Interview mit Kölner KarnevalistDrohbriefe wegen 2G-Regel an Karneval
- Als Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft ist Ralf Schlegelmilch (57) zuständig für den Sessionsauftakt am Heumarkt.
- Thorsten Moeck sprach mit ihm über die 2G-Regelung – und die Konsequenzen.
Die Botschaft, die vom Runden Tisch zum Sessionsauftakt ausgeht, lautet: Feiern ja, aber längst nicht so wie gewohnt. Wie war die Diskussionsatmosphäre?
Wir haben zweieinhalb Stunden positiv und in der Sache sehr konstruktive Gespräche geführt. Und wir haben viele Fragen zur Feier auf dem Heumarkt beantwortet.
Wo ja nur Geimpfte und Genesene Tickets kaufen können.
Die Frage war, ob dies rechtlichen Aspekten standhält. Damit haben wir uns ausführlich befasst. Grundsätzlich hätten wir gerne die gesamte Altstadt abgesperrt und eine 2G-Regel aufgestellt. Das wäre juristisch aber nicht haltbar. Also haben wir uns darauf konzentriert, den äußeren Sperrring in der Altstadt so zu ziehen wie in den vergangenen Jahren auch. Als Vorstand der Willi-Ostermann-Gesellschaft wollten wir uns für eine Veranstaltung einsetzen, die wir am Ende auch verantworten können. Deshalb 2G.
Zur Person
Ralf Schlegelmilch (57) ist seit 2012 Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft und kümmert sich seit knapp 20 Jahren mit seinem Team um die Ausrichtung der Sessionseröffnung am Heumarkt. Seit mehreren Jahren übernimmt er zudem die Moderation der Veranstaltung. Auch in diesem Jahr wird der Karnevalsauftakt in Köln wieder von 10.30 Uhr bis 16 Uhr vom WDR-Fernsehen live übertragen.
Beim Festkomitee ist Schlegelmilch seit drei Jahren Marketingchef und in dieser Funktion auch Mitglied des Vorstands. Er kümmert sich zudem um Sponsoren. Zuvor gehörte er dem Beirat des Festkomitees an. (tho)
Sie verkaufen erstmals für die gesamte Platzfläche Karten. Wir groß ist die Kapazität und wie groß die Nachfrage?
Bislang haben wir rund 3000 Tickets verkauft, angeboten werden etwa 10 000. Wir haben noch Wartelisten und sind uns sicher, dass die Kapazität des Platzes ausgeschöpft wird. Die Tickets kosten 11,11 Euro, was wir uns nicht leicht gemacht haben. Aber wir haben eine massive Kostenerhöhung durch die pandemiekonforme Umsetzung. Und unsere Gäste verstehen das zum Glück auch. Allein im Sicherheitsdienst bedeutet dies den dreifachen Personaleinsatz. Und wir haben eine Software angeschafft, um den Impfstatus beim Kartenkauf abzufragen. Jeder Zuschauer, jeder Künstler und jeder Journalist benötigt ein elektronisches Ticket. Das ist positiv aufgenommen worden.
Musiker, die sich offen für 2G ausgesprochen haben, sind in den sozialen Netzwerken stark angefeindet worden. Wie ging es Ihnen?
In der Karnevalsszene waren wir die Ersten, die mit 2G rausgegangen sind. Peter Brings folgte. Wir haben nahezu Deckungsgleich die Auswüchse einer Parallelwelt erlebt. Ich hatte eine anonyme Post ohne Briefmarke zu Hause im Briefkasten liegen. Darin fand sich ein ausgeschnittener Judenstern. Es wurde mit lautstarker Gegenmusik am Heumarkt gedroht, mit Demonstrationen, das ganze Programm.
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Und dann?
Ich habe trotzdem gut geschlafen, aber es macht mich einfach wütend. Ich bin ein Fan des Rechtsstaates, deshalb darf jeder auch seine Meinung äußern. Aber es gibt Grenzen des guten Anstands. Ich wurde als Spalter der Gesellschaft bezeichnet und wurde darauf hingewiesen, das habe es vor 90 Jahren in Deutschland schon einmal gegeben. Außerdem sei ich ja Unterstützer der Merkel-Diktatur, das waren die Kernaussagen. Wir haben das in der Vorbereitungsrunde berichtet, wo die Polizei mit am Tisch sitzt. Mich ärgert das, weil wir beim Sessionsauftakt von einer Privatveranstaltung unseres Vereins sprechen. Niemand hat ein Grundrecht, dabei sein zu müssen.
Sie richten seit Jahren ehrenamtlich den Sessionsauftakt aus. Wie viel Aufwand war es dieses Mal?
Der gesamte Vorstand mit acht Personen ist intensiv damit befasst. Am Ende werden 40 Mitglieder in die Veranstaltung eingebunden sein. Wir sind in gesamten Umfeld des Heumarkts, also auch in der Altstadt für das Sicherheitspersonal zuständig. Dabei arbeiten wir auf Augenhöhe mit der Stadt. Um die Wartezeiten zu verkürzen, werden Sicherheitsteams schon der der Schlange die elektronischen Tickets kontrollieren und Einlassarmbänder vergeben. Die Leute sollen sich ja nicht schon morgens um vier Uhr anstellen müssen. Insgesamt sprechen wir bestimmt über 400 bis 500 Sicherheitsmitarbeiter. Für einen ehrenamtlichen Verein ist das eine Herausforderung. Die Belastung für jeden Einzelnen ist enorm.
Das Kerngeschäft der Vereine sind Sitzungen. Wird da auch 2G gelten? Und: Entscheidet jeder Verein individuell?
Ja, so ist es geplant. Wir haben jetzt schon ausverkaufte Sitzungen, weil wir bei den Veranstaltungen bereits mit dem Vorverkauf für das nächste Jahr beginnen. Die meisten Karten sind also bereits vor der Corona-Pandemie verkauft worden. Unsere Kunden haben ihre Karten behalten. Wir haben uns auf 2G festgelegt.
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