuliert (siehe Kasten). Die neue Pferdeknappheit bei den Anbietern führt dieses Mal dazu, dass einige Pferde bereits sonntags aus Nürnberg angeliefert werden, um dann am nächsten Tag im Rosenmontagszug mitzulaufen.


Gelassenheitsprüfung für Pferde

Erstmals gilt in diesem Jahr der Rosenmontagszug als Gelassenheitsprüfung. Pferde, die den Zug ohne Probleme meistern, müssen im Laufe des Jahres somit keine weitere Prüfung mehr ablegen. Dadurch sollen für Reiterinnen und Reiter sowie für Pferdebesitzer Kosten gespart werden. Der Pferdesportverband hat die neue Regelung abgesegnet. Entlang des Zugwegs werden an mehreren Orten sogenannte Richter stehen, das Verhalten der Tiere beobachten und bewerten. Das Bestehen einer Gelassenheitsprüfung ist Voraussetzung für die Teilnahme am Zug. Bei der Prüfung werden die Tiere mit Musik und Wurfgegenständen konfrontiert werden, um die Bedingungen im Zug nachzustellen.