Martin Schopps und Guido Cantz sind die am stärksten gebuchten Redner - Sitzungspräsident Volker Weininger in Höchstform - Ein Duo kassiert Pfiffe.
Karneval in KölnSo starten die Redner in die Session – „Was darf man eigentlich noch sagen?“
Die Bütt ist ein hartes Metier, das weiß jeder, der mal einen Witz erzählt hat, über den niemand gelacht hat. Noch mehr als eine flache Pointe beschäftigt die Redner in dieser Session das Bemühen um politische Korrektheit. Hochoffiziell hebt Guido Cantz, der wie immer einen roten Maßanzug trägt, die Stimme und entschuldigt sich für alle jetzt und in Zukunft als diskriminierend empfundenen Witze. „Als Komiker muss man sich öfter entschuldigen als Mitarbeiter der Deutschen Bahn“, stellt er fest. Tusch. Die Entschuldigung gelte wirklich für alle Menschen, „egal für welches Pronomen ihr Euch heute Morgen entschieden habt. Vielleicht seid ihr als Mann aufgestanden, geht als Frau ins Bett und wacht morgen Früh als Schabrackentapir wieder auf“, sagt Cantz.
Die Zeiten sind nicht leicht für Spaßmacher, vor allem in Zeiten von Kriegen, wirtschaftlichen Krisen und allerlei persönlicher Empfindlichkeiten, die verletzt werden könnten. Das Redner-Duo „Willi und Ernst“ verließt eine Stellungnahme und verkündet: „Wir erklären, dass wir wirklich nur Spaß machen und niemanden verletzen wollen. Wir lieben alle Menschen - außer Holländer“, heißt es bei den Kabarettisten aus dem Koblenzer Raum. „Was darf man eigentlich noch sagen?“, fragt sich auch Marc Metzger und gesteht, seine Texte aus Verzweiflung von Künstlicher Intelligenz prüfen zu lassen. „Die KI kürzt und kürzt. Wenn das so weitergeht, komme ich nächstes Jahr als Mariechen“, scherzt er. Ingrid Kühne, eine der wenigen Rednerinnen bekennt, ihre Texte sogar „von KI“ schreiben zu lassen. „Von Kühne, Ingrid.“ Auch sie wird für ihre Rede gefeiert.
Ernste Zeiten führen in dieser Session keineswegs zu knüppelharten Abrechnungen mit der politischen Elite. Jörg P. Weber tituliert Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als „eierlosen Typen“, ansonsten halten sich persönliche Angriffe in Grenzen. Warme Worte finden die Komiker zum Heizungsgesetz der Ampel-Koalition. „Am Heizungsgesetz wurde mehr nachgebessert als am Gesicht von Harald Glööckler“, scherzt Cantz. Und „Sitzungspräsident“ Volker Weininger lästert, er sei zum Karnevalsempfang im Kanzleramt eingeladen gewesen, aber nicht hingegangen. „Ein Hamburger feiert Karneval in Berlin. Das ist so als würde Friedrich Merz auf dem Lastenrad eine neue Wärmepumpe ausliefern und dabei einen Joint durchziehen“, erzählt er und mimt den stark angesäuselten Präsidenten.
Martin Schopps und Guido Cantz am besten gebucht
Auch in dieser Session gehören Martin Schopps und Guido Cantz zu den am stärksten gebuchten Rednern, es folgt Bernd Stelter. Die Literaten der großen Vereine setzen weiterhin auf die etablierten Kräfte, um unliebsame Überraschungen und Abstürze zu verhindern. Eine Bruchlandung erlebten am Sonntag „Willi und Ernst“ bei einer Herrensitzung, ihr Zwiegespräch wurde von Pfiffen und Gesängen gestört. Einer der besseren Witze der Komiker zielen auf die Klimakleber ab. „Wenn ich mich an allem festkleben würde, was ich liebe, stünde jetzt Wolfgang Overath neben mir“, stellten sie fest. Hierfür spielte die Saalkapelle sogar mal einen Tusch.
Die Darbietungen der Redner sind durchaus solide, niemand weicht von seinem jahrzehntelang erprobten Konzept ab. Martin Schopps, hauptberuflich Lehrer, erzählt Witze über seine Schüler und hat auch sein traditionelles Zukunfts-Krätzjen aus dem Jahr 2025 mit einigen neuen Strophen bestückt. „Die Polizei hat die Energiekosten unterschätzt – Elektroschocker wurden durch Brennnesseln ersetzt“, reimt er in seinem Lied. Natürlich sorgt ihn auch das Ergebnis der Pisa-Studie. „Deutschland ist laut Pisa-Studie so dumm wie noch nie! Das Erschreckende: Unsere Bundesregierung hat noch nicht mal mitgemacht“, meint Schopps.
Redner im Kölner Karneval: Nachwuchs nicht erkennbar
Nachwuchs in der Bütt ist derzeit nicht erkennbar. Bei den Vorstellabenden vor der Session erlebten einige Redner herbe Enttäuschungen und das Publikum peinliche Scherze. Änderungen sind vorerst nicht in Sicht, und so bleiben auch weiter Witze über vegane Ernährung und Laktoseintoleranz en vogue. „Neulich bin ich bei einer Party mit einem Mettbrötchen auf den Balkon geschickt worden“, erzählt Metzger mit gespieltem Ernst.
Alle Redner eint der Wunsch, mit „Blödsinn“ Optimismus zu verbreiten. „Ist ein Raumschiff mit vier Astronautinnen unbemannt?“ will Metzger wissen. Und Schopps lässt sich bei Herrensitzungen viel Zeit für diesen Witz: „James Bond soll demnächst von einer Frau gespielt werden. Wie soll das gehen? Heftige Explosionen, schwer verletzte Menschen, Und das alles nur beim Einparken.“ Und Tusch.